„Sehr wenige Unfälle“
Nach dem tödlichen Unfall an der Eisenbahnlinie Terzo Valico: Auch in Südtirol haben die Gewerkschaften die Arbeiter auf den BBT-Baustellen zum Streik aufgerufen. Welche Unfallbilanz die BBT SE vorweist.
Nach dem tödlichen Arbeitsunfall auf einer Baustelle an der Eisenbahnlinie Terzo Valico zwischen Piemont und Ligurien riefen gestern nationale Gewerkschaftsbünde italienweit zum Streik auf. Bei einer Explosion war ein 34-jähriger kalabrischer Transportfahrer ums Leben gekommen, ein weiterer Arbeiter musste ins Krankenhaus gebracht werden.
Auch die Gewerkschaften Feneal (UIL-SGK) und Fillea (AGB/CGIL) hatten am Mittwoch die Arbeiter auf den zwei aktiven Baustellen des Brennerbasistunnels in Südtirol zu einem einstündigen Streik am Schichtende aufgerufen. Dies als Zeichen der Solidarität und des Mitgefühls der Bauarbeiter des BBT mit ihren Kollegen und deren Familien.
Detail am Rande: Die Region Trentino-Südtirol steht italienweit an zweiter Stelle, was die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle betrifft. Die meisten Unfälle ereignen sich in der Landwirtschaft, der Bauwirtschaft und bei Waldarbeiten. Im Jahr 2021 wurden in Südtirol 14.000 Arbeitsunfälle verzeichnet, davon 13 tödliche.
Zurück zum Streik: In Südtirol war die Streikbeteiligung auf den BBT-Baustellen gering.
Martin Ausserdorfer, Direktor der BBT-Beobachtungsstelle, zur Unfallstatistik.
Tageszeitung: Herr Ausserdorfer, wie hoch ist die Beteiligung am Solidaritätsstreik?
Martin Ausserdorfer: Italienweit haben die Gewerkschaften aufgerufen, nach dem Unfall im Piemont ein Zeichen zu setzen. Das hat aber nichts Direktes mit der BBT-Baustelle zu tun.
Wie viele Arbeitsunfälle haben sich bisher auf der BBT-Baustelle ereignet?
Als Direktor der Beobachtungsstelle für Umwelt- und Arbeitsschutz kann ich festhalten, dass auf den BBT-Baustellen im Verhältnis zu den Personen, welche bei den Baulosen Mauls und Eisackunterquerung aktiv sind, der Frequenzindex und der Schweregrad der Arbeitsunfälle im Vergleich zum nationalen INAIL Index sehr niedrig gehalten werden konnten. Wenn man bedenkt, dass allein im Jahr 2022 am Tag durchschnittlich 1.350 Personen bei besagten Südtiroler Baulosen aktiv waren, zeigt es uns, dass die rigiden Maßnahmen zur Arbeitssicherheit Wirkung zeigen. Neben kleineren Unfällen war auf Südtiroler Seite glücklicherweise seit Beginn der Arbeiten kein tödlicher Arbeitsunfall zu verzeichnen. Einen solchen hatte es bedauerlicherweise bei einem Bremsversagen in Tirol gegeben. Im Vergleich dazu: Beim Gotthard-Basistunnel gab es sieben Todesfälle. Diese waren für uns auch eine zusätzliche Verpflichtung, um uns mehr als gut auf die Arbeitssicherheit zu konzentrieren.
Die Baustelle Eisackunterquerung ist überdies beim Rückbau. Gerade in letzter Zeit haben sich die Zwischenfälle sehr stark reduziert, weil die gesamten Vortriebsarbeiten nun mit der Tunnelbohrmaschine durchgeführt wurden. Nach Einrichtung einer Baustelle reduziert sich die Gefahr.
Worauf führen Sie die bisherige Unfallbilanz zurück?
Wir haben sehr großen Wert auf Prävention gelegt. Die Mitarbeiter wurden zur Wichtigkeit des Arbeitsschutzes sensibilisiert, damit sind wir über die Vorschriften hinaus gegangen. In enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitsinspektorat wurden immer wieder Kontrollen durchgeführt, dieses hat auch darauf geachtet, dass die Vorschriften eingehalten werden. Im Sinne des Arbeitsschutzes werden die Vorschriften zum Belüften und zur Beleuchtung rigide eingehalten.
Hinzu kommt: Helmut Sinn, ehemaliger Leiter der Abteilung Arbeit und BBT-Vorstandsmitglied, und jetzt Sieghart Flader, Direktor im Arbeitsinspektorat, haben sehr großen Wert auf Arbeitssicherheit gelegt, die auch im Zuge der Ausschreibungen berücksichtigt wurden.
Wie viele Arbeiter sind auf der BBT-Baustelle tätig?
Während in Mauls Vollbetrieb herrscht und im Jahresdurchschnitt 2022 an die 950 Arbeiter pro Tag vertreten waren, so hat sich jene Zahl beim Baulos Eisackunterquerung stark reduziert, da dort die Arbeiten vor dem Abschluss stehen. Jene Zahl beläuft sich im Jahresdurchschnitt auf 400 Personen.
Interview: Erna Egger
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