Monica Bonvicini: Retrospective
Die Antonio Dalle Nogare Stiftung präsentiert im Rahmen der Ausstellung „Re-Materialisierung der Sprache 1978-2022“ Monica Bonvicinis Soundinstallation Retrospective (2022). Das Werk ist zum ersten Mal in Italien zu hören.
Das von der Künstlerin anlässlich ihrer umfassenden Einzelausstellung I do You in der Neuen Nationalgalerie in Berlin erstmals realisierte Werk, wird im Außenraum der Stiftung, zwischen dem Gebäude und der umliegenden Natur, installiert. Im Rahmen des öffentlichen Programms Fondazione Live findet im Anschluss an die Eröffnung ein Gespräch zwischen der Künstlerin und den KuratorInnen Cristiana Perrella und Andrea Viliani statt.
In Retrospective rezitiert eine Stimme um die 2000 Werktitel der Künstlerin, die seit Beginn ihrer Praxis in den 1990er-Jahren bis heute entstanden sind, und hinterfragt so die Möglichkeiten der Präsentationsform, die eine rückblickende Werkschau annehmen kann. Bonvicini setzt sich in ihrer multimedialen Praxis kritisch mit Konventionen und sozialen Konditionierungen im Bezug auf Machtstrukturen, Architektur, Raum und Geschlecht auseinander. Sprache in ihren unterschiedlichen Formen bildet hierbei ein essenzielles konzeptionelles Mittel und manifestiert sich zugleich als pragmatische und poetische Botschaft in den Werktiteln Bonvicinis. So gestaltet sich die in Retrospective getaktete Abfolge der Titel als ein Gedicht, ein konkretes Gedicht, eine surrealistische Komposition, die jedoch durch die Wiederholung serieller Wortabfolgen und die Beständigkeit der Themen neue mögliche Bedeutungsszenarien eröffnet.
Die Ausstellung Re-Materialisierung der Sprache. 1978-2022 wird in regelmäßigen Abständen aktiviert und rekonfiguriert sich selbst als ein Vergleich zwischen den Recherchen von Künstlerinnen verschiedener Generationen und wird zu einer Live- und Echtzeit-Analyse der sich ständig neu definierenden Grenzen zwischen Wort und Bild, Werk und Dokument, Ausstellung und Buch, Artefakt und Körper, AutorIn und BenutzerIn.
Bonvicinis Soundinstallation ist die zweite Intervention in der Ausstellung.
Die eklektische, aber rigorose Praxis von Monica Bonvicini (Venedig, 1965) untersucht die Beziehung zwischen Architektur, Macht, Geschlecht und Sexualität, Raum und Zeit, und resultiert in Werken, die die Bedeutung des Kunstmachens, die Mehrdeutigkeit der Sprache und die Grenzen und Möglichkeiten des Ideals der Freiheit hinterfragen. Bonvicinis Kunst ist sarkastisch, direkt und voller historischer und gesellschaftspolitischer Bezüge; sie unterlässt es nie, einen kritischen Bezug zu den Orten, an denen sie ausgestellt wird, zu den Materialien, aus denen ihre Werke bestehen, und zu den Rollen von BetrachterIn und UrheberIn herzustellen.
Bonvicini studierte Kunst an der Universität der Künste in Berlin und am California Institute of the Arts. Von 2003 bis 2017 war sie Professorin für Performative Kunst und Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien und wechselte im selben Jahr an die Universität der Künste in Berlin, wo sie eine Professur für Bildhauerei innehat. Bonvicini wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter der Goldene Löwe der Biennale von Venedig (1999); der Preis der Nationalgalerie für junge Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin (2005Ihre Einzelausstellung mit dem Titel I do You läuft noch bis zum 30. April 2023 in der Neuen Nationalgalerie in Berlin, bis zum 7. Mai ihre Einzelausstellung am Bauhaus in Dessau mit dem Titel Structural Psychodrama #5. Im Jahr 2012 wurde Bonvicini der Verdienstorden der Italienischen Republik verliehen.
Termin: 10. Februar um 20.00 Uhr in der Stiftung Antonio Dalle Nogare. Kostenlose Führung um 19.00 Uhr.
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