„Keine Federn lassen“
Der Verbraucherschutzverein Robin zeigt auf, wie VerbraucherInnen der Inflationsfalle entgehen können – und wie richtig mit dem Geld umzugehen auch Spaß machen kann.
von Artur Oberhofer
Walther Andreaus, der Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin, bringt das Dilemma auf den Punkt: „Die allgegenwärtige Inflation ist zu einer Volkskrankheit geworden, ärmere Menschen sind unverhältnismäßig stark betroffen und breiten Schichten der Bevölkerung treibt sie Sorgenfalten auf die Stirn.“
Bedingt durch die hohen Preissteigerungen könnten Haushalte von ihrem Einkommen immer weniger kaufen und weniger Geld fürs Sparen aufwenden. Im Gegenteil, das Ersparte und Reserven würden sogar abgebaut. Noch sei auch keine Normalisierung der Lage abzusehen und selbst wenn es so bliebe – das zeige die Erfahrung –, würden die bereits erfolgten Preisanstiege der Waren und Dienstleistungen bestehen.
Wie kann man die Inflation bekämpfen?
Politik und Notenbanken versuchten den Schwierigkeiten auf den Leib zu rücken, erklärt Walther Andreaus. Dabei gebe es zwei einflussreiche Lager.
Andreaus wörtlich:
„Das erste Lager fordert eine drastische Anhebung der Zinssätze, um die Ausgaben zu drosseln. Sie warnen davor, dass später ein umso brutaleres Vorgehen erforderlich sei. Das zweite Lager lehnt eine solche Schocktherapie als unnötig ab. Stattdessen wird hier ein vorsichtiges ,Auf-Sicht-Fahren‘ vorgeschlagen, also die Situation laufen zu lassen, solange die Löhne der Beschäftigten niedrig gehalten werden und sich keine Lohninflation abzeichnet. Diese Linie wird derzeit in Europa gefahren. Beide Lager stimmen darin überein, dass steigende Löhne die eigentliche Bedrohung darstellten. Doch beide Lager liegen gefährlich falsch.“
Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 habe man eine wachsende Ungleichheit in Kauf genommen. Seit 15 Jahren profitieren die wenigen Reichen von der Geldpolitik der Zentralbanken, während ein Großteil der Bevölkerung unter strafenden Sparmaßnahmen leidet. „Dies hat zu chronisch unzureichenden öffentlichen Investitionen und niedrigen Löhnen geführt“, glaubt der Verbraucherschützer Andreaus. Die Zentralbanken hätten den Geldhahn für Einige ordentlich aufgedreht, was die Aktien- und Immobilienpreise in die Höhe getrieben habe, während die Löhne stagnierten. Andreaus‘ Fazit: „Eine erschütternde Ungleichheit wurde zur Tagesordnung.“
Eigentlich müssten die Löhne und Renten zumindest der Inflation angeglichen werden. „Nicht nur im Interesse der Arbeitnehmer und Rentner, sondern auch weil sonst die Nachfrage zurückgeht, die Produktivität geringer wird, die Aufstiegschancen und die beruflichen Qualifikationen leiden und es zu einer vergifteten Politik kommt“, so der Robin-Geschäftsführer.
Wie können sich VerbraucherInnen selbst helfen?
Statt die Spekulation zu stoppen, fördere die Politik diese oft noch mit unseren Steuern. Die Ergebnisse der Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung ließen auf sich warten und Abhilfe sei so schnell nicht in Sicht. „So bleibt den VerbraucherInnen nichts anderes übrig, als selbst tätig zu werden, auch wenn Entscheidungen über Geldangelegenheiten am liebsten gar nicht getroffen werden“, so Walther Andreaus. Und das wüssten die Finanzhaie und Spekulanten.
Hier einige Anregungen des Vereins Robin:
- Die Inflation betrifft damit natürlich die Ersprarnisse. Unmittelbare Verlierer durch die Inflation sind Personen, deren Erspartes nicht vor der Inflation geschützt ist. So sind allein bei Kontokorrenteinlagen der Südtiroler SparerInnen von 10,8 Milliarden Euro (Stand 2021) durch die zweistellige Inflationsrate über 1 Milliarde Euro innerhalb eines Jahres an Wert verloren gegangen. Auch wer z.B. einen Zusatzrentenfonds wie beispielweise bei Laborfonds hat, hat im letzten Jahr Federn lassen müssen: zum Rückgang des Quotenwertes von teilweise über 10% ist noch die nicht abgedeckte Inflationsrate zu rechnen. Neben dem Verlust der Kaufkraft muss so auch die Entwertung des eigenen Vermögens verkraftet werden. Doch sich hier allein auf eine „qualifizierte“ Beratung durch die eigene Bank zu verlassen, ist nicht immer ein guter Rat. So haben diese beispielsweise kaum inflationsgeschützte Anleihen in den letzten Jahren angeboten. Wer diese hatte, kann sich die Hände reiben. Mit den erhöhten Leitzinsen der Europäischen Zentralbank werden verschiedene Anlagen allmählich wieder attraktiver. Doch aufpassen, dass man nicht vom Regen in die Traufe kommt! Sich selbst gut informieren ist Grundvoraussetzung.
- Um den Überblick über die Ausgaben zu behalten und Sparpotenzialebesser zu erkennen, lohnt sich das Führen eines Haushaltsbuches. Das kann auch Spass machen! Schnell zeigt sich, wohin das Geld fließt. Nicht nur überschaubare Beträge wie für das tägliche Essen auswärts summieren sich zu größeren Posten. Auch regelmäßige Abbuchungen höherer Summen wie die monatlichen Beträge für Strom und Gas können Sparimpulse liefern (z.B. finden sich auf der Homepage der Verbraucherzentrale Südtirol verschiedene Möglichkeiten das Haushaltsbuch zu führen als auch Rechner und Vergleiche die helfen Sparpotentiale ausfindig zu machen).
- Bei den Energiepreisen als Hauptinflationstreiber kann man ansetzen und den individuellen Energieverbrauch kontrollieren und reduzieren. Bei Strom, Heizung und Auto sind erhebliche Einsparungen drin.
- Auch die Nahrungsmittelpreise sind stark gestiegen. Gesundes, selbst gekochtes Essen muss dennoch nicht teuer sein. Eine Reduzierung des Fleischkonsums, der Kauf vorwiegend saisonaler Produkte und die Eindämmung von Lebensmittelverschwendung machen sich in der Brieftasche positiv bemerkbar. Wer Leitungs- statt Mineralwasser trinkt, landet einen Volltreffer.
Für den Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin, Walther Andreaus, kann Kaufzurückhaltung und richtig mit dem Geld umgehen durchaus auch Spaß machen. Doch es will gelernt sein.
Walther Andreaus meint:
„Wer mehr vom eigenen Leben haben will, sollte sich konkret mit den eigenen Finanzen befassen. So wird die Abhängigkeit von ,qualifizierten‘ Beratern geringer und finanzielle Entscheidungen überfordern nicht mehr (so sehr). Es gibt nicht den einen Weg, der für jede/n der richtige ist. Doch eine nachhaltige Geldstrategie sollte jede/r haben.“
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Kommentare (6)
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romy1988
Die Sache mit dem ‚richtig Geld umgehen‘ können viele nicht mehr. Ohne vorher zu rechnen wird auf Pump gekauft und nicht verstanden, dass mit der Rückzahlung der Raten durch überhöhte Zinsen das Produkt noch teurer wird. Die Menschen müssen lernen, zurückzustecken. Sparen können nur mehr die wenigsten.
olle3xgscheid
Solche Arrikel finde ich blanken Hohn.
Allein schon Miete und Darlehen , Strom fressen min die Hälfte Lohn, und danach bleibt zum sparen nicht viel übrig.
klum
Miete UND Darlehen? klingt zumindest komisch. Am ehesten würde ich da tatsächlich das Haushaltsbuch der VZS empfehlen.
cosifantutte
Die wirkliche inflationäre Entwertung der ungedeckten Kunstwährung Euro hat noch nicht wirklich begonnen. Sobald die Kreditwürdigkeit der dahinter stehenden, bis zur Halskrause verschuldeten, rohstoffarmen und demographisch erledigten Staaten für den Rest der Welt offensichtlich verbraucht ist, ist der Kaiser nackt.
Der Hammer fällt, wenn wegbrechende Abgaben und Steuern nicht mehr kompensiert werden können und es ist Schluss mit lustig.
Die, die das Geld drucken hingegen, gewinnen immer.
„Der Prozess, mit dem die Banken Geld erschaffen, ist so simpel, dass der Verstand ihn zurückweist.“
John Kenneth Galbraith, Ökonom
andreas
USA und vor allem China stehen nicht wirklich besser da, also ruhig Blut, das wird schon wieder.
China ist hochverschuldet und die Bevölkerung traut sich, wie man bei den Coronaprotesten gesehen hat, aufzubegehren und der Staat schwenkt bei Notwendigkeit auch um.
Beiden käme ein militärischer Konflikt in Taiwan gelegen, um die innenpolitischen Schwierigkeiten zu überdecken.
Nebenbei buhlt China um die Gunst der EU.
tirolersepp
Kompletter Blödsinn Herr andreaus, nie nachdenken wo kann ich sparen, sondern immer denken wo geht noch Geld in meine Kasse !!!!