„Wähle das Leben“
Am ersten Sonntag im Februar begeht die Kirche Italiens den Tag des Lebens. Heuer steht dieser Tag unter dem Motto „Der Tod ist nie eine Lösung“. Bischof Ivo Muser sagt dazu: „Dieses Leitwort ist nicht als Theorie oder als Slogan geeignet. Es will Mut machen zu einer neuen Entschiedenheit für das Leben in all seinen Formen. Was tue ich, ganz konkret ich, dass Menschen in meiner Umgebung das Leben wählen können?“
Die Botschaft von Bischof Muser im Wortlaut:
„Bevor das Volk Israel in das versprochene Land hineinzieht, sagt Mose die bedeutungsvollen und richtungsweisenden Worte: „Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen“ (Dtn 30,19).
Leben ereignet sich am Scheideweg, am Übergang, an der Schnittstelle zwischen Leben und Tod. Es braucht die Unterscheidung und die Entscheidung. Die Alternative zum Fluch ist der Segen, die Alternative zum Tod ist das Leben.
Der christliche Glaube ist getragen von Gottes Ja zu seiner Schöpfung, zu allen Formen des Lebens und zum Menschen als Gottes Ebenbild und als Hüter der Schöpfung. Diese Überzeugung teilen Christen und Christinnen mit vielen Gläubigen anderer Religionen, und sie erhält im christlichen Glauben an die Menschwerdung Gottes durch Jesus Christus die radikale Gewissheit, dass das menschliche Leben unverfügbar und heilig ist. Sie wählen deswegen das Leben, sie sind Freunde des Lebens, des menschlichen Lebens und der Schöpfung als unserer Umwelt und Mitwelt. Sie sind Freunde des geborenen wie auch des noch nicht geborenen Lebens, Freunde des entfalteten Lebens ebenso wie Freunde des Lebens mit Behinderung und schließlich ganz umgreifend Freunde des zeitlichen und des ewigen Lebens.
Christen und Christinnen sagen deutlich, dass Abtreibung und aktive Sterbehilfe dem Gebot Gottes widersprechen, und sie wissen sich auch dem Schutz von Embryonen verpflichtet. Sie setzen sich dafür ein, dass Kinder und junge Menschen unversehrt aufwachsen dürfen. Sie sagen ein deutliches Nein zu jeder Form der Gewalt an Frauen und sie sprechen sich klar gegen die Todesstrafe aus. Sie bekennen sich von ihrem Glauben her zur Verantwortung gegenüber der gesamten Schöpfung und sie wissen, dass dies ohne Umdenken und ohne Verzicht nicht möglich ist. Und wo wir als Gläubige und als kirchliche Gemeinschaft in all diesen Bereichen Schuld auf uns geladen haben, bitten wir Gott um Einsicht, Vergebung, Umkehr und Entschiedenheit.
Egal ob im Mutterbauch, als Kind und junger Mensch, im reifen Lebensalter, in Phasen existenzieller Nöte, in Krankheit und im Angesicht des Todes: Jedes Menschenleben beschenkt die Welt mit seiner Einzigartigkeit. Und jedem Menschenleben steht Liebe, Achtung, Respekt und Würde zu. Wähle also das Leben! Es gibt immer diese Alternative: JA zum Leben, NEIN zu einer Kultur des Todes.
Der Tod ist nie eine Lösung: Dieses Leitwort ist nicht als Theorie oder als Slogan geeignet. Es will Mut machen zu einer neuen Entschiedenheit für das Leben in all seinen Formen. Was tue ich, ganz konkret ich, dass Menschen in meiner Umgebung das Leben wählen können? Nur wer sich diese Frage beantwortet, kann sich glaubwürdig für einen umfassenden Lebensschutz einsetzen.
Ich danke allen, die sich im Denken, im Reden und im Tun für das Leben entscheiden. Ich danke allen, die anderen Menschen helfen, das Leben zu wählen.“
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