Das Geheimnis der Steinböcke
Die 7000 Jahre alten Überreste von Steinböcken, die im Sommer am Lodner gefunden wurden, sind ins Naturmuseum Südtirol gebracht worden. Fachleute werden mit weiteren Analysen beauftragt.
„Vor allem geht es darum, den Fund einzuordnen“, sagt David Gruber, Direktor des Naturmuseums, der die Überführung der tierischen Überreste aus der Jungsteinzeit (Neolithikum) am Mittwoch begleitet hat.
Bereits sicher ist, dass die Überreste der Steinböcke 7000 Jahre alt sind – das wurde bereits mittels Radiocarbonanalyse Anfang Dezember bestätigt.
Nun wird das Amt für Archäologie einen Experten oder eine Expertin damit beauftragen, die Überreste weiter zu untersuchen. „Es wird zunächst untersucht, ob bei den Funden Einwirkungen vom Menschen festgestellt werden können“, erklärt David Gruber.
„Vor allem können unter dem Mikroskop Jagd- oder Schnittspuren nachgewiesen werden“, sagt Herwig Prinoth, Konservator für Paläontologie des Naturmuseums. „Unabdingbar ist aber ein Lokalaugenschein. Diesen werden wir bald mit unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, jenen des Amtes für Archäologie und der Forststation St. Leonhard vornehmen“, sagt Gruber.
Auf jeden Fall ist der Fund für die heimische Tierwelt von Bedeutung. Mit Spannung erwartet werden – sofern die Fundstücke dies erlauben – weitere Genanalysen, wie sie etwa in der Schweiz an vergleichbaren Steinbocküberresten bereits durchgeführt wurden.
„Der Steinbock wurde im Alpenraum zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert massiv bejagt, Ende des 19. Jahrhunderts war er praktisch ausgerottet, im Gran Paradiso gab es eine per königlichem Dekret geschützte Kolonie mit 50 bis 100 Tieren“, sagt Petra Kranebitter, Konservatorin für Zoologie des Naturmusems.
Im 20. Jahrhundert begannen Initiativen zur Wiederansiedlung, Ende 2013 wurde der Bestand in Südtirol mit etwa 1400 Tieren angegeben. „Mit derartigen Analysen könnte unter anderem die genetische Vielfalt der modernen und der historischen Steinbockpopulation verglichen werden“, sagt Kranebitter.
Jetzt ist Wissenschaft am Zug
Anfang Juli 2022 haben Stefan Pirpamer, Tobias Brunner, Arno Ebnicher und Luca Mercuri am Gipfelplateau des Lodner (3228m) in der Texelgruppe die Überreste von mindestens 15 Steinböcken gefunden und diesen Fund an die Forststation St. Leonhard/Passeier gemeldet.
Der stellvertretende Stationsleiter Andreas Hofer erwartete David Gruber, den Direktor des Naturmuseums Südtirol, sowie seine Mitarbeiterin Petra Kranebitter und Mitarbeiter Herwig Prinoth, welche die Überreste abholten und nach Bozen ins Naturmuseum überführten.
In weiterer Folge werden die Fundstücke fotografisch dokumentiert, inventarisiert, in die Datenbank des Naturmuseums eingetragen und stehen anschließend für weitere wissenschaftliche Analysen zur Verfügung.
Appell an Fundstücke-Jäger: Abgeben oder liegen lassen
Es wird nicht ausgeschlossen, dass noch einige Fundstücke am Gipfelplateau des Lodner liegen, möglicherweise hat auch schon jemand Knochen oder andere Überreste mitgenommen.
„Wir bitten alle eindringlich, die Fundstücke an Ort und Stelle zu lassen, dem ein Naturmuseum ein Foto zukommen zu lassen bereits geborgene Fundstücke bei uns im Naturmuseum abzugeben, damit die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein möglichst komplettes Abbild rekonstruieren können“, sagt David Gruber.
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