Die Eisenbieger-Sklaven
Überlange Turnusse, geringe Bezahlung: Eine Meraner Firma für Metallbauarbeiten soll 20 indische Arbeiter ausgebeutet haben. Nun steht sie unter Zwangsverwaltung, drei Personen sind im Hausarrest.
von Thomas Vikoler
Eigentlich Verhältnisse, wie man sie aus Schwellenländern kennt. Wo der Wert von Menschen und ihrer Arbeit kaum geschützt sind. Der Fall spielt aber in Südtirol, ein Fall von Ausbeutung von rund 20 indischen Arbeitern, die meisten ohne reguläre Aufenthaltsgenehmigung.
Sie waren in den Jahren 2020 und 2021 auf Baustellen in ganz Südtirol tätig und verrichteten dort vornehmlich Metallbauarbeiten. Also: Das Anpassen und Biegen der Eisen für Decken und Stahlbeton.
Vergangenes Jahr hielt eine Streife der Finanzwache Bruneck ein Fahrzeug mit einigen der Arbeiter an. Und so nahm eine Ermittlung der Staatsanwaltschaft Bozen ihren Lauf, die nun zu einem Haftbefehl gegen drei Tatverdächtige geführt hat. Und zu einer richterlich verfügten Zwangsverwaltung der Firma, welche die indischen Eisenbieger illegal beschäftigte.
Die drei Inhaber der in Meran angesiedelten Firma sind eine aus Indien stammende Frau und ihre beiden Söhne. Sie befinden sich seit mehreren Wochen im Hausarrest. Ihre Firma wird von einem Verwalter geführt, um ihre Tätigkeit fortzuführen.
Den drei Tatverdächtigen wird vorgeworfen, Personen ohne Aufenthaltsgenehmigung schwarz beschäftigt und diese gleichzeitig ausgebeutet zu haben (Art 603bis des Strafgesetzbuches).
Wie?
Laut Haftbefehl mussten die 20 Arbeiter Turnusse von bis zu 14 Stunden arbeiten. Vielfach wurden dabei die Vorschriften zur Arbeitssicherheit nicht eingehalten. Der Lohn, den die Arbeiter erhielten, war mehr als dürftig, jedenfalls weit unter den staatlichen Tarifverträgen. Weil sie illegal beschäftigt bzw. ohne Aufenthaltsgenehmigung waren, waren sie der Willkür der Arbeitgeber mehr oder weniger ausgesetzt. Sie waren praktisch ihre Sklaven.
Laut den Erkenntnissen von Finanzwache und Staatsanwaltschaft wurden die Arbeiter in prekären Wohnungen untergebracht, für welche sie eine übertreuerte Miete bezahlen mussten.
Die Staatsanwaltschaft will nun auch zusammen mit dem Arbeitsinspektorat überprüfen, ob sich auch Auftraggeber, welche die Meraner Firma auf ihren Baustellen für Metallbauarbeiten einsetzten, strafbar gemacht haben.
Denn wie es aussieht, konnte die Firma wegen ihrer billigen Arbeitskräfte Preise weit unter jenen der Konkurrenz anbieten.
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Kommentare (3)
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leser
Dass so etwas möglich ist im Land der weltbesten Unternehmer, der Sozialisten Ebene und obendrein noch ein Land des besten Handwerks noch dazu bis über die Ohren subventioniert
Die Schuldigen können nur diese inder sein bei soviel Tiroler Ehre
criticus
Sicherlich kein Einzelfall. Zum schämen!
prof
Und dann werden bei uns Einheimische Bauherrn bestraft weil 2 Arbeiter keinen Helm getragen haben.