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„Käfer bereitet uns Sorgen“

Hohe Erzeugerpreise, ein trockener Sommer, der Borkenkäfer und der Umgang mit bäuerlichem Eigentum: Das 2022 war ein herausforderndes Jahr im Bezirk Bozen, machte Bauernbund-Bezirksobmann Oswald Karbon auf der Bezirksversammlung in Nals klar.

Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und die Inflation haben die Kosten in der Landwirtschaft in die Höhe getrieben, während die Verkaufspreise nicht entsprechend erhöht werden konnten. Besonders im Obstbau rechnet Karbon mit einem schwierigen Jahr 2023, auch aufgrund der geringeren Erntemengen. Deutlich besser sieht es im Weinbau aus: „Qualität, Absatz und Preise sind sehr erfreulich.“

Gut erholt habe sich auch die Milchwirtschaft. „Wir rechnen mit guten Auszahlungspreisen, obwohl das letzte Jahr schwierig gestartet ist.“ Mit dem Zu- und Nebenerwerb war Karbon ebenfalls sehr zufrieden.

Große Sorgen bereitet aber der Borkenkäfer. Ein Ausbreiten des Schädlings würde den Druck auf den Holzpreis weiter verstärken. „Bereits jetzt ist es schwierig, Käufer für das ‚Käferholz‘ zu finden.“

Ein Dauerthema im Bauernbund-Bezirk Bozen ist das bäuerliche Eigentum.

Nach wie vor gibt es eine große Nachfrage nach besten Kulturgründen für neue Wohnbau- und Gewerbezonen sowie Infrastrukturprojekte. Besonders in der Kritik stand in Nals der geplante Ausbau der Bahnstrecke Bozen-Meran. „Uns hat nicht nur die Größenordnung dieses Projekts erschrocken, sondern auch der Umgang mit den Grundeigentümern, die nie informiert wurden. Es darf nicht an den Eigentümern vorbeigeplant werden“, kritisierte Karbon, der versicherte, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen sei und der Bezirksbauernrat Bozen sich zur Wehr setzen werde.

Oswald Karbon

Deutliche Kritik kam auch von Kurt Hafner aus Terlan, dem Sprecher einer Gruppe, die sich intensiv mit den Plänen für den Streckenausbau beschäftigt hat. Einer nachhaltigen Modernisierung der Verbindung Bozen-Meran stimmt die Gruppe zu, den Ausbau, so wie er derzeit geplant ist, lehnt die Gruppe aber klar ab.

„Durch den Ausbau würde die Bahnstrecke nur um einen Kilometer verkürzt und die Fahrzeit lediglich um vier Minuten verringert werden. Dafür würde aber viel wertvoller Kulturgrund verbaut und sehr viel Steuergeld verschwendet, weil neue Zufahrten und Brücken gebaut werden müssten.“

Unverständlich sei auch, wieso einige Bahnhöfe außerhalb der Ortschaften realisiert werden sollen. Daher fordert die Aktionsgruppe, das Projekt zu überdenken und die Bahnlinie auf der bestehenden Trasse nachhaltig zu modernisieren und attraktiver zu gestalten. Zudem müssten die Grundeigentümer und die Gemeindevertreter in die Planung miteinbezogen werden.

Ebenfalls ein heißes Thema im Bezirk ist das Großraubwild.

Bezirksobmann Oswald Karbon stellte klar, dass es keine Koexistenz von Wölfen und Weidetieren geben kann und es daher geregelte Entnahmen brauche.

Zudem müsse die öffentliche Verwaltung die Kosten für den Herdenschutz übernehmen. SBB-Landesobmann Leo Tiefenthaler zeigte sich zuversichtlich, dass die neue italienische Regierung mehr Verständnis für die Anliegen der Bergbauern aufbringt. „Erste Gespräche über Verbesserungen beim Wolfsmanagement sind positiv verlaufen, der Weg ist aber noch weit.“ Eine große Herausforderung sei auch der Klimawandel.

„Ohne Bewässerungen wird es nicht mehr gehen. Daher müssen vermehrt Speicherbecken errichtet werden.“ Dafür brauche es einfachere Genehmigungsverfahren, ergänzte Karbon. Zudem müssten sich kleinere Bewässerungskonsortien zusammenschließen, um effizient zu arbeiten.

Sorgen bereitet den Obstbauern die angekündigte EU-Reduktionsstrategie für Pflanzenschutzmittel. Die Vorschläge, die nun vorliegen, sehen eine unabhängige Beratung, die integrierte Produktion als Standard und eine Reduktion der Pflanzenschutzmittel um die Hälfte vor.

„Gegen das letzte Vorhaben regt sich bereits Widerstand und ist so auch nicht akzeptierbar. Mit den anderen beiden Vorschlägen können wir gut leben“, erklärte der EU-Abgeordnete Herbert Dorfmann. Da der Vorschlag wenig überlegt ist, glaubt Dorfmann nicht, dass er eine Mehrheit im EU-Parlament findet. Vor allem werde komplett außer Acht gelassen, dass Teile der landwirtschaftlichen Produktion ins EU-Ausland abwandern könnten. „Zudem müssen wir uns die Frage stellen, wie wir in Europa die Versorgungssicherheit bei Lebensmitteln in Zukunft sicherstellen können.“ Sinnvoller als Verbote sei es, mehr in Forschung und Entwicklung zu investieren, um so den Pflanzenschutzmitteleinsatz zu reduzieren.

Mit dem heurigen Jahr startet die neue EU-Förderperiode, die Michael Crepaz, der Leiter der Abteilung Förderungen im SBB, beleuchtet hat. „Die neue EU-Agrarförderung bringt keine großen Umwälzungen im Vergleich zu den vorherigen Förderungen. Sehr wohl aber ist sie detaillierter und leider auch bürokratischer. Nach dem ersten Jahr wird man sehen, ob und welche Betriebe davon profitieren.“

Landesrat Arnold Schuler ging ebenfalls auf die neue Förderperiode ein und berichtete von zähen und teilweise schwierigen Verhandlungen, um das Beste für die heimischen Bauern herauszuholen. Beim Großraubwild müsse endlich das Tabu Wolfabschuss gebrochen werden. Damit möglichst viel ‚Borkenkäferholz‘ aus den Wäldern abtransportiert wird, werden die Beiträge deutlich erhöht, kündigte Schuler an.

Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer stellte die wichtigsten Vorhaben im heurigen Jahr in ihrem Ressort vor. Eine wichtige Entscheidung war, das Anbringen von Photovoltaikanlagen zu vereinfachen.
Feierlicher Höhepunkt der Bezirksversammlung Bozen in Nals war die Verleihung der Erbhofurkunde an insgesamt fünf Familien. Um die Auszeichnung zu erhalten, muss ein Hof mehr als 200 Jahre im Besitz derselben Familie sein. Mittlerweile gebe es über 1.200 Erbhöfe, sagte Schuler.

Ein Erbhof ist ein starkes Zeichen von Nachhaltigkeit, ergänzte Landesobmann Leo Tiefenthaler.

Stolze neue Eigentümer eines Erbhofes sind die Familien Markus Lantschner, Ebenhof, Karneid, Josef Mair, Huter, Pens/Sarntal, Alois Alber, Moar, Mölten, Hannes Weissenegger, Langreiner, Völs, sowie Andreas Mair, Mesner, Völs.

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