Vor dem Kadi
Der Streit um die Parkplätze am Pragser Wildsee hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Die Gemeinde lässt den Parkplatz von Josef Ploner in landwirtschaftliches Grün umwidmen. Jetzt sind wieder die Gerichte am Zug.
von Silke Hinterwaldner
Josef Ploner wehrt sich. Das ist sicher. „Man macht mir Vorhaltungen, die wir widerlegen werden.“ Mit „wir“ meint er seine Anwälte. Damit ist klar, dass der Streit vor Gericht weitergeht.
Aber der Reihe nach.
Am Pragser Wildsee gibt es mehrere Parkplätze: einer gehört zum Hotel, dieser wurde vor einigen Jahren großzügig erweitert und befindet sich direkt angrenzend an den See; der zweite, kleinere gehört der Gemeinde und der dritte befindet sich auf einem Grundstück von Josef Ploner.
Letzterer wurde 2005 auf Anraten der Gemeinde hin errichtet, gleichzeitig haben Grundbesitzer Ploner und die Gemeindeverwaltung sich auf eine Konvention geeinigt, die 20 Jahre lang halten sollte. Aber in den darauffolgenden Jahren haben sich die Ereignisse überschlagen: Auf der einen Seite kommen seit gut zehn Jahren immer mehr Besucher, um den Pragser Wildsee zu sehen. Das Ausflugsziel ist binnen kurzer Zeit zum Hotspot geworden und weckt entsprechend Begehrlichkeiten. Auf der anderen Seite hat auch Josef Ploner den Parkplatz eingerichtet und mit einem Häusl versehen. Die Bewirtschaftung wurde zum einträglichen Geschäft.
Aber seit jeher tobt ein Streit zwischen den Parkplatzbesitzern und den Gemeindeverwaltern. Man konnte sich auf sämtlichen Ebenen kaum einigen, welcher der richtige und faire Weg für die Zukunft sein könnte. Nach und nach häuften sich auch die Gerichtsverfahren: Längst einigt man sich nicht mehr bei einem einfachen Gespräch, sondern nur noch über Gerichtsentscheidungen.
Die Stimmung ist im Keller. Für kurze Zeit hatte es den Anschein, als würden sich Josef Ploner und Friedrich Mittermair in seiner Funktion als Bürgermeister der Gemeinde Prags tatsächlich handelseins werden. Sie hatten sich mehrfach zu Gesprächen getroffen, mit dem Ziel ein Abkommen für die kommenden Jahre zu schließen. Aber schnell haben sich die Fronten verhärtet, die Gespräche wurden abgebrochen. Man konnte sich nicht handelseins werden.
Dann der Paukenschlag in der Sitzung des Gemeinderates. Die große Mehrheit der SVP-Räte hat beschlossen, dass der Parkplatz von Josef Egger wieder in landwirtschaftliches Grün umzuwidmen ist. Nur die beiden Gemeinderäte des kleinen Edelweißes haben diesem Antrag nicht zugestimmt. Einer von ihnen ist Jürgen Santer. „Ich bin enttäuscht. Das alles ist für mich nicht nachvollziehbar“, sagt er. Auch die Mitglieder des Gemeinderates haben sich in Vergangenheit immer wieder mit den Verkehrsproblemen am Pragser Wildsee beschäftigt. Aber grundsätzlich, sagt Jürgen Santer, würde man kaum einbezogen in die Verhandlungen, oft werden Unterlagen nicht rechtzeitig mitgeliefert, die Fronten sind verhärtet. „Es wird vor allem Druck aufgebaut“, so Santer, „jeder weiß, dass es am See zu wenige Parkplätze gibt, es ist unmöglich die Zahl der Parkplätze weiter zu reduzieren.“ Der Streit sei mehr eine persönliche Auseinandersetzung zwischen den Akteuren und weniger die ernsthafte Suche nach der besten Lösung für Prags.
Dabei sollte der Plan Prags doch ein Vorreiter-Modell für andere Hotspots in der Region werden. Man will mit kräftiger Unterstützung durch die Landespolitik und durch IDM ein Verkehrsleitsystem aufbauen, das auch auf andere Ausflugsziele anwendbar ist. Muss die Umwidmung des Parkplatzes am See in landwirtschaftliches Grün möglichweise doch unter diesem Aspekt gesehen werden: Ist die Streichung Teil eines nachhaltigen Verkehrskonzeptes, um in Zukunft deutlich weniger Autos zum See vorzulassen? Aber ernsthafte Gespräche in einer Arbeitsgruppe, in der sämtliche Parkplatzbetreiber, Verwalter und Touristiker nach Lösungen suchen, scheint es in Prags nicht zu geben. „Dabei gäbe es durchaus Auswege“, sagt Jürgen Santer, „aber in Prags scheint man sich nicht wirklich einigen zu wollen.“
Die Gerichte müssen nun klären, wer in diesen Streitfällen Recht behält. Unter anderem soll der Rechnungshof eingeschaltet werden, um zu klären, inwiefern den Beteiligten ein Schaden entstanden ist. Daneben geht es um 50 Cent Gebühr für die Toiletten oder die Höhe der Parkgebühren.
In den vergangenen Jahren ist viel gestritten worden rund um die Verkehrsregelungen am Pragser Wildsee. Diese Streitigkeiten gehen jetzt in eine neue Runde. Eine Einigung, darin scheint man sich zumindest einig, auf gütlichem Weg werde es nicht geben.
„Ich glaube nicht, dass der Bürgermeister damit durchkommt“, sagt Josef Ploner. Aber bis diese Dinge auf juridischem Weg geklärt sind, wird einige Zeit vergehen. Insofern ist auch schwer abzuschätzen, meint Ploner, wie es heuer im Sommer am Pragser Wildsee aussehen wird. Momentan, „bleibt alles, wie es ist. Dann schauen wir, wie es sich entwickelt“.
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Kommentare (6)
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gulli
Und es geht immer nur um das eine: Macht und Geld, aber natürlich immer nur im Sinne der Nachhaltigkeit
waldhexe
Der Neid frisst Gehirnzellen.
@alice.it
Hier handelt es sich nicht um eine einseitige Aktion des Bürgermeisters, wohl aber um einen Mehrheitsbeschluss aller Gemeinderäte.
romy1988
Die Verkehrssituation am Pragser Wildsee ist untragbar geworden, vor allem in den Sommermonaten nicht mehr zu überbieten. Ein Mehr an Parkplätzen führt zu noch mehr Verkehr, hierfür die richtige Lösung zu finden, wird zum Himmelfahrtskommando. Neid bringt nicht weiter, das scheint hier wohl das vorrangigste Problem zu sein.
nobodyistperfect
Schade, das falsche Parteikartl, so geht’s nun wirklich nicht.
hallihallo
aber jemanden einen parkplatz wegzunehmen , wird wohl nicht so einfach werden. es handelt sich hier anscheinend um einen Betrieb.
Falls der Bürgermeister unrecht bekommt, hoffe ich , daß er die Schäden und die entstanden Gerichtskosten aus eigener Tasche bezahlen muß und dann kann er es sich gegebenenfalls von den Gemeinderäten, welche mit im gestimmt haben , zurückholen.