„Ins Herz geschlossen“
Im Dom von Brixen hat die Diözese Bozen-Brixen am Dienstag ein Requiem für den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. gefeiert.
In seiner Predigt richtete sich Diözesanbischof Ivo Muser mit direkten Worten an den Verstorbenen und dankte ihm: “Ich rufe Ihnen ein tiefempfundenes Vergelt’sGott nach – ganz persönlich und im Namen unserer Diözese.”
Auch Bürgermeister Peter Brunner würdigte den Ehrenbürger der Stadt Brixen: “Wir haben Benedikt XVI. als einen sehr demütigen, achtsamen und offenherzigen Menschen erlebt, der Brixen, dessen Umgebung und unsere Leute ins Herz geschlossen hatte.”
Mit einem Requiem hat sich die Diözese heute im Dom von Brixen vom verstorbenen Papst emeritus Benedikt XVI. verabschiedet.
Im Rahmen des Gottesdienstes hat Bürgermeister Peter Brunner die besondere Beziehung des emeritierten Papstes zur Stadt Brixen erinnert: “Joseph Ratzinger hat sich oft bei uns in Südtirol aufgehalten, Land und Leute kennengelernt und sich neue Kraft in zahlreichen Urlauben geholt. Zum ersten Mal weilte er im August 1967 als Professor Joseph Ratzinger im Rahmen einer Studientagung in Brixen und hat seither regelmäßig auch mit seinen Geschwistern Urlaub in unserer Stadt gemacht. Sein Bruder Georg und seine Schwester Maria begleiteten ihn einige Male in das Hotel Grüner Baum zur Familie Stremitzer. Mit jungen 40 Jahren war Joseph Ratzinger das erste Mal als Referent in Brixen. Immer wieder führte ihn seine Berufung in die Bischofsstadt. Auch als Kardinal und Erzbischof war er wiederholt Gast im Priesterseminar. Bei diesen Gelegenheiten zelebrierte er mehrfach Messen hier im Dom. Die größte Ehre für die Stadt war sein elfter Besuch als Papst im Sommer 2008.”
Bischof Muser: Benedikt XVI. vereinte brillante Intellektualität mit einem schlichten, demütigen und ehrlichen Glauben
Bischof Ivo Muser würdigte in seiner Predigt die theologischen Leistungen von Ratzinger u.a. als Professor, als Leiter der Kongregation für die Glaubenslehre und als Papst: “Die leidenschaftliche Suche nach Wahrheit, dieses Fragen und Ringen nach der Begegnung mit der Wahrheit, die in Christus Mensch geworden ist, zeichnet Joseph Ratzinger und seine Theologie aus. Nicht zufällig lautete sein bischöfliches Leitwort: ‘Cooperatoresveritatis – Mitarbeiter der Wahrheit’. Es ist eine Wahrheit, die nur in der Liebe standhält! Im gläubigen Ringen um die Gottesfrage ging es Papst Benedikt immer um die Synthese zwischen Vernunft und Glauben. Brillante Intellektualität und ein schlichter, demütiger und ehrlicher Glauben haben in Papst Benedikt eine beeindruckende Synthese gefunden.”
Diözesanbischof erinnerte in seiner Predigt auch an das Dankeschön des Papstes an die Brixner und Südtiroler: “Bei seinem ersten Angelusgebet während seiner Urlaubstage hier in Brixen, am 3. August 2008, richtet er draußen auf dem Domplatz ein ganz herzliches ‘Vergelt’s Gott’ an alle. ‘Sie sind alle in meinem Gebet’, sagte Benedikt. ‘Das ist die Weise, wie ich Ihnen danken kann und versuchen kann, Danke zu sagen.’”
Der Bischof griff diese Worte auf und richtete seinerseits einen direkten Dank an den Verstorbenen: “Ich rufe Ihnen ein tiefempfundenes Vergelt´s Gott nach – ganz persönlich und im Namen unserer Diözese. Vergelt´s Gott für Ihr großes Lebenswerk, für Ihren Petrusdienst, für Ihre persönliche Beziehung zu unserer Diözese und zu unserem Land. Vergelt´s Gott für Ihr Sein und Wirken. Auf ein hoffnungsvolles Wiedersehen auf der anderen Seite des Lebens, wo Sie jetzt sind und wohin wir noch unterwegs sind. Beten Sie für unseren Papst Franziskus und für die ganze Kirche. Beten Sie auch für uns. Segnen Sie uns alle von der Gemeinschaft mit jenem Gott her, der nichts anderes als Liebe ist.”
Vor dem bischöflichen Segen verabschiedete sich der Bürgermeister von Brixen, Peter Brunner, mit einer Gedenkrede vom Ehrenbürger seiner Stadt. Beim Aufenthalt von Papst Benedikt im Sommer 2008 hat ihm Brixen die Ehrenbürgerschaft verliehen. Auch die Gemeinde Natz-Schabs hat den Papst mit Südtiroler Wurzeln zu ihrem Ehrenbürger gemacht. Seine Großmutter stammte vom Töllhof in Raas.
BM Brunner: “Benedikt XVI. hatte Brixen ins Herz geschlossen”
Bürgermeister Brunner erinnerte in seiner Rede an den Papsturlaub im Jahr 2008 und die Gründe für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde: “Am 9. August 2008 hat die Stadt Brixen Papst Benedikt XVI. die Ehrenbürgerschaft verliehen, um die besondere Verbundenheit zu Südtirol, dem Priesterseminar, unserer Stadt und zu ihren Menschen, unserer Natur und Kultur zu unterstreichen.
In seiner Ansprache damals betonte Benedikt XVI. die Bedeutung eines friedlichen Zusammenlebens zwischen den Sprachen und die friedvolle Verständigung zwischen den Kulturen, so wie sie in Brixen seit Jahrzehnten gelebt wird. Der Aufenthalt des Heiligen Vaters in Brixen war ein wichtiger Impuls für unsere Glaubensgemeinschaft und die lokale Kirche. Er bildete einen Anreiz, sich aktiv mit der Glaubenslehre auseinanderzusetzen.”
Auch die persönliche Zuneigung des verstorbenen Papstes für Stadt und Land würdigte Bürgermeister Brunner: “Beim letzten persönlichen Treffen 2010 – anlässlich der Übergabe des Christbaums an den Vatikan – haben wir Benedikt XVI. als einen sehr demütigen, achtsamen und offenherzigen Menschen erlebt, der Brixen, dessen Umgebung und unsere Leute ins Herz geschlossen hatte. Als diesen Menschen werden wir ihn in Erinnerung behalten und seinen Glauben an die Güte der Menschen weitertragen.”
Am 5. und 6. Jänner: Kirchenbeflaggung und Glockenläuten
In der Diözese Bozen-Brixen werden am Donnerstag, 5. Jänner, dem Begräbnistag, und am Freitag, 6. Jänner, die Kirchen beflaggt und am 5. Jänner läuten ab 9 Uhr in allen Kirchen des Landes die Glocken für 10 Minuten. Bischof Muser und Generalvikar Eugen Runggaldier werden am Donnerstag, 5. Jänner, in Rom mit einer kleinen Delegation aus der Diözese an der Beerdigung des emeritierten Papstes teilnehmen.
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Kommentare (4)
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andreas1234567
Hallo zum Abend,
hab ihn nicht gemocht aber respektiert, hatte seine Meinung und die war erzkonservativ.
Die hat er in den Wind gestellt und linksradikale Primitivlinge feierten sein Ableben schon Tage vor seinem Heimgang
Ich zieh meinen Hut nach längerem Überlegen..Ich weiss es wirklich nicht, es gab kein Wort zu den Vorgängen der letzten 32 Monate als Kirchen zugenagelt wurden und die treuen Alten um ihre letzte Dienstleistung für eine würdige Erdbestattung betrogen wurden.
Ein wütender Einwurf aus seinem Emeritentum und ich hätte heute „Santo subito“ unterstützt, kam aber nichts.
Auf Wiedersehen in Südtirol
pingoballino1955
Der Papst war im Zusammenhang mit den Missbrauchsaufklärungen und Vertuschungen ein notorischer LÜGNER,und hat die Übeltäter alle geschützt.
exodus
Dieser Papst war einer der unbeliebtesten in diesem Jahrhundert, hat nur auf sich selbst geschaut, siehe Rücktritt. Wieso will die Kirche jetzt alles vertuschen und nur Positives erzählen, ein Wunschkonzert……
artimar
Die Süddeutsche hat es schon sehr richtig zusammengefasst: „Er lebte eine Kirche, die es nie gab.“