Der Pakt mit dem Camorra-Boss
Carmen Salvatore, die im Hotel-Palace-Betrugsfall verwickelt war, sorgt erneut für Schlagzeilen: Die Schönheitschirurgin wollte einem zu lebenslanger Haft verurteilten Camorra-Boss zur Flucht verhelfen.
von Artur Oberhofer
Sie ist wie die sprichwörtliche Katze, die das Mausen nicht lassen kann.
Carmen Salvatore, inzwischen 54, sorgt erneut für Schlagzeilen.
Nachdem sie im Betrugsprozess rund um das Hotel Palace in Meran in zweiter Instanz zu einem Jahr Haft verurteilt worden war, ist die geborene Neapolitanerin erneut mit der Justiz in Konflikt gekommen: die Schönheitschirurgin wurde jetzt sogar verhaftet.
Die Vorwürfe gegen die Medizinerin sind schwerwiegend: Korruption, Falscherklärung, Betrug. Und sogar Drogenhandel wird der Frau vorgehalten.
Carmen Salvatore soll unter anderem versucht haben, einem zu lebenslanger Haft verurteilten Camorra-Boss zur Flucht aus dem Gefängnis zu verhelfen.
Doch der Reihe nach.
Carmen Salvatore ist eine schillernde Dame mit einer beachtenswerten kriminellen Energie.
In Südtirol sorgte der Betrugs-Fall im Hotel „Palace“ für großes Aufsehen.
Der ehemalige Direktor des Meraner Nobel-Hotels „Palace“, Massimiliano Sturaro, und die dort von 2012 bis 2014 tätige Schönheitschirurgin Carmen Salvatore sollen den Bozner Immobilien-Unternehmer und „Palace“-Besitzer Pietro Tosolini um mehr als 1,3 Millionen Euro betrogen haben. Und zwar mit einem ausgeklügelten Schwarzgeld-System.
Carmen Salvatore, die gegen die Verurteilung in zweiter Instanz vor das Kassationsgericht marschiert ist, hat nachweislich Millionenbeträge am Fiskus vorbeigeschleust. In einem Steuerverfahren wurde die Ärztin zur Nachzahlung von 800.000 Euro verdonnert.
Nach dem „Palace“-Betrugsfall verließ Carmen Salvatore Südtirol. Zuerst arbeitete sie als freiberufliche Schönheitschirurgin in Dubai. Und jetzt schaffte es die Medizinerin erneut in die Schlagzeilen.
Carmen Salvatore arbeitete seit wenigen Monaten als Aushilfskraft in der völlig überlasteten und personell unterbesetzten Erste-Hilfe-Abteilung des Krankenhauses von Merate in der Provinz Lecco.
Den Job erhielt Carmen Salvatore über eine Genossenschaft, die Ärzte an die öffentlichen Strukturen vermittelt.
In den vergangenen vier Wochen ließ sich Carmen Salvatore an ihrem Arbeitsplatz nicht blicken. Die Ärztin rechtfertigte ihre Abwesenheit mit einem Skiunfall.
Sie habe sich beim Skifahren am Knöchel verletzt, teilte Carmen Salvatore ihrem Arbeitgeber mit.
Jetzt wurde allerdings bekannt: Carmen Salvatore konnte nicht zur Arbeit kommen, weil sie seit Ende November dieses Jahres unter Hausarrest steht.
Der Haftbefehl gegen die aus Kampanien stammende und in Bologna wohnhafte Medizinerin wurde von der Staatsanwaltschaft von Ferrara beantragt. Die Ermittlungen, die den Voruntersuchungsrichter von Ferrara, Vartan Giacomelli, schließlich veranlassten, einen Haftbefehl gegen Carmen Salvatore zu unterzeichnen, förderten Erstaunliches zutage.
Laut den Erkenntnissen der Gefängnispolizei hat Carmen Salvatore Ende 2021 vom Sanitätsbetrieb in Ferrara einen zeitlich befristeten freiberuflichen Auftrag als Gefängnisärztin erhalten. Im „Arginone“, wie das Gefängnis von Ferrara genannt wird, soll Carmen Salvatore mit dem inhaftierten Sohn eines „Pentito“ einen diabolischen Plan ausgeheckt haben.
Die Gefängnisärztin besorgte dem Häftling Medikamente und instruierte ihn, damit er die verschiedensten Pathologien simulieren konnte.
Carmen Salvatore übergab dem Häftling Antiepilektika, die psychische Störungen auslösen sollten. Weiters ließ sie ihm Medikamente zukommen, die einen Blutdruckabfall verursachten und wiederum andere Arzneimittel, die bei dem Häftling eine Tachykardie auslösten.
Die Ärztin setzte laut den Ermittlern die Gesundheit des Häftlings aufs Spiel.
Die Schönheitschirurgin brachte den Häftling sogar dazu, einen Selbstmordversuch durch Erhängen in der Zelle zu simulieren, um seine psychische Krankheit noch reeller erscheinen zu lassen. Dies alles mit dem Ziel, dass der Häftling in ein Spital verlegt wird, aus dem er leichter hätte flüchten können.
Die Ermittlungen ergaben weiters, dass Carmen Salvatore dem Häftling ein L8-Star-Mikrohandy – das weltweit kleinste Handy misst nur 6,8 mal 2,8 mal 1,3 Zentimeter – ins Gefängnis geschmuggelt hat.
Auch sollte Carmen Salvatore ihrem Schützling ein Kilogramm Haschisch in den Knast bringen. Doch dieser Deal ging sich nicht mehr aus, weil die Ärztin inzwischen verhaftet wurde.
Laut den Ermittlungen der Gefängnispolizei von Ferrara hätte die Ärztin für ihre Bemühungen 200.000 Euro bekommen sollen. Das Geld hätte in vier Tranchen auf ein Konto einer römischen Gesellschaft überwiesen werden sollen, auf das Carmen Salvatore Zugriff hat.
Auch ergaben die Ermittlungen, dass Carmen Salvatore einem zu lebenslanger Haft verurteilten Camorra-Boss zur Flucht aus dem Knast verhelfen sollte.
Auch im Fall des Camorra-Gangster hatte Carmen Salvatore Medikamente ins Gefängnis geschmuggelt, die sie zuvor aus der Gefängnisapotheke entwendet hatte und mit deren Hilfe der inhaftierte Boss die verschiedensten Pathologien – wie zum Beispiel transitorische ischämische Attacken – vortäuschen hätte sollen.
Dies alles mit dem Ziel, dass der Camorra-Boss in ein Spital verlegt wird, aus dem er dann hätte türmen können.
Zu diesem geplanten Epilog kam es aber nicht. Denn Ende November dieses Jahres klickten bei Carmen Salvatore die Handschellen.
Die Frau befindet sich nach wie vor im Hausarrest.
Inzwischen wissen auch ihre ArbeitskollegInnen im Krankenhaus von Merate, dass Carmen Salvatore nicht einen kaputten Knöchel, sondern ein ernsthaftes Problem mit der Justiz hat.
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Kommentare (7)
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rumer
Das perfekte Aushängeschild der italienischen Kultur.
Ab nach Sizilien und dieses dann an Afrika verkaufen.
enfo
Man darf hier ja nicht beleidigen, aber du bist ein A…loch.
zeit
Schade,wäre eine kandidatin für die südtiroler landesregierung .