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Der aufstrebende Luis

Den Bozner SVP-Vizebürgermeister Luis Walcher zieht es in den Landtag. Auch wenn er nicht Bauernbund-Kandidat werden sollte, gibt es für ihn die Aussicht, neuer Landwirtschaftslandesrat zu werden.

von Thomas Vikoler

„Ich gehe jeden Tag mit Freude ins Rathaus, ich habe spannende Agenden und viel zu tun“. Luis Walcher, 48, scheint zufrieden mit seinem Amt als Bozens Vizebürgermeister mit den vormals stets getrennten Groß-Zuständigen für Urbanistik und Öffentliche Arbeiten bzw. Zivilschutz. Walcher bildet seit 2019 zusammen mit Bürgermeister Renzo Caramaschi das effizienteste Führungsgespann, das die Gemeinde je hatte.

Dennoch könnte es bald auseinandergehen: Walcher, der 2005 erstmals in den Gemeinderat einzog und auch dessen Präsident war, zieht es in den Landtag. Dass Caramaschi nach dieser Amtszeit noch einmal antritt, ist eher zweifelhaft. Bei der Neuwahl im Frühjahr 2025 wäre der Bürgermeister 79 Jahre alt.

Walcher ist einer der sieben Bewerber als offizieller Kandidat des mächtigen Südtiroler Bauernbundes (SBB) bei den Landtagswahlen im kommenden Herbst. Bis zum 12. Jänner können dessen Mitglieder abstimmen, am 2. Februar wird feststehen, welche die vier SVP-Kandidaten sein werden, die der Bauernbund unterstützt.

Walcher stößt dabei als einer der sieben Kandidaten auf die Konkurrenz von vier aktuellen Mandataren: Landesrätin Maria Hochgruber-Kuenzer, Landtagspräsident Josef Noggler, Regionalassessor Manfred Vallazza und den Landtagsabgeordneten Franz Locher. Neben ihnen und Walcher stellen sich auch der Kurtiniger Bürgermeister Manfred Mayr und der Eisacktaler Landwirt Thomas Zössmayr der SBB-Vorwahl.

Die Chancen des Grieser Landwirts Walcher sind schwer einzuschätzen, als Vertreter der Obstbauern stellt er aber ein Gegengewicht zu den zahlenmäßig stärker vertretenen Bergbauern dar. Das könnte ihm nützen.

Doch auch wenn er nicht SBB-Kandidat werden sollte, ist eine Landtagskandidatur Walchers wahrscheinlich. „Er wäre sicherlich ein guter Kandidat, aber auch in Bozen ist seine Arbeit wertvoll“, sagt der Obmann des SVP-Bezirks Stadt und Land Dieter Steger diplomatisch. Walcher könnte vom landesweit größten SVP-Bezirk aufgestellt werden, auch weil der geschasste Landesrat Thomas Widmann wohl nicht mehr antritt. Außerdem ergäbe sich bei einem Wechsel Walchers in die Landespolitik die Option für die „Lauben-Fraktion“, den Vizebürgermeistersessel zurückzuerhobern. 2016 hatte sie dem aufstrebenden Stadtrat für öffentliche Arbeiten noch den Anwalt Christoph Baur vorgesetzt (was sich bald als politisches Missverständnis herausstellte).

Um gut in den Landtag gewählt zu werden, braucht es freilich Stimmen aus ganz Südtirol. Hier setzt Walcher auf sein als Vizebürgermeister gestärktes politisches Profil als Verwalter mit Hausverstand. „Ich bin immer der Gleiche und mit beiden Füßen auf dem Boden geblieben. Mein persönliches Umfeld hat sich seit meinem Amtsantritt nicht geändert“, sagt Walcher über sich selbst.

Und dann gibt es den großen Flügelkampf innerhalb der SVP, in den der Bozner Vizebürgermeister, durchaus zu seinem Vorteil, geraten könnte – als Landtagskandidat auf der ominösen gemeinsamen Zehner-Liste des Landeshauptmannes und des Parteiobmannes. Walcher wird, obwohl er volkstumspolitisch rechts steht, zum Lager von LH Arno Kompatscher gezählt. Für ihn besteht bei einem halbwegs guten Vorzugsstimmenergebnis deshalb sogar die Aussicht, neuer Landwirtschaftslandesrat zu werden. Ob als Bauernbund-Kandidat oder nicht.

„Was nach der SBB-Vorwahl passiert, darüber möchte ich derzeit nicht sprechen“, sagt Walcher erwartungsgemäß. Doch er stellt klar, dass er um seine Nominierung als Verbandskandidat kämpft: „Ich strenge mich an und hoffe, dass ich es packe“.

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