„Wir müssen lauter werden“
Nur noch wenige Tage sind es bis zum Jahresende und die Straßenzeitung zebra. schaut auf ein herausforderndes Jahr zurück.
Erst kürzlich erschien die neue Ausgabe mit dem Thema Frieden im Titel. Parallel zum Straßenkalender wird sie derzeit von den Verkäufer*innen auf der Straße gegen eine Spende von drei Euro angeboten. In seiner Rückschau auf ein herausforderndes zebra.Jahr plädiert das Team der Herausgeberin OEW-Organisation für Eine solidarische Welt besonders jetzt für die Unterstützung der Menschen im Projekt, sei es durch den Zeitungskauf, durch Spenden oder durch Hilfe bei der Wohnungssuche, genauso wie im kontinuierlichen Kampf gegen Diskriminierung und Ausgrenzung.
Im Sozialprojekt der OEW-Organisation für Eine solidarische Welt hat sich dieses Jahr viel getan. Seit Juni 2021 nimmt zebra. am Projekt „Interventi di Innovazione sociale“ teil, das vom Europäischen Sozialfonds, Italien und der Provinz Bozen mitfinanziert wird. Dies ermöglichte es den beiden Sozialarbeiterinnen der Straßenzeitung, 2022 mehr Ressourcen in die Begleitung und Beratung der zebra.Verkäufer*innen zu investieren.
Im Laufe eines Jahres konnten sie 52 Personen begleiten, 312 Einzelgespräche führen, 104 Streetwork-Tage verbuchen und zwei Gemeinschaftstreffen mit den Männern und Frauen im Projekt organisieren. Fünf von ihnen konnten dabei eine unbefristete Stelle und acht eine Wohnung mit regulärem Mietvertrag finden.
So positiv die Zahlen erscheinen, so ernüchternd sind sie auch: Die zebra.Warteliste ist lang und noch immer leben viele der Menschen im Projekt in unwürdigen Wohnsituationen ohne Aussicht auf eine feste Anstellung. „Die Zahlen zeigen, dass zebra. in unserer Region nach wie vor ein notwendiges Projekt ist. Wir feiern kleine Erfolge, aber es gibt noch immer zu viele marginalisierte Menschen, die bei der Wohnungs- und Arbeitssuche an ihre Grenzen stoßen und systematisch ausgegrenzt und diskriminiert werden“, so Sozialarbeiterin Patrizia Insam.
Auch die Redaktion der Straßenzeitung stellte sich 2022 einigen Herausforderungen.
Vor allem die steigenden Papier- und Energiekosten machten ihr zu schaffen. Trotzdem beschloss das Redaktionsteam den zebra.Verkaufspreis von drei Euro beizubehalten: Eine Hälfte blieb wie immer den Verkäufer*innen, mit der anderen Hälfte wurde versucht, die Produktionskosten zu decken.
Machbar wurde dies wieder durch zahlreiche ehrenamtliche Schreiber*innen, die mit ihren Beiträgen den Blick auf ermutigende Geschichten, besondere Menschen und wichtige gesellschaftliche Themen lenkten.
Zehn Ausgaben konnte die Redaktion so unter die Südtiroler Leserschaft bringen, drei Spezialausgaben ergänzten das Repertoire: die Kinderausgabe „zebra.Kidz“ mit Rätselfokus, der Glossenband „Böse Worte“ bestehend aus zebra.Texten von Robert Asam und der aktuell auf den Straßen zu findende Jahreskalender, der heuer erstmals in Kooperation mit der Tiroler Straßenzeitung 20er und der Innsbrucker Universität „Mozarteum“ entstand.
Auch die Septemberausgabe war für die zebra.Redaktion ein Herzensprojekt, da sie gemeinsam mit Student*innen der Universität Bozen entstand und der jungen Generation alle Entfaltungsmöglichkeiten bot. zebra.Redakteur Alessio Giordano zeigte sich zufrieden mit der Arbeit, betonte aber auch vonseiten der Redaktion den sozialen Anspruch des Projekts: „Als Straßenzeitung sehen wir es als unsere Aufgabe, gegen die Marginalisierung und Ausgrenzung von Menschen in unserer Gesellschaft einzustehen. Was derzeit wieder in Bezug auf Obdachlosigkeit und Wohnungsunsicherheit in Bozen geschieht, ist unverzeihlich.“
Stefanie Unterthiner, seit September Geschäftsführerin der OEW, betonte mit Ausblick auf ein herausforderndes zebra.Jahr 2023: „Fehlender leistbarer Wohnraum in Südtirol ist und bleibt eines unserer größten Probleme. Auch uns wird nichts übrigbleiben, als in Zukunft zu diesem Thema lauter zu werden.“
zebra. im Dezember: Peace
Die doppelte zebra.Winterausgabe ist seit dem 12. Dezember auf Südtirols Straßen zu finden und bewegt sich zwischen Engagement und Hoffnung. Die Ausgabe berichtet vom Weltkongress der Straßenzeitungen in Mailand und von Projekten der Straßenzeitungen in Brasilien, Griechenland und den Vereinigten Staaten und portraitiert Yuly Tenorio, Anwältin und Aktivistin für die Rechte der Natur.
Ein Interview mit Duccio Facchini, dem Direktor der Zeitschrift Altreconomia, beleuchtet die ablehnende politische Haltung der EU in Bezug auf das Asylrecht und ein Reisetagebuch wirft dreißig Jahre nach dem Konflikt den Blick auf die Situation in Bosnien. Neues gibt es auf den zebra.Seiten auch über Meran zu berichten, wo sich die Ginko-Genossenschaft für einen Ort der Sensibilisierung für bewussten Konsum und Gemeinschaft einsetzt. Die Ausgabe ist bis zum 9. Februar 2023 bei den zebra.Verkäufer*innen erhältlich.
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Kommentare (5)
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hallihallo
bringt diesen gesunden jungen leuten einen beruf bei, dann ist ihnen geholfen.
gerhard
Das wird nicht gehen. Die überwiegende Mehrheit hat überhaupt keine Lust.
Mit Drogen ist mehr Geld verdient und Arbeiten lohnt sich für diese feine Klientel eh nicht. Der Staat kümmert sich schon um alles.
Dieses Blatt würde ich im Leben nicht kaufen.
Wenn das Geschäft läuft, sind Morgen doppelt so viele unterwegs.
andreas1234567
Hallo nach Südtirol,
staatlich alimentierte Bettelindustrie , das muss man so auf den Punkt bringen.
Nichts Wertschöpfendes, 100 % am Tropf der Steuerzahler.
Und nie zufrieden. Immer noch mehr „Kunden“ und jedem Dahergelaufenem eine Suite auf Schloss Tirol damit die Parkbänke wieder frei werden für neue Kundschaft zum steuerfinanziertem Bemuttern.
Das sind Leute welche den Wohlstand der Fleissigen vernichten wollen um die Armut zu bekämpfen..Wenn das geschafft ist sind alle gleich reich. Bis auf die Gleichreichmacher, die sind natürlich etwas reicher wie die sonstigen Neureichen
Auf Wiedersehen auf der Farm der Schwein..nein, Südtirol natürlich
george
‚andreas000…‘, ‚gerhard u. co‘ – wenn ihr ohnehin nicht wisst wie dieses Projekt „zebra“ aufgebaut ist und funktioniert, so haltet doch besser euer freches Mundwerk und behaltet eure Fehleinschätzungen zurück. Ihr werft einfach alle in einen Topf, mixt sie mit jenen, die ihr zufällig auf einer Parkbank oder als untergriffige Türverkäufer oder an bekannten Kirchen- und Bahnhofecken bzw. Haltestellen usw. vorfindet, und so ergibt sich euer verfehltes Bild. Bringt euch doch wirklich in das eigentliche soziale Leben ein und ihr werdet merken, wie fehlgeleitet euer pauschales Bild hier liegt.