Kinderweihnacht
Im Christkindlland Südtirol macht sich der Weihnachtsmann breit. Im Kinderkino gibt es ihn beim „Weihnachtsfest für Teddy“.
von Renate Mumelter
„Hier geht es um ein Märchen, das von Weihnachten handelt“, erzählt der Vorspann von Andrea Eckerboms Kinderfilm „Ein Weihnachtsmann für Teddy“. Gleich darauf stellt der Vorspann richtig, dass der Film nur zufällig zu Weihnachten spielt, es geht nicht um Weihnachten.
Mariann ist 8 und sieht Dinge
Mariann ist 8 Jahre alt und sieht Dinge, die Erwachsene nicht sehen können oder nicht sehen wollen. Beim Schmücken des Christbaums entdeckt sie ein Eichhörnchen im Baum. Bei der Losbude am Rummelplatz kommt sie mit einem Teddy ins Gespräch. Die Erwachsenen glauben ihr natürlich nicht.
Mariann lebt in den 1960er Jahren, Mama backt die Kekse, Papa holt den Christbaum, Oma und Opa kommen zum Fest, und die Welt ist heil. Wenn da nicht dieser Teddy wäre, den sich Mariann so innig wünscht. Der Teddy selber sitzt auf dem Regal einer Losbude und möchte gern die Welt kennen lernen, Autofahren zum Beispiel. Während des Wartens vertreibt er sich die Zeit herzallerliebst animiert mit den Kumpeln in der Losbude. Dieses „herzallerliebst“ meine ich ernst, denn die Animation hat hier nichts Hektisches, nichts Gekünsteltes, sie ist einfach da, genau so wie sie in Marianns Vorstellungswelt ist. Es gibt in dieser Geschichte auch keine wilden Verfolgungsjagden und keine bösen Räuber. Diese heile Welt ist heil, und so darf sie auch bleiben.
Ein angenehmer Kinderfilm für diese Tage.
Unser protestantisches Christkind
Der Film erzählt übrigens auch, dass es den Weihnachtsmann wohl doch gibt. Das ist für das Christkindlland Südtirol vielleicht verwirrend. Wir haben – oder besser: hatten – den manchmal sichtbaren Nikolaus und das immer unsichtbare Christkind. Heutzutage funkt dieser Weihnachtsmann dazwischen. „Unser“ Christkind kam aus der protestantischen Welt, in der es erfunden wurde. Nach seiner Migration hatte es sich hier gut eingelebt. Jetzt könnte es vom konsumistischen Weihnachtsmann wieder verdrängt werden – auch eine Form der Gentrifizierung.
Dass es das Christkind gibt, hat mit den Protestanten zu tun. Die wollten keine Heiligenverehrung, also auch keinen Nikolaus als Gabenbringer und erfanden das Christkind. Luther verlegte den Bescherungstag vom 6. Dezember auf den 25.. Später zog das Christkind – warum auch immer – in den Süden und landete sogar in Brasilien. Von Norden drängten die Weihnachtsmänner mit ihren Rentieren nach. Sie hatten ihre Urväter nicht nur im Nikolaus sondern auch im finnischen Joulupukki, im russischen Ded Moros „Väterchen Frost“ oder im türkischen Frostvater Ayaz Ata.
Den endgültigen Segen bekam der Weihnachtsmann 1931 von der Coca-Cola-Company. Der Cartoonist Haddon Sundblom zeichnete ihn als Werbefigur und orientierte sich dabei an seinem Freund Lou Prentiss und seinem eigenen Spiegelbild. Seitdem breitet sich dieser Glöckchen schwingende Weihnachtsmann immer weiter aus, hängt sich an Balkone und Hausfassaden und unser Christkind entschwindet.
Hotzenplotz
Zeitgleich mit dem Teddy kommt der Räuber Hotzenplotz ins Kino. Den gibt es in vorlesenswerten Kinderbüchern, in Hörspielen, auch in älteren Filmen und jetzt noch einmal neu im Kino.
Das beste am Hotzenplotz war noch nie der Räuber selbst sondern die Welt, in der er sein Unwesen treibt. Sie wird von Großmutter, Kasperl und Seppl, der Hellseherin Schlotterbeck, dem Zauberer Zwackelmann und Wachtmeister Dimpfelmoser belebt. Der Hotzenplotz ist eigentlich eine Geschichte, die dazu einlädt, sich eigene Bilder zu fabrizieren – beim Zuhören zum Beispiel. Ob der neue Hotzenplotz das im Kino bringt, weiß ich nicht. Der Trailer jedenfalls gibt ein Tempo vor, das gerne auch langsamer sein könnte und zwar genauso langsam wie das vom Weihnachtsfest für Teddy.
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