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Die Bürgerwehr-Posse

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Filmreife Szenen in Raas und Neustift: Am Donnerstagabend haben rund 20 Männer aus Raas auf eigene Faust die Verfolgung von drei mutmaßlichen Einbrechern aufgenommen. Sämtliche Kommandanten der Feuerwehren wurden zu einer Aussprache mit den Polizeikräften zitiert.

von Erna Egger

Die Bevölkerung rund um Brixen ist aufgeschreckt:

Vermehrt kam es in Fraktionen von Brixen, Vahrn und Natz-Schabs in den letzten Wochen zu Wohnungseinbrüchen oder Versuchen. Primär in Raas, Natz, Neustift, Elvas und Tschötsch wurden Einbruchsserien verzeichnet. Die Vorfälle ereigneten sich zumeist am späten Nachmittag oder frühen Abendstunden. Den letzten Einbruch in Raas verzeichnen die Carabinieri am 25. November.

„Die Ortsansässigen sind besorgt. Ich habe letzthin von rund 10 Einbruchsversuchen gehört, wo keine Beute gemacht wurde. Zumeist sind die Bewohner rechtzeitig nach Hause gekommen und die Diebe sind unverrichteter Dinge geflüchtet. Aber der Schrecken und das ungute Gefühl bei den Ortsansässigen bleibt“, berichtet Alexander Überbacher, Bürgermeister von Natz-Schabs.

Die Ortsbevölkerung vermutet, dass es sich immer um dieselben Diebe handelt.

Infolge dieser Angst haben sich vor zehn Tagen, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, filmreife Szenen abgespielt.

Ortsansässige haben sich in den letzten Wochen über WhatsApp-Gruppen untereinander verbunden und vermelden, sofern ihnen zirkulierende Personen verdächtig erscheinen.

Dass sich in diesen Orten eine Bürgerwehr gegründet hat, die auf Eigeninitiative mutmaßliche Täter verfolgt, will gegenüber der TAGESZEITUNG niemand bestätigen.

Donnerstagnacht kam es jedoch zu einer Verfolgungsjagd: In Raas wurde – wie die Carabinieri bestätigen – ein roter Renault Clio gesehen.

Mit diesem Fahrzeug waren drei unbekannte Männer unterwegs – die den Anwohnern verdächtig erschienen. Sie gingen davon aus, dass es sich um Einbrecher handelt.

In der Vergangenheit hatten die Ordnungskräfte oftmals festgestellt, dass – agierend in einer Bande – ein Fahrzeug mit mehreren Personen anfährt, die Diebe dann einen Raubzug vornehmen und der Lenker des Fahrzeuges sie schließlich an einer anderen Stelle wieder mitnimmt.

Aufgeschreckt schlugen Bürger in Raas über WhatsApp Alarm: In kurzer Zeit versammelten sich an die 20 Männer der Fraktion, teils ausgestattet mit Stöcken und Baseballschläger, und nahmen die Verfolgung auf. Über die Weinberge hinunter nach Neustift, durch die Apfelbäume die Neustifter Aue entlang bis zur Wasserschöpfe.

Zu diesem Zeitpunkt befanden sich gerade zwei Feuerwehrmänner im Gerätehaus von Neustift und waren mit Arbeiten beschäftigt: Aufgeschreckt vom Lärm der Verfolger vermuteten diese, dass Gefahr in Verzug ist.

Sie setzten sie sich in ein Einsatzfahrzeug und fuhren der Horde entlang des Traktorweges nach. Sie leuchteten die Gegend mit den Lichtern aus, um der Ursache der Aufregung und den Geschehnissen auf den Grund zu gehen. In der Zwischenzeit waren auch die avisierten Polizeikräfte unterwegs: Die Carabinieri hatten unter anderem auch die Stadtpolizei Brixen zur Unterstützung verständigt, die ihrerseits das Flussufer nach Verdächtigen absuchte. „Wir konnten aber keine verdächtigen Personen ausfindig machen“, schildert Giuseppe Lombardi, Verantwortlicher des Außendienstes bei der Stadtpolizei.

Die Verfolgungsjagd der Bürgergruppe sorgte in den letzten Tagen für viel Aufregung und Gesprächsstoff.

Am Samstag wurden die Kommandanten der örtlichen Feuerwehren Raas, Neustift, Natz, der Bezirkspräsident Albert Tauber und die Abschnittsinspektoren zu einer Aussprache mit sämtlichen Polizeiorganen in den Sitz der Ortspolizei Brixen beordert.

Auch in Tschötsch wurden am Samstag verdächtige Personen gesichtet und über WhatsApp Alarm geschlagen.

Lombardi bestätigt, dass letzthin vermehrt Bürger mutmaßliche Einbrecher gemeldet hätten.

Zumal die Bevölkerung verängstigt ist, werden die Ordnungskräfte oft auch unbegründet avisiert. „Deshalb fand auch das Treffen mit den Feuerwehren statt“, so Lombardi.

Des Öfteren haben sich letzthin besorgte Bürger auch an Feuerwehrleute gewandt.

Es wurde die Zusammenarbeit besprochen: Lombardi stellt hierzu klar:

„Die Feuerwehren helfen uns in logistischen Angelegenheiten – bei Türöffnungen oder beim Ausleuchten der Gegend. Aber in diesen Fällen avisieren wir die Feuerwehren. Für die Verfolgung von Einbrechern sind aber ausschließlich die Polizeikräfte zuständig.“ 

Alexander Ploner, Kommandant der Feuerwehr in Neustift, will die Geschehnisse am Donnerstag nicht kommentieren.

Er sagt nur soviel:

„Die Feuerwehren sind weder befugt, noch für das Verfolgen von Dieben zuständig. Von solchen Aktionen distanziere ich mich. Wir stehen jedoch jederzeit zur Verfügung, sofern wir von den Ordnungskräften verständigt werden – zu Türöffnungen oder zum Ausleuchten des Geländes.“ 

 

 

 

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Kommentare (6)

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  • dn

    Die Carabinieri sind selbst frustriert, weil Einbrechern keine wirklichen Konsequenzen drohen.

    • netzexperte

      @dn Das hört man immer wieder als entschuldigendes Argument, aber nichts für ungut – ob die Polizeibehörden frustriert sind oder nicht, interessiert keinen. Die haben ihren Job zu machen, egal was dabei rauskommt, dazu gibts dann die Gerichte.

  • brutus

    …meine Frau wurde vor einiger Zeit von einem Wanderhändler an der Haustüre angespuckt, dann hatte er auch noch die Frechheit Tomaten aus dem Garten einfach so mitzunehmen!
    Nach dem aufgeregten Anruf meiner Frau habe ich sofort die Ordnungskräfte alarmiert, die rein gar nichts unternommen haben. …und dann wundern wenn Private das selbst in die Hand nehmen!

  • gerhard

    Gut, dass diese Ehrenmänner das Gesindel nicht erwischt haben.
    Denn hätten sie den Abschaum totgeschlagen
    hätte es statt dem verdienten Orden
    Knast gegeben.

  • andreas1234567

    Hallo nach Südtirol,

    das Vernetzten und gegenseitige Aufpassen ist eine feine Sache weil Gaunerbanden sich immer die einfachsten Opfer suchen.
    Ich hab alle Sympathien für Dorfgemeinschaften die „komische nicht erklärbare Fahrgemeinschaften“ sichten und im Auge behalten.
    Das ist wirksame Abschreckung und das Gesindel wandert weiter..

    Im Artikel werden die Dorfschutzaktivisten als Trottel und Horde dargestellt, dem ist zu widersprechen weil der „Erfolg“ ihnen recht geben wird.

    Auf Wiedersehen auf einem Berghof der zu hoch liegt um für Spitzbuben interessant zu sein

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