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„Wir sind eine solidarische Stadt“

Die Stadt Bozen beherbergt derzeit insgesamt 775 Personen in Notunterkünften. 393 davon werden in Obdachloseneinrichtungen betreut.

Jetzt gibt es offizielle Zahlen:

Die Stadt Bozen beherbergt derzeit insgesamt 775 Personen in Notunterkünften. 393 davon werden in Obdachloseneinrichtungen betreut.

Das sind Unterkünfte, die von der Stadt finanziert werden und für die das Land 40 % der Gesamtkosten übernimmt.

Weitere 55 Personen sind in privat finanzierten und geführten Einrichtungen untergebracht. 22 Personen wohnen im Arbeiterwohnheim in der Romstraße. Weitere 305 Personen haben in Einrichtungen, die das Land in Zusammenarbeit mit dem Innenministerium führt, Unterschlupf gefunden. E

twa einhundert Personen stehen noch auf der Warteliste für einen Schlafplatz. Von diesen verweigern viele die Aufnahme, wenn sie kontaktiert werden, weil ein Platz in einer Notunterkunft frei wurde. Andere sind nicht mehr auffindbar, weil sie bereits weitergezogen sind. Für Minderjährige und Familien mit Kindern findet die Stadt jedoch immer eine Lösung. Sie werden vorübergehend in Hotelzimmern untergebracht, bis ein Platz in einer Notunterkunft frei wird.

Dies sind in aller Kürze die Zahlen zu den Aufnahmeeinrichtungen in der Landeshauptstadt, die Bürgermeister Caramaschi und Sozialstadtrat Juri Andriollo im Rahmen einer Pressekonferenz im Bozner Rathaus vorgestellt haben.

„Bozen ist eine solidarische Stadt,“ betonte Bürgermeister Caramaschi.

„Wir übernehmen Verantwortung, so wie wir es immer getan haben, und leisten mehr, als uns eigentlich zustünde. Mein Dank geht an Landeshauptmann Kompatscher, der immer verlässlich und ohne zu zögern nach Lösungen gesucht hat, wenn wir an ihn herangetreten sind. Bedauerlicherweise ist es jedoch nicht immer gelungen, die Situation proaktiv zu bewältigen.“ Caramaschi wies erneut darauf hin, dass die Obdachlosen und Migranten mehrheitlich in der Landeshauptstadt ankommen. Diesen Menschen könne nur angemessen geholfen werden, wenn alle, auch die Bezirksgemeinschaften und die anderen Städte und Gemeinden, ihrer Verantwortung gerecht würden.

“Seit dem letzten Sommer verzeichnen wir eine ständige Zunahme von Geflüchteten, die sowohl über die Balkanroute, als auch von Norden ins Land kommen. Man hätte viel früher auf diese Entwicklung reagieren müssen und auch Einrichtungen wie die Mercantikaserne in Eppan für die Aufnahme der Migranten bereithalten müssen. Nun haben wir eine Situation, die vermeidbar gewesen wäre und die man hätte besser bewältigen können.“

Caramaschi betonte noch einmal, dass es Aufgabe des Landes sei, sozialpolitische Maßnahmen zu treffen und Notfallunterkünfte vorzusehen, zumal die staatlichen Stellen diese Aufgabe auf die Provinzen übertragen hätten.

Sozialstadtrat Andriollo betonte, dass die Migrationsbewegungen über den Brenner und auch über die Balkanroute in den letzten Monaten um 203% zugenommen hätten. Im Durchschnitt würden pro Tag 100 – 150 Ankünfte gezählt.

Die Stadt hat deshalb eine zweite Kältenoteinrichtung eröffnet und verfügt nun zusätzlich zu den 90 Plätzen in der Coministraße über weitere 140 Plätze auf dem ehemaligen Alimarkt-Gelände. Dort werden täglich 170 Mittagessen ausgegeben. Am Abend werden Lebensmittelpakete verteilt. In der Mensa am Bozner Bozen gibt die Caritas täglich 280 Abendessen aus. Obdachlose Frauen werden hingegen im Haus Forni untergebracht, wo insgesamt 28 Plätze zur Verfügung stehen.

Dort gibt es auch eine Tageseinrichtung für Frauen.

Stadtrat Andriollo: „Ich möchte betonen, dass uns alle Fälle, auch die, über die in der Presse berichtet wurde, entgegen anderslautender Meldungen bekannt sind, und dass diese Personen von den zuständigen Stellen begleitet werden. Inwieweit dies möglich ist, hängt jedoch immer auch von der einzelnen Person ab. Menschen treffen eigenmächtige Entscheidungen. Manche Bedürftige nehmen keine Hilfe an oder wollen nicht in einer Einrichtung übernachten. Manche lassen in bestimmten Notsituationen Hilfe zu, um dann, wenn die Notsituation vorüber ist, wieder zu ihrer bisherigen Existenz zurückzukehren.“

Das Hauptanliegen aber, so Andriollo, seien die Familien. Alle Einrichtungen für Familien seien belegt, weshalb eine strukturierte und vorausschauende Planung auf Landesebene und eine Verteilung der Bedürftigen auf die verschiedenen Gemeinden umso wichtiger sei. Nur so könne Integration gelingen, zumal dann, wenn sich die Personen aus Arbeitsgründen in Südtirol aufhalten.

Das Land dürfe daher nicht nur auf Notfallsituation reagieren, sondern müsse einen Aufnahmeplan auf die Beine zu stellen, damit die Situation strukturiert bewältigt werden könne, so Andriollo abschließend.

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