Studieren im Ausland?
Immer mehr junge Menschen entscheiden sich nach der Matura für ein Studium – vor allem die weiblichen Absolventinnen. Wo die Südtiroler studieren und wovon die Wahl des Studienortes abhängt.
von Sylvie Debelyak
„Gehe ich nach der Matura studieren oder arbeiten?“ – diese Fragen stellen sich wohl die meisten jungen Erwachsenen. Studieren ist dabei in den letzten Jahren förmlich zum Trend geworden. Immerhin entscheiden sich fast drei Viertel der Südtiroler Oberschulabsolventen für ein Weiterstudium an einer Universität.
Laut dem Landesinstitut für Statistik (ASTAT) sind im Studienjahr 2020/21 insgesamt 13.314 Südtiroler an einer italienischen oder österreichischen Universität eingeschrieben, das sind 482 mehr als im vorhergehenden Studienjahr. 49,1 Prozent der in Südtirol ansässigen Hochschüler studieren an einer Universität im Inland, 50,9 Prozent hingegen an einer österreichischen Universität.
Die Zahl der Südtiroler Studienanfänger blieb im Vergleich zum Vorjahr trotz Pandemie konstant. Insgesamt sind 2.261 Südtiroler Studierende im Studienjahr 2020/21 erstimmatrikuliert, wobei sich die Mehrheit für eine Uni im Inland entschieden hat. Die Zahl der in Italien studierenden Südtiroler nimmt im Vergleich zum Vorjahr also weiter zu.
Der Großteil bevorzugt eine Universität in der Nähe des Wohnortes. Rund 43 Prozent der Südtiroler Hochschülerschaft, die an italienischen Universitäten eingeschrieben ist, studieren in Südtirol. 32,4 Prozent davon an der Freien Universität Bozen, 8,7 Prozent an der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe „Claudiana“ und 1,9 Prozent an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen.
Werden auch die zwölf Prozent berücksichtigt, die in Trient studieren, haben mehr als die Hälfte (55,1 Prozent) aller Südtiroler Studierenden, die an inländischen Universitäten eingeschrieben sind, eine Hochschule in der Region Trentino-Südtirol ausgewählt. Die bevorzugten italienischen Studienorte außerhalb der Provinzen Bozen und Trient sind Verona, Bologna, Mailand und Padua.
Die beliebtesten Studiengänge an italienischen Universitäten fallen in die Bereiche Erziehungs- und Bildungswissenschaften, Gesundheitswesen und Pharmakologie, Wirtschaft und Statistik sowie Politik, Sozialwissenschaften und Kommunikation.
Doch auch Österreich ist und bleibt ein beliebter Studienort. Die Zahl der in Österreich an öffentlichen Universitäten studierenden Südtiroler stieg im Vergleich zum Vorjahr mit einem Plus von 1,4 Prozent leicht an. Damit setzt sich der Aufwärtstrend des letzten Jahrzehnts weiter fort. Zudem studieren auch einige an Privatuniversitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen in Österreich.
Unter den österreichischen Universitätsstädten fällt die erste Wahl der Südtiroler Studierenden aufgrund der geringen Entfernung nach wie vor auf die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck. Rund 57,8 Prozent sind hier eingeschrieben, gefolgt von Wien (29,3 Prozent) und mit beträchtlichem Abstand Graz (8,7 Prozent) sowie Salzburg (2,5 Prozent). Neben der Entfernung ist die Auswahl des Studienortes zudem vom Studienangebot der jeweiligen Universität abhängig.
Die beliebtesten Studienbereiche der Südtiroler Studierenden in Österreich liegen im Bereich der Geisteswissenschaften und Künste sowie im Bereich Sozialwissenschaften, Journalismus und Informationswesen. Auch andere Studiengänge wie Pädagogik, Naturwissenschaften, Mathematik, Statistik und Ingenieurwesen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.
Sowohl an italienischen Universitäten als auch in Österreich sind die klassischen geschlechtsspezifischen Präferenzen bei der Wahl des Studiengangs zu beobachten. So bevorzugen männliche Studenten vor allem die sogenannten MINT-Fachbereiche (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik).
Darüber hinaus liegt die weibliche Universitätsbesuchsquote mit 36,6 Prozent deutlich über jene der Männer (26,1 Prozent). Hinzu kommt, dass die Eintrittsquote der männlichen Oberschulabsolventen um sechs Prozentpunkte geringer ausfällt als noch 2019/20. Ist studieren also zur „Frauensache“ geworden? Immerhin überwiegt im Studienjahr 2020/21 bei den studierenden Südtirolern an inländischen Universitäten eindeutig das weibliche Geschlecht (4.014 Frauen gegenüber 2.520 Männern). Ob und inwiefern sich dieser Trend in den nächsten Jahren fortsetzen wird, bleibt allerdings noch unklar.
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Kommentare (4)
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brutus
…wo sollen diese vielen Akademiker in Zukunft unterkommen, beim Land? …oder bleiben sie im Ausland, da hier die Bezahlung schlecht ist? Wenn diese Studientitel mit Steuergelder mitfinanziert wurden, erst fünf verpflichtende Jahre hier Steuern zahlen oder Stipendium mit Zinsen zurückzahlen!
esmeralda
@brutus, sehr viele Akademiker sind sehr gesucht in Südtirol, nicht nur beim Land
dn
Gute Arbeitsplätze und Lebensbedingungen schaffen, nicht lahm daherreden, dann werden die Jungen schon wieder kommen.
murega
das mit den Stipendien muss mir einer erklären – ich bekomme für das Studium meines Kindes keinen Beitrag.