Bischof im Landtag
Bischof Ivo Muser hat bei seiner Weihnachtsansprache im Südtiroler Landtag ein Plädoyer für den Verzicht und für echte Nachhaltigkeit gehalten.
Nach einer musikalischen Einleitung durch die Brassband Überetsch begrüßte Landtagspräsidentin Rita Mattei im Plenarsaal Diözesanbischof Ivo Muser, der bei seinem vorweihnachtlichen Besuch von Generalvikar Eugen Runggaldier begleitet wurde.
„Im Namen des gesamten Landtags, meiner Kolleginnen und Kollegen Abgeordneten sowie aller Mitarbeiter bedanke ich mich bei Bischof Ivo Muser für seinen Besuch im Landtag“, sagte Mattei.
Sie freue sich, den Diözesanbischof heute ohne die Einschränkungen des vergangenen Jahres begrüßen zu können. „Dies ist ein Zeichen für die Rückkehr zur Normalität, ein Zeichen dafür, dass wir wieder zu einem ‚menschlicheren‘ sozialen Leben zurückkehren können.“
Mattei hieß neben Bischof Muser auch Generalvikar Runggaldier, die jungen Musiker der Brassband Überetsch – Matteo Gomez, Alina Aichner und Alexander Mayr sowie deren Präsidenten Julius Michael Waldner – willkommen. „Sie werden uns mit der ‚Harmonie der Musik‘ erfreuen, die am besten dazu geeignet ist, diesen Moment der Besinnung und des Nachdenkens zu begehen.“
In seiner Grußbotschaft an die Abgeordneten sprach Bischof Muser vom Perspektivenwechsel, um den es an Weihnachten gehe: Gott sei an Weihnachten nicht „mehr“ geworden, sondern „weniger“; dieses Herabsteigen, dieses Menschwerden, dieses freiwillige und bewusste Verzichten für die Menschheit entlaste und rette.
Auch hinsichtlich des grenzenlosen Wachstums und begrenzter Ressourcen sei ein Perspektivenwechsel notwendig – die negativen Folgen eines rein ökonomisch ausgerichteten Mentalitäts- und Denkansatzes würden sehr selten angesprochen.
Doch Coronapandemie, Klimawandel, Krieg in der Ukraine sowie Energie- und Rohstoffengpässe hätten das viel gepriesene Erfolgsmodell sehr anfällig gemacht. „Wir werden um das Thema ‚Verzicht‘ nicht herumkommen“, so Bischof Muser. Verzicht werde meist mit Verlust gleichgesetzt, die Chancen und Möglichkeiten desselben dagegen würden ausgeblendet oder sogar als unrealistisch bezeichnet.
Doch nun stünde die Menschheit vor der Herausforderung, in einem überschaubaren Zeitraum Wirtschaft, Mobilität und nicht zuletzt eigene Prioritäten auf echte Nachhaltigkeit umzupolen. Wobei auch klar sei, dass nicht alle gleich belastet werden könnten: Besserverdienende, Vermögende seien stärker zu belasten, damit Menschen am unteren Ende der Einkommensentwicklung geholfen werden könne.
Es gebe verschiedene Formen der Armut, auch in Südtirol. Nach christlichem aber auch nach humanistischem Verständnis – und das habe viel mit Weihnachten zu tun – gehöre zum Menschsein der Schutz der Schwachen, wer immer diese sind.
In diesem Zusammenhang erinnerte Bischof Muser auch an den Erfrierungstod des jungen Ägypters vor wenigen Tagen in Bozen.
Abschließend wünschte der Bischof den Abgeordneten „den Mut, den Willen und die Kraft, das Gemeinwohl höher zu schätzen als die Interessen einzelner und bestimmter Kreise – trotz des Drucks der öffentlichen Meinung und kommender Wahlen. Ich wünsche Ihnen den Mut zu einer Politik, die von den Schwachen und nicht Einflussreichen her denkt und handelt. Es braucht eine Politik, die von der Verantwortung für kommende Generationen her Maßnahmen setzt.“
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Kommentare (7)
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gerhard
Respekt.
Dieser Blender schafft es immer wieder.
Das diesem Geschichtenerzähler und Scharlatan aber auch Politiker zuhören, das ist schon beachtlich.
Hat er etwa gratis Ablassbriefchen verschenkt, mit dem die politishen Damen und Herren Ihre Sünden reinwaschen können?
ostern
Der soll sich um die Armen im Land kümmern und weniger im Landtag „schwafln“ .
pingoballino1955
Was hat Muser und Runggaldier im Landtag zu suchen? Die lügen und heucheln ja noch mehr,wie die Anwesenden! FRAU MATTEI,warum habt ihr die überhaupt eingeladen,um die Missbräuche aufzuklären,was die bewusst nicht machen und vertuschen seit Jahrzehnten????
dn
An den Taten werdet ihr sie erkennen. Trotzdem gefallen mir die Worte des Bischofs. Die Worte sind unabhängig von den Taten gültig. Sonst wären wir in der Schule auch nicht mit den Schreibereien von Kittlschmeckern wie Brecht und Geheimrat Goethe gelangweilt worden.