Die Rutschung
Am 13. Dezember 2012 war bei Sottrù in Abtei der orografisch rechte Talhang ins Rutschen geraten und drohte, die Gader aufzustauen. Wenige Tage später waren vier Häuser zerstört und weitere in Gefahr.
Am Nachmittag des 13. Dezember 2012 werden in der Gemeinde Abtei auf der Straße zwischen den Weilern Anví, Sottrù und Larcenei mehrere Risse im Straßenbelag festgestellt.
Am darauffolgenden Morgen zeigen sich deutliche Risse mit Hebungen des Bodens im Wald und auf den Wiesen, Bäume kippen um.
Am Vormittag des 14. Dezember wird die Evakuierung der gefährdeten Wohnhäuser veranlasst. Auslöser der Rutschung waren starke Niederschläge im Vormonat mit unmittelbar anschließender Frostperiode.
Am Nachmittag des 14. Dezember überschlagen sich die Ereignisse: Die Rutschung bewegt sich innerhalb kürzester Zeit immer schneller. Um einen Aufstau der Gader zu verhindern, wird der Bach durch einen Bypass geleitet, fasst der Direktor des Landesamtes für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost Sandro Gius zusammen.
Ein Wohnhaus kann nur durch das rasche Eingreifen der Einsatzkräfte und das ständige Abtragen des nachrutschenden Materials vor der Zerstörung bewahrt werden.
Am 15. Dezember verlangsamt sich die Rutschung etwas, erste Erkundungsflüge können durchgeführt werden, die das gesamte Ausmaß des Ereignisses verdeutlichen.
Die Rutschung erreicht mit einer Gesamtlänge von fast 1500 Metern und einer Breite von 400 bis 450 Metern eine Fläche von 42,5 Hektar, vier Wohnhäuser werden vollständig zerstört. Zudem werden große Schäden am Wald, im Landwirtschaftsgebiet und dem ländlichen Wegenetz verzeichnet.
„Dieser Notstand“, unterstreicht Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler, „konnte dank des gut organisierten Zusammenwirkens der Einsatzkräfte und der vielen Freiwilligen der Feuerwehren, der verschiedenen Ämter und Techniker bewältigt und die Sachschäden so auf ein Mindestmaß reduziert werden“.
Arbeiten zur Stabilisierung und Überwachungssystem mit Lasertheodolit
Heute, zehn Jahre nach diesem Ereignis, ist die Rutschung im unteren Abschnitt wieder sehr gut stabilisiert, das Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost hat zahlreiche Maßnahmen zur Entwässerung und Modellierung des Geländes umgesetzt. Im oberen Abschnitt hingegen ist die Anbruchkante noch sehr gut erkennbar. Durch Geländepassungen wurde erreicht, dass sich kein Oberflächenwasser ansammelt und in den Rutschkörper einsickert, berichtet Amtsdirektor Gius. Durch ein System von offenen Gräben wurde versucht, den schadlosen Abfluss des Wassers zu gewährleisten. Kleinere Maßnahmen sind weiterhin nötig.
Der Hang wird nach wie vor überwacht. Um im Falle einer weiteren Beschleunigung der Rutschung sofort reagieren zu können, wurde ein Überwachungssystem mittels Lasertheodolit installiert, zum Teil erfolgten die Messungen auch händisch mit Laser und Meterband, erläutert der Direktor des Landesamtes für Geologie und Baustoffprüfung Volkmar Mair.
Vor kurzem fanden im Rahmen der Fachtagung ASITA (Federazione delle Associazioni Scientifiche per le Informazioni Territoriali e Ambientali) in der Gemeinde Abtei Exkursionen zur Rutschung statt und das Überwachungssystem wurde vorgestellt.
Vor 200 Jahren, im Juni 1821, hatte sich in nahezu identischer Lage eine Rutschung ereignet, die aufgrund der aufgetretenen Schäden in historischen Dokumenten und Kartendarstellungen überliefert wurde. Die Zerstörung eines Weilers und ein Rückstau der Gader waren die Folge.
Plattform für Naturgefahren in Südtirol
Die Plattform für Naturgefahren in Südtirol liefert einen Überblick über diesen Themenbereich.
Sie erklärt die Naturgefahren sowie die Strategien und Instrumente zum Management des damit verbundenen Risikos wie etwa die Gefahrenzonenpläne. Zudem gibt es dort einen Überblick über Archive und Datenbanken.
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