„Kältetod in der reichen Stadt“
Bischof Ivo Muser nimmt zum Kältetod eines jungen Einwanderers Stellung: „Dieser Tod muss uns alle aufrütteln.”
In der Nacht auf Freitag ist ein 20-jähriger Obdachloser in Bozen den Kältetod gestorben.
Zum tragischen und schockierenden Tod des jungen Mannes aus Ägypten sagt Bischof Ivo Muser, dass “uns dieser Tod aufrütteln muss”.
Es gebe nur eine Antwort darauf, sagt Muser:
„Nicht gleichgültig bleiben, nicht wegschauen, sich treffen lassen und nach gemeinsamen Lösungen suchen, dass so etwas nicht mehr geschieht.”
Die Stellungnahme von Bischof Ivo Muser im Wortlaut:
„Dieser Tod macht mich wie sicher viele Menschen in Bozen und in ganz Südtirol traurig – sehr traurig, betroffen und nachdenklich.
Ein junger Mann, fern der eigenen Heimat, seit kurzer Zeit in unserer Stadt, ausgestattet mit nur einer Decke stirbt den Erfrierungstod – mitten in unserer reichen Stadt. Ich kenne nicht seinen Namen und nicht seine Geschichte, ich weiß nicht, warum und mit welchen Hoffnungen, Erwartungen und Träumen er seine Heimat verlassen hat. Ich weiß nicht, ob er jemanden um Hilfe gebeten hat. Ich weiß nicht, wie lange er bereits unterwegs war, welche Strapazen, Erfahrungen und Enttäuschungen er hinter sich hat.
Besonders tragisch finde ich seinen Tod in diesen vorweihnachtlichen Tagen. Unsere Stadt und unser Land sind voll von Touristen; sie alle sind willkommen und sie alle bringen Geld. Für sie alle ist Platz. Für diesen jungen Mann aber findet sich kein Platz. Er stirbt einen einsamen und bitterkalten Tod.
Dieser tragische Tod sollte gewiss nicht instrumentalisiert werden. Dieses Ereignis ist viel zu traurig und zu beschämend, um damit polemisch auf andere zu zeigen. Aber dieser Tod muss uns alle aufrütteln, persönlich und alle Institutionen: Für solche Menschen ist in unserer Gesellschaft kein Platz, weil sie nicht vorgesehen, nicht erwünscht und nicht willkommen sind. Sie bringen nichts und mit ihnen kann man kein Geld verdienen. Sie stören nur – vor allem auch inmitten des vorweihnachtlichen Konsum- und Erlebnisbetriebes.
Es gibt nur eine Antwort: nicht gleichgültig bleiben, nicht wegschauen, sich treffen lassen und nach gemeinsamen Lösungen suchen, dass so etwas nicht mehr geschieht!
Ich danke allen, die gegen jede Form von Gleichgültigkeit das tun, was ihnen möglich ist. Ich danke allen, die ihren Beitrag leisten, dass unsere Gesellschaft menschlich ist – auch gegenüber den Fremden, den Anderen, den Nichtwillkommenen. Sie gehören zu uns – einfach weil sie Menschen sind.
Meine Trauer nehme ich hinein in mein Gebet für diesen jungen Mann, der mitten unter uns erfroren ist. Möge Gott ihn jetzt umgeben mit Wärme und Licht.”
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Kommentare (24)
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stanislaus
Die Kirche hat sehr viele Immobilien in Bozen. Herr Bischof wäre es möglich einen beheizten Raum zum Übernachten für Obdachlose zur Verfügung zu stellen?
saustall_kritiker
Früher waren auch die internen Räume am Bahnhof in der Nacht offen und ein Zufluchtsort für Notfalle. Seit einigen Jahren haben die Korinthenkacker an der Spitze der RFI veranlasst, am Bahnhof alles abzuriegeln. Auch sie sind jetzt Mitschuld an solchen Ereignissen. Sie, die Großverdiener, die natürlich kein Verständnis für solche Fälle haben. Dem F… graust!
besserwisser
die kirche: das wohl größe immobilienunternehmen nicht nur in südtirol…
florianegger
Derweilen gar einige Lungenutzte leere Gebäude der Kirche vor sich hinverfallen und nicht Bedürftigen zur Verfügung stehen
rumer
Schlimm, dass jemand gestorben ist. Gerade deshalb Klartext: in Ägypten ist es warm. Wir müssen nicht alle aufnehmen, Heizung zahlen und durchfüttern.
morgenstern
Die linksgrün versifften Demokratien einschließlich der „Barmherzigen“ tragen die Verantwortung und sollten dafür zur Rechenschaft gezogen werden.
Alle mit offenen Armen empfangen und dann ihrem Schicksal überlassen.
nobodyistperfect
Nichts ist schlimmer als falsche Barmherzigkeit.
gabriel
Ich kenne den jungen Mann und seine Geschichte auch nicht. Was man jedoch weiß, dieser Mann war 20 Jahre alt. 20 Jahre!
Ich danke Ihnen Herr Bischof, dass sie sich hier zu Wort gemelden haben. Das war sicher wichtig und richtig!
erich
Der Bischoff wollte dem Kloster Seben eine neue Zweckbestimmung geben. Aber da tut sich plötzlich eine Gedächtnislücke auf. Nicht nur, er kritisiert die Gesellschaft und fordert sie zum Spenden auf. In seinen, an den Totenbetten eingetauschten, tausenden Immobilien gewährt er keinen Einlass.
dn
Wow, als einer, der die Kirche selten von innen sieht, muss ich anerkennen, dass die Worte des Bischofs absolut treffend sind.
robby
Hallo Ivo, hast vergessen dass die Kirche mit Kloster Säben eine perfekte Immobilie besäße? Da gäbe es Unterkunft für sehr viele.
Aber logisch – es sollen immer die anderen machen. Diese Haltung der Kirche ist so was von schäbig.
luis2
Genau dieser Herr möge den Mund Halten, wobei die Kurie eine der größten Immobilien Besitzer ist. Klöster und Pfarrhäuser stehen leer oder nur eine Person wohn drinnen. Oder sie sind vermietet zu hörnten Preis wie es der Deutsche Orden betreibt.
Zum schämen Heuchler.
kirchhoff
Der Bischof macht sich mal wieder als Tugendhirte bemerkbar! Typisch für die RKK, die zig Immobilien hat, diese aber stets sorgfältig verschliesst! Finde den Fehler…
gerhard
Das reichste Unternehmen Italiens, der Arbeitgeber des Scharlatans Muser, der Vatikan, öffnet keine Türen in warme Stuben.
Wenn es um Kindesmisshandlungen geht hält Muser den Mund, mauert, verschweigt, lügt und bagatellisiert.
Wie sein Kumpan, den Schande-Papst Benedikt in Rom.
Soll er bitte dann in dieser Sache erst recht schweigen.
Der machts Maul eh nur auf, wenns wieder irgendwo Spenden zu bekommen geben soll.
placeboeffekt
Ganz heftige Kommentare im katholischen Südtirol
Wenn ich Wikipedia richtig interpretiere dann beläuft sich der weltweite Grundbesitz der Kirche au 500000 Quadratkilometer
Die Größe Spaniens
Da haben sicher noch ein paar Migranten Platz
Der Kirche kann man also gerne die moralische Hoheit über dieses Thema absprechen
Es bleibt aber ein trauriges Ereignis in einem Land das -zumindest vom Landeshaushalt her gesehen- nicht wohin weiß mit der ganzen Knete
luis2
Heute Sonntag war die Opfersammlung für die Diözese, sammeln und das Volk soll spenden und der Herr zeigt sich gerne von oben in Gold eingehüllt.
Ich würde mich freuen er bleibt in seinen Palast und schweigt, damit würde er der Bevölkerung den besten Dienst erweisen.
tirolersepp
Mehr Wohnraum für Obdachlose führt zu mehr Obdachlosen !!!
Leider leider !!!
pantone
Niemand soll im Winter auf der Straße erfrieren müssen. Die Kosten, welch für die öffentlichen Kassen entstehen, um für alle Obdachlosen, welche einen warmen Schlafplatz wünschen, einen solchen zur Verfügung zu stellen, dürften verkraftbar sein! Es ist zu begrüssen wenn Vereine wie Volontarius Obdachlose, welche einen solchen Schlafplatz verschmähen oder keine Kenntnis davon haben, betreuen, mit Schlafsäcken, warmen Essen, usw.
Vielleicht läßt sich für den einen oder anderen durch diese Maßnahmen der Weg in die Arbeitswelt ebnen.