So gelingt Verständigung
Wie können Fachkräfte im Sozial- und Gesundheitswesen unterstützt werden, wenn sich der Umgang mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen schwierig gestaltet?
Dieser Frage gingen Fachleute bei der Tagung „Damit Verständigung gelingt“ nach, zu welcher die Caritas in den Saal Fronza in der Bozner Dalmatienstraße eingeladen hat. Dabei wurde das Projekt „Kultursensible Beratung“ vorgestellt, das die Caritas vor knapp einem Jahr ins Leben gerufen hat.
Fachkräfte im Sozial- und Gesundheitswesen haben auch in Südtirol vermehrt mit eingewanderten Menschen zu tun, die andere Sprachen sprechen und aus anderen Kulturen stammen, mit unterschiedlichen Lebensbezügen, Erfahrungen und biografischen Hintergründen. In Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern, sozialen Einrichtungen, Anlaufstellen für psychische Notlagen, Arztpraxen und anderen Anlaufstellen stehen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer täglichen Arbeit immer wieder vor der Herausforderung, sprachliche und kulturelle Unterschiede zu überbrücken.
Um ihnen Unterstützung anzubieten, hat die Südtiroler Caritas Anfang 2022 das Projekt „Kultursensible Beratung“ ins Leben gerufen. Ein eigenes ausgebildetes Beratungs-Team steht dabei für Rat und Hilfestellungen zur Verfügung, falls sich die Verständigung mit Patientinnen und Patienten, Ratsuchenden oder Hilfsbedürftigen schwierig gestaltet. „Wir möchten den Fachkräften damit helfen, Schwierigkeiten und Hürden im Kontakt zu Menschen mit Migrationshintergrund zu überwinden. Die Beratungen werden daher immer auf die individuelle Situation abgestimmt“, erklärt Caritas-Direktorin Beatrix Mairhofer.
Claudio Cernesi, Dozent an der Universität Modena, zeigte bei der Tagung auf, wie sich kulturelle und sprachliche Unterschiede durch den Aufbau von Beziehungen überwinden lassen. Nur wenn sich alle Beteiligten gleichermaßen einbringen können, sei es möglich, schwierige Situationen bestmöglich zu lösen. Der Soziologe Adel Jabbar ging auf die interkulturelle Arbeit in den sozialen Diensten ein. Es sei wichtig, aufmerksam zu sein, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Vorstellungen der Menschen mit und ohne Migrationshintergrund wahrzunehmen, um allen gleichermaßen eine angemessene, auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Begleitung anbieten zu können.
„Erfahrungen aus ähnlichen Projekten haben gezeigt, dass eine kultursensible Beratung für alle Beteiligten hilfreich ist. Den Fachkräften hilft sie, sich einen besseren Einblick in die Situation und Denkweise der Menschen zu verschaffen und entsprechend zu reagieren. Menschen mit Migrationshintergrund wiederum erleichtert sie den Zugang zum sozialen Netzwerk und zu angemessener Begleitung“, erklärt Carmela Nevano, welche das Caritas-Projekt „Kultursensible Beratung“ koordiniert. Das sei auch der Sinn des Projektes, nämlich die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Fachkräfte und Begleitete gemeinsam, im gegenseitigen Austausch, neue Umgangsweisen entwickeln, welche der Lebenssituation und den Bedürfnissen der neuen Mitbürgerinnen und Mitbürgerinnen entsprechen.
Das Projekt „Kultursensible Beratung“ wird aus dem 8-Promille-Fond der Caritas Italiana finanziert.
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