Drei Sorgenbranchen
Südtiroler empfinden eine besonders hohe Arbeitsbelastung im Gesundheits- und Sozialwesen, fühlen sich im Handel und der öffentlichen Verwaltung aber wohl.
Wie steht es um die körperlich und psychisch belastenden Arbeitsbedingungen in den einzelnen Wirtschaftszweigen? Das hat das Arbeitsförderungsinstitut (AFI) in einer neuen Studie untersucht. Die Ergebnisse stehen aber nicht nur vor sich. Diese wurden mit den Ergebnissen derselben Branche im Bundesland Tirol und der Region Trentino verglichen.
Besonders gute Werte erzielte Südtirol dabei im verarbeitenden Gewerbe. Sowohl die körperlich als auch psychisch belastenden Arbeitsbedingungen stehen im Vergleich der Europaregionen gut da. Keine einzige der 14 Messgrößen wie Lärm, schmerzhafte Körperhaltungen oder hohe Arbeitsgeschwindigkeit ist schlechter ausgeprägt als in den beiden anderen Landesteilen, neun sogar besser als der Durchschnitt.
Ebenso erfreuliche Werte erzielte der Handel. Nur eine von 14 Messgrößen (ständig sich wiederholende Arm- und Handbewegungen) ist schlechter als in den anderen Regionen, fünf sind sogar besser.
Gut bewertet wurde auch die Arbeit in der öffentlichen Verwaltung: Im Europaregionsvergleich gibt es hierzulande weniger häufig emotional aufwühlende Situationen bei der Arbeit und weniger häufig die Erwartung, dass die Arbeitssituation sich verschlechtern wird.
Weniger gut sind die Arbeitsbedingungen in der Gastronomie. In allen drei Regionen gelten die Bedingungen als herausfordernd, am negativsten sticht dabei Tirol hervor. Südtirol positioniert sich in der Mitte. Hierzulande machen sich beschäftigte im diesen Sektor auch in der Freizeit Sorge um die Arbeit, empfinden grundsätzlich mehr Unsicherheit, den Arbeitsplatz zu verlieren und haben höhere Sorge, sich mit potenziell ansteckenden Stoffen zu infizieren.
Noch schlechter bewertet wurden die Arbeitsbedingungen in der Branche Erziehung und Unterricht. Ob starker Lärm, Umgang mit potenziell ansteckenden Stoffen, Arbeit auch in der Freizeit, hohes Arbeitstempo, emotional aufwühlende Situationen oder die Erwartung, dass sich die Arbeitssituation verschlechtert – zwei körperlich und drei psychisch belastende Messgrößen schlagen in Südtirol deutlich höher aus als in den Kindergärten, Schulen und Hochschulen im Bundesland Tirol und im Trentino.
Am belastenden ist die Arbeit im Gesundheits- und Sozialwesen. Das gilt zwar für alle drei Regionen, Südtirol setzt offenbar aber nochmal einen drauf. Wer in dieser Branche in Südtirol beschäftigt ist, klagt zum Beispiel über hohes Arbeits-tempo, macht sich auch in seiner Freizeit deutlich häufiger Sorgen um die Arbeit und hat deutlich öfter Angst vor Arbeitsplatzverlust, um nur die drei drängendsten psychischen Belastungen zu nennen.
Eine große Rolle hat wohl auch die Tatsache gespielt, dass die Befragung im Sommer 2021 durchgeführt wurde, als noch nicht klar war, ob die Pandemie überwunden ist.
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Kommentare (2)
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tirolersepp
In Österreich gibt es 7 bis 8 Prozent Lohnerhöhung brutto und in Südtirol ???
Upps uns fehlen keine Krankenschwestern !!!
dn
Bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne würden Wunder wirken. Auch Bürokratieabbau, damit junge Menschen auch diese Arbeitsmöglichkeiten wahrnehmen.