In Christines Fußstapfen
Elvis Costa, der frischgebackene Präsident der Sommeliervereinigung Südtirol, erklärt, wie und wohin er den Verein führen will. Und wie populär der Wein mittlerweile in Südtirol geworden ist.
von Roman Gasser
Vor nicht allzu langer Zeit wurden ein Nachfolger von Christine Mayr und ein neuer Vorstand der Südtiroler Sommeliervereinigung gewählt. Dabei setzte sich das Team Elvis Costa durch. Die Gruppe um Elvis hat sich auf die Fahne geschrieben, als Team aufzutreten, modern und jugendlich zu agieren – man hat sich auch für die Zukunft mit vielen neuen Ideen eingedeckt und hofft, damit bei den vielen Mitgliedern punkten zu können.
Der neue Chef der Sommeliervereinigung ist in St. Christina in Gröden aufgewachsen und seit 15 Jahren in Bozen wohnhaft. Costa ist ein engagierter Anwalt und setzt sich unter anderem auch für einen lärmfreien Obstmarktplatz in Bozen ein – er fungiert als Verfechter für einen angemessenen Lärmpegel am Obstplatz.
TAGESZEITUNG Online: Elvis, wie war das Gefühl, als Ihnen zum ersten Mal bewusst geworden ist, zum neuen Präsidenten der Sommeliervereinigung Südtirol gewählt worden zu sein?
Elvis Costa: Auf der einen Seite habe ich mich sehr geehrt gefühlt, als mich Christine Mayr gefragt hat, ob ich ihr Amt übernehmen möchte. Anderseits habe ich mir aber auch gedacht, was ich mir mit diesem Amt angetan habe. Es ist sicher eine große Aufgabe, in die Fußstapfen von Christine zu treten, es ist sicher nicht leicht für mich. Aber ich und mein Team werden das Beste daraus machen.
Große Fußstapfen, das heißt, Sie haben das Gefühl gehabt, dass Sie jetzt unbedingt Erneuerungen einleiten müssen …
Es gab ganz viele Dinge, die Christine Mayr ausgezeichnet gemacht hat, welche wir auch so weiterführen und belassen werden. Ich bin aber auch der Meinung, dass wir einige Dinge verändern sollten, um neue Impulse zu setzen.
Und von welchen Änderungen sprechen Sie?
Mir ist es ein großes Anliegen, dass in den Delegationen und in den Bezirken mehr passiert. Bis jetzt war es so, dass in den Bezirken kaum etwas geschehen ist, die meisten Veranstaltungen wurden leider nur zentral abgehalten. Das sehe ich nicht so gut, weil es für unsere Mitglieder, die nicht in der Landeshauptstadt oder in Ballungszentren leben, nur fair ist, wenn sie mehr Veranstaltungen vor Ort haben können. Ein Problem ist eben, dass viele Mitglieder nach der Sommelierausbildung den Verein verlassen oder ihn vernachlässigen. Für uns ist es wichtig, dass die Kursteilnehmer sich auch nach der Prüfung aktiv am Vereinsleben beteiligen.
Gab es in den letzten zehn Jahren einen großen Wandel, was das generelle Weininteresse der breiten Masse betrifft? Ist Ihnen aufgefallen, wie zum Beispiel die U40 (Unter-Vierzigjährigen) sich aktiver mit Wein beschäftigen?
Ja, ich habe das Gefühl, dass die U40 sehr an Wein interessiert sind. Wir leben in einem Weinland, und deshalb will auch die breite Masse besser informiert sein und die Weinkultur noch besser verstehen. Deshalb ist das Interesse an den Sommelierkursen riesengroß. Wir tun uns eigentlich nicht schwer, Kursteilnehmer zu finden, weil einfach das Interesse da ist und nicht erst geweckt werden muss.
Die Zukunftsaussichten sind also rosig?
Ja, das würde ich absolut so sagen, weil immer mehr Menschen sich im Bereich Wein weiterbilden und sich mehr Wissen aneignen wollen. Der Südtiroler ist generell ein wissbegieriger Mensch.
Gibt es als Sommeliervereinigung eine Strategie, auch Crashkurse anzubieten? Damit man auch denen eine Möglichkeit bietet, die nicht die ganze Ausbildung machen wollen, sondern sich durch Eintages-Kurse schnuppern wollen?
Diese Einsteigerkurse bietet die Weinakademie Südtirol an. Wir sind aktuell dabei zu diskutieren, was man sonst noch machen könnte. Zum Beispiel Verkostungsabende für Anfänger. Aber diese Projekte liegen noch in der Schublade. Zu gegebener Zeit werden wir alle Mitglieder informieren. Es laufen Gespräche mit der Weinakademie, um Synergien bestmöglich nutzen zu können. Die gegenseitige Ergänzung ist enorm wichtig.
Ihre erste positive Erfahrung mit Wein? Wo ist der Funke auf Ihnen übergesprungen?
Zwei Anwaltskollegen hatten mich damals gefragt, ob ich Lust hätte, die Sommelierausbildung mit ihnen zu absolvieren. Ich habe sofort zugesagt, weil ich immer schon Wein getrunken habe. Ich habe mich davor aber nicht so sehr interessiert, was alles dahintersteckt. Das Interesse ist fortan immer weiter gestiegen. Und jetzt nach vier Jahren bin ich Präsident geworden.
Was ist für Sie schlimmer: Wenn jemand ein Glas Schaumwein bei einer Verkostung schwenkt? Oder wenn jemand einen Billig-Prosecco – welcher nur ein cooles Flaschendesign hat, aber der Inhalt eher schlecht ist – kauft?
(lacht) Also, ganz sicher, wenn jemand einen Billig-Prosecco kauft und sich vom Flaschendesign blenden lässt.
Und wie können Sie jetzt diese Person überzeugen, diesen schlechten Wein eben nicht zu kaufen und wie würden Sie das dieser Person sanft beibringen?
Ich will jetzt den Prosecco nicht schlechtreden, denn es gibt auch hochwertigen Prosecco. Wenn jemand sich ein wenig mit Wein auseinandersetzt, dann merkt er nach einer kurzen Zeit selbst, welcher Wein eine gewisse Qualität hat und welcher eben nicht.
Also würden Sie dieser Person raten, sich mehr mit der Südtiroler Weinwelt auseinanderzusetzen?
Ja, genau. Jeder entwickelt seine eigene Geschmacksrichtung. Je mehr man verkostet, desto schneller merkt man, ob ein Wein qualitativ hochwertig ist oder eben nicht. Dann wird sich diese Person selbst die Frage stellen, ob es geschickt ist, einen Billig-Prosecco zu kaufen.
Wie wichtig ist für Sie die Speisen-Wein-Anpassung? Gerade weil wir in einem kulinarischen Land leben, wo nicht nur der Wein, sondern auch die Küche eine zentrale Rolle spielt …
Die Speisen-Wein-Anpassung ist sehr wichtig. Die Faustregel lautet nämlich: Zu jeder Speise gehört der richtige Wein. Es ist die wichtigste Aufgabe, die ein Sommelier hat. Es ist wichtig, dass ein Sommelier, der in der Gastronomie tätig ist, dem Gast den richtigen Wein zur Speise anbietet und empfiehlt.
Wie kann sich die Südtiroler Weinwelt weiterentwickeln? Sollte Südtirol sich stärker auf die Lagenbezeichnungen konzentrieren und somit die Lagen besser einordnen und verständlicher für den Konsumenten zu machen?
Über das Thema mit den Lagen wird noch diskutiert …
Aber wie ist Ihr Gefühl dabei?
Ich denke, wir sind qualitativ sehr hochwertig und stehen gut da. Was ich mir wünschen würde, ist, dass jeder das macht, was er gut machen kann und jeder Produzent nicht immer alles machen muss und x Linien präsentieren muss – und 20 Sorten in seinem Sortiment haben muss. Jeder Weinproduzent in Südtirol sollte sich maximal auf fünf Rebsorten konzentrieren.
Welches Hauptziel möchten Sie in vier Jahren erreicht haben?
Mir wäre dann wichtig, mehr Mitglieder zu haben.
Interview: Roman Gasser
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