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„Rabattschlacht macht blind“

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Der kommende Schnäppchen-Freitag wirft seine Schatten voraus: Online und offline überschlagen sich Anbieter*innen seit Wochen mit massiven Rabatten. Der Handel läutet damit auch in Südtirol sein Weihnachtsgeschäft ein. Für die Südtiroler Weltläden ist diese Schnäppchenjagd der Höhepunkt eines höchst fragwürdigen Konsums.

Die reduzierten Preise sorgen dafür, dass Kund*innen viel mehr kaufen, als sie eigentlich brauchen. Besonders bei Bekleidung lässt sich dieser Trend feststellen, der sich am Black Friday zuspitzt: Von 2000 bis 2015 hat sich die Anzahl der globalen Kleidungskäufe verdoppelt – von etwa 50 Milliarden Kleidungsstücken auf mehr als 100 Milliarden. Gleichzeitig wurden die gekauften Teile weniger oft getragen: von 200 Mal im Jahr 2000 auf 163 Mal im Jahr 2015.

Brigitte Gritsch koordiniert die 13 Südtiroler Weltläden und bemängelt die fehlende Sensibilität:

„Die Rabattschlacht macht uns blind für die katastrophalen Auswirkungen unseres Kleiderverschleißes für Mensch und Umwelt“, sagt sie. Ressourcen wie Erdöl und Wasser seien endlich. Die Textilindustrie stoße mehr CO2 aus als alle internationalen Flüge und die Seeschifffahrt zusammen, betont sie. Durch den Überkonsum von Kleidung entstehen jährlich über 90 Millionen Tonnen Müll, die Monokulturen für Baumwolle gefährdet die Biodiversität, die für den Erhalt der Ökosysteme so wichtig wäre. „Die rund 60 Millionen Textilarbeiter*innen weltweit leiden unter schlechten Arbeitsbedingungen und unter Gesundheitsrisiken. Ihre Löhne reichen nicht für ein menschenwürdiges Leben.“

Eine Analyse der ZDF-Sendung WISO hat bereits 2018 ergeben, dass die als Schnäppchen angebotenen Produkte nur vermeintlich günstiger sind. Häufig werden als Originalpreise jene Ziffern genannt, die als „unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers“ angegeben werden und die kaum ein Händler kassiert. Dann scheinen die Rabatte groß, obwohl dem nicht so ist.

„Neurowissenschaftler konnten in Versuchen nachweisen, dass bereits der Anblick von Prozentzeichen auf einem Preisschild das Belohnungssystem im Hirn aktiviert“, sagt Brigitte Gritsch. Wer also während des Black Fridays einkaufen geht – egal ob online oder in Geschäften – werde wahrscheinlich auch noch etwas Ungeplantes dazu kaufen.

Shopping und Konsum machen bekanntlich nicht glücklich, betont Brigitte Gritsch und lädt dazu ein, nur das zu kaufen, was jemand wirklich brauche. Sie setzt sich für das Konzept des Fairen Handels ein. Fairer Handel unterstützt wirtschaftlich benachteiligte Produzent*innen, steht für Transparenz und Verantwortung, garantiert faire Preise, vermeidet Kinderarbeit, behandelt Frauen und Männer gleichberechtigt, steht für gute Arbeitsbedingungen, schult und informiert die Produzent*innen und fördert den Umweltschutz.

Nachhaltigkeit sei zwar in aller Munde, meint die Koordinatorin der Südtiroler Weltläden. Doch bei der Schnäppchenjagd vergessen viele auf die Menschen, die die Artikel produziert haben und die Schwächsten in der Lieferkette sind.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (7)

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  • sougeatsnet

    Black Friday Einkauf ist schlecht, bei lokalem Händler kaufen ist gut. Dies die Kurzfassung. Dass das Produkt meist das gleiche ist, dh identische Produktion, wird da nicht berücksichtigt. Also Nachhaltigkeit ist bei beiden nicht gegeben. Nur wir sollen teuer einkaufen damit einige gut verdienen.

  • netzexperte

    Wollen wir mal hoffen, dass die Kunden den Vorschlag von Frau Gritsch nicht allzu ernst nehmen, denn sonst wird sie wohl 12 von 13 Weltläden schließen müssen.

  • gabriel

    Sehr gute Stellungnahme Frau Gritsch. Ich bin da ganz bei Ihnen, dass bei solchen Aktionen großteils auf die vielen Menschen, die die Artikeln produziern vergessen wird.

    Hier wurde man bezüglich Umweltschutz den Hebel wahrscheinlich an der richtigen Stelle ansetzten. Wenn aber ein größerer Teil der Bevölkerung zunehmend durch Inflation die Kaufkraft verliert, wird sowiso vlt. das ein oder andere Teil bewusster gekauft. Zumindest bewusster für die eigene Brieftasche.

    Möchte hier nur kurz die legendären Klimatipps österreichischer Politiker wiederholen. Klimatipps gerade für uns kleine Männer und Frauen um die Welt ein klein wenig ökologisch besser zu machen.
    Zitat: „Jeder/jede kann bei sich selber anfangen. Das beginnt bei der Kleidung, dass man net 10 Ballkleider habn muss, sondern 3 Ballkleider“

    Also Leute merkt euch: 3 Ballkleider reichen

  • klum

    An einem BLACK-FRIDAY sollten die Weltläden alle Preise um 10% anheben und sogar damit werben. Und der Zusatzertrag kann dann direkt an die Bauern, Handwerker, Näherinnen und Lieferanten auf dem BLACK KONTINENT weitergeleitet werden.

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