Katja Petrowskaja liest in Lana
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Katja Petrowskaja stellt ihr jüngst im Suhrkamp Verlag erschienenes Buch „Das Foto schaute mich an“ vor, die Sammlung von Kolumnen, die sie in der F.A.Z. kurz nach der Annexion der Krim und dem Ausbruch des Krieges in der Ostukraine veröffentlicht hatte.
Ein Bild trifft den Blick der Betrachterin und lässt sie nicht los. Das Foto einer geisterhaften Pflanze in einem Tschernobyl-Buch. Das rauchvernebelte Gesicht eines Grubenarbeiters in einer Kiewer Ausstellung. Oder ein syrisches Flüchtlingspaar bei der Landung auf Lesbos, abgedruckt in der New York Times. Woraus besteht die Gegenwart? Aus dem, was in Ausstellungen hängt, an Plakatwänden verwittert oder über die Bildschirme läuft? Wie gelingt es, den intimen Moment der Bestürzung oder des Staunens in Sprache zu verwandeln?
Mit den Foto-Kolumnen, die sie 2015 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zu schreiben begann, hat die Autorin ihr eigenes Genre geschaffen: kurze Prosa, Landschaft, Biografie, Zeitgeschichte und Form auf minimalem Raum verdichtend. Gerade weil Katja Petrowskaja alles persönlich nimmt, ob das Foto von einer alten Frau im Kaukasus, die der Sessellift in den Himmel trägt, oder den Anblick einer Brüsseler Hauswand nach den Terroranschlägen, gewinnen ihre Texte eine Kraft, die dem Augenblick seine Wahrheit abringt.
„Mit ihrem Buch schreibt [Petrowskaja] sich in den Horizont der großen Foto-Literatur, für die bisher Autoren wie Walter Benjamin, Roland Barthes, Susan Sontag oder W.G. Sebald standen. Künftig wird man die Autorin dieses Buches auch zu diesem Kreis zählen müssen.« (Neue Zürcher Zeitung)
Im Rahmen der Herbstwochen von kultur.lana ist Katja Petrowskaja Gast von Literatur Lana. Im Anschluss an die Lesung wird Katja Petrowskaja, die sich seit dem Ausbruch des Krieges sowohl politisch wie sozial intensiv für die Ukraine und deren Flüchtlinge engagiert, über ihr Schreiben, über ihre Heimat, über die Notwendigkeit der Unabhängigkeit und die Erfahrung des Exils sprechen.
Katja Petrowskaja, 1970 in Kiew geboren, lebt seit 1999 in Berlin. Sie studierte in Tartu, Stanford und Moskau Literaturwissenschaft und ist als Journalistin für deutsch und russischsprachige Medien tätig. Ihr literarisches Debüt Vielleicht Esther (2014) wurde in über 30 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet.
Sie lebt in Tbilissi und Berlin.
In Lana wird die Autorin über ihr Schrieben ebenso wie über die Erfahrung des Krieges und ihr Heimatland sprechen.
Termin: 21. November um 20.00 Uhr bei Literatur Lana, Hofmannsplatz 2, Lana. Einführung und Gespräch: Christine Vescoli.
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