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„Seuchen und Handel“

Die neue Sonderausstellung „Seuchen und Handel“ wurde im Merkantilmuseum eröffnet. Gleichzeitig wurde dem Publikum das Heft Nr. 12 der Schriftenreihe des Museums vorgestellt, das zur Ausstellung erscheint und den engen Zusammenhang zwischen historischen Handels- und Verkehrswegen und der Verbreitung von Seuchen genauer beleuchtet.

Die Ausstellung setzt bei den Beziehungen zwischen der Republik Venedig und Tirol unter dem wirtschaftlichen und medizinischen Aspekt an. Venedig war eine der wichtigsten Hafenstädte des Fernhandels, in der zahlreiche Waren wie kostbare Rohstoffe und Gewebe aus dem Orient eintrafen.

Die Stadt Bozen, die seit dem Mittelalter Schauplatz wichtiger Jahresmärkte war, hatte sich ihrerseits zu einem strategischen Knotenpunkt für den Verkehr und den Handel über die Alpen entwickelt.

Dank der Gewährung des Privilegs von Claudia de’ Medici im Jahr 1635 und der Errichtung des Merkantilmagistrats stieg Bozen bald zu einer international bedeutenden Handelsstadt auf.

Die Republik Venedig und die Stadt Bozen spielten aber trotzdem auch zur Zeit der Seuchen ab 1300 eine entscheidende Rolle: Die Handelswege und Verbindungen, die vor allem von Pilgern, Gelehrten, Künstlern und Händlern bereist wurden, verwandelten sich rasch in Kanäle für die Übertragung von Seuchen. Venedig führte eine Reihe von Maßnahmen ein, um die Seuchen einzudämmen.

Diese wurden bald auch von anderen Handelsstädten übernommen, unter anderem von Bozen.

Eine wichtige Vorkehrung waren die Gesundheitszeugnisse, ‚fedi di sanità‘ genannt, die die Waren auf ihren langen Transportwegen über See und Land begleiteten und bescheinigten, dass Personen, Sachen und Tiere seuchenfrei waren. Zweck dieser Dokumente war es, die Verbreitung der Krankheiten zu vermeiden und die Geschäftsbeziehungen und die Gesundheit der Bürger/innen zu schützen, genau wie heute der Green Pass.

In der Ausstellung sind antike Bücher, Reisebeschreibungen, Handbücher für den Handel und von den Kaufleuten verwendete Unterlagen zu sehen. Interessant sind auch die Ausstellungsobjekte aus dem medizinischen und religiösen Bereich, darunter einige Werke aus der lokalen Kunstszene zum Thema Seuchen.

Ein Ausstellungsbereich ist schließlich noch dem Theriak, dem in Venedig hergestellten Wunderheilmittel, und einer modernen Darlegung des ‚Pestdoktors‘ gewidmet.

Handelskammerpräsident Michl Ebner erklärte: „Von den sozialen, wirtschaftlichen und sanitären Problemen der jüngsten Pandemie ausgehend haben wir einen Blick auf den Umgang mit ähnlichen Erfahrungen in der Vergangenheit geworfen, denn wir sind überzeugt, dass uns die Geschichte wichtige Anregungen für die Bewältigung der gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen liefern kann.“

Die Ausstellung kann ab sofort und bis 9. September 2023 von Montag bis Samstag von 10.00 Uhr bis 12.30 Uhr und jeden Donnerstag von 10.00 Uhr bis 12.30 Uhr und 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr besichtigt werden.

Anlässlich des Weihnachtsmarktes sind zusätzliche Öffnungszeiten vorgesehen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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