Die Radar-Standorte
Im Rahmen eines Interreg-Projektes wurde nach Standorten für ein neues Niederschlagsradar in Grenznähe zwischen Südtirol und Osttirol gesucht. Die Ergebnisse von „RaDoLive“ wurden vorgestellt.
Bis jetzt ist der östliche Teil der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino ein nahezu blinder Fleck auf den Niederschlagsradaren von Tirol und Südtirol.
Dies soll sich in Zukunft ändern.
Eine Projektgruppe bestehend aus Vertretern der Agentur für Bevölkerungsschutz Südtirol, der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG und der Abteilung Krisen- und Gefahrenmanagement beim Amt der Tiroler Landesregierung haben sich in den vergangenen zwei Jahren im Rahmen eines Interreg-Projektes im CLLD-Gebiet (Community- Led Local Development) Dolomiti Live intensiv mit der Suche nach möglichen Standorten für ein neues Niederschlagsradar in Grenznähe auseinandergesetzt.
Beobachtung starker Niederschlagsereignisse sehr wichtig
Die Alpensüdseite vom Südtiroler Pustertal und dem angrenzenden Belluno über Osttirol bis Oberkärnten wird von den bestehenden Radaranlagen in Südtirol und Österreich nur schlecht erfasst.
Im Zuge eines modernen Naturgefahrenmanagements vonseiten Tirols und Südtirols wäre es wichtig, der Bevölkerung die aktuellsten Informationen über Lokalisierung und Stärke von Niederschlägen, insbesondere im Falle eines Extremwetterereignisses, zugänglich zu machen.
„Die Möglichkeit einer zeitnahen Erfassung und Beobachtung von starken Niederschlagsereignissen ist aus Sicht des Bevölkerungsschutzes angesichts der zunehmenden Frequenz derartiger Ereignisse sehr wichtig, um die Wetterlage vor und während der Zivilschutzeinsätze in Echtzeit optimal beobachten zu können“, erklärt Günther Geier vom Landesamt für Meteorologie und Lawinenwarnung in der Agentur für Bevölkerungsschutz.
RaDoLive – Location search for a new precipitation Radar in the Dolomiti Live Area
Im Rahmen des Interreg-Projektes RaDoLive – Location search for a new precipitation Radar in the Dolomiti Live Area wurde nach möglichen Standorten für ein Niederschlagsradar im Grenzgebiet zwischen Südtirol und Osttirol gesucht.
Dazu wurden umfassende Untersuchungen der Geographie und der Sichtabdeckung möglicher Standorte auf Bergkuppen im Untersuchungsgebiet angestellt.
In diesem Rahmen kamen neun Standorte in die engere Auswahl und wurden durch Begehungen vor Ort näher betrachtet.
„Der Standortauswahl lagen gewichtige Voraussetzungen zu Grunde: meteorologisch sinnvoll (sehr guter Überblick über die RaDoLive-Region), sehr gute Erreichbarkeit und die Möglichkeit einer Energieversorgung. Dieses Paket machte 75 Prozent der Entscheidungsgrundlage aus“, erklärt Manfred Bauer von der Regionalstelle der ZAMG in Innsbruck.
Zwei Standorte ausfindig gemacht
Mittels eines Kriterienkataloges erfolgte die fachliche Detailbeurteilung der Standorte.
Anhand dieser Feinabstimmung konnten zwei sehr gute Standorte für die konkrete Betrachtung ausgemacht werden: Es sind dies der von der Projektgruppe aus fachlicher Sicht favorisierte Standort am Hochgruben an der Grenze zwischen den Gemeinden Sillian in Osttirol und Sexten in Südtirol sowie der Thurntaler im Gemeindegebiet von Sillian in Osttirol.
Zugleich war es der grenzübergreifenden Projektgruppe auch ein Anliegen, die finanziellen und verwaltungstechnischen Herausforderungen im Hinblick auf die Errichtung, die Beschaffung und den Betrieb des Radars im Rahmen einer Kooperation auf Ebene der Europaregion zu prüfen.
Auf der einen Seite wurde dazu der Finanzmittelbedarf anhand von Erfahrungswerten aus vergleichbaren Projekten abgeschätzt. Auf der anderen Seite galt es, die verwaltungs- und vertragstechnischen Fragen einer solchen regionsübergreifenden Zusammenarbeit zu prüfen.
Hier war das Team der Europaregion rund um Christoph von Ach und Andreas Eisendle eine wichtige Stütze im Projekt. In Zusammenarbeit mit der Rechtsanwaltskanzlei Brandstätter wurden hierzu die vertragstechnischen Grundlagen geprüft und vorbereitet. Die Projektgruppe wurde in der Umsetzung des Projektes von der Genossenschaft für Regionalentwicklung und Weiterbildung GRW Wipptal/Eisacktal begleitet, die das Projektmanagement innehatte und Verwaltungsfragen klärte.
Vorstellung der Projektergebnisse in der Feuerwehrhalle von Vierschach
Die Ergebnisse des Projektes wurden im Zuge einer Informationsveranstaltung in der Feuerwehrhalle von Vierschach vorgestellt.
Damit liegen die Grundlagen für eine weiterführende politische Entscheidung zur weiteren Vertiefung des Vorhabens vor. Nun liegt es in erster Linie an den Ländern Tirol und Südtirol zu entscheiden, ob und wann die weiteren Schritte hin zur Realisierung des neuen Niederschlagsradars gesetzt werden.
„Aus Sicht des Zivil- und Katastrophenschutzes hoffen wir, mit dem Projekt die notwendigen fachlichen Grundlagen für die politischen Entscheidungsträger geschaffen zu haben. Im Projekt haben wir zwar ausschließlich nach möglichen Standorten gesucht und die grenzübergreifende Machbarkeit geprüft. Das heißt aber noch lange nicht, dass das eigentliche Radar auch gleich realisiert wird. Rein aus fachlicher Sicht wäre es uns und unseren Kollegen in den benachbarten Regionen und Provinzen ein wichtiges Anliegen, dass es uns gelingt, den Fleck am Niederschlagsradar im Ostalpenraum möglichst bald zu schließen“, betont Fabian Gstir vom Tiroler Zentrum für Krisen- und Katastrophenmanagement beim Amt der Tiroler Landesregierung, das das Projekt als assoziierter Partner begleitet hat.
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