Das Schweigen brechen
Südtirols Katholische Jugend (SKJ) beschäftigt sich schon seit Längerem intensiv mit den Themen sexualisierte Gewalt und sexuellem Missbrauch. In diesem Zusammenhang fordert SKJ eine öffentliche, unabhängige Anlaufstelle für Minderjährige und schutzbedürftige Personen und übergab einen Anliegen-Katalog an die Volksanwältin.
„Auch im kirchlichen Bereich gilt es noch viel an Aufarbeitung zu leisten, das ist keine Frage“, erklärt Simon Klotzner, 1. Landesleiter von Südtirols Katholischer Jugend.
Erste Schritte wurden 2010 in der Diözese Bozen-Brixen durch die Einrichtung einer Ombudsstelle für Personen, die einen Missbrauch durch Priester und Ordensleute erlitten haben, gesetzt.
Im Jahr 2018 wurde dann der Dienst für den Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen vor sexuellem Missbrauch und anderen Formen von Gewalt eingerichtet. Zu den Aufgaben dieses Dienstes gehört unter anderen die Förderung und Unterstützung von Präventionsmaßnahmen.
Mit dem Buch „Wir brechen das Schweigen“, das in der Edition Raetia erschienen ist, wird den Opfern eine Stimme gegeben. Südtiroler Betroffene sprechen darüber, was ihnen passiert ist. „Mich persönlich macht dieses Buch sehr betroffen und ich bin der Meinung, dass wir als gesamte Gesellschaft Verantwortung übernehmen müssen“, erklärt Simon Klotzner.
Viele Personen, die sich intensiv mit dieser Thematik befassen, hätten schon des Öfteren die Forderung nach einer unabhängigen Stelle für Missbrauch gestellt.
Missbrauch passiere leider in vielen Kontexten, sei es in der Familie, in Vereinen usw., so die SKJ „Schon seit Jahren wird gefordert, dass auch außerhalb der kirchlichen Institutionen eine öffentliche, unabhängige Anlaufstelle für Minderjährige und schutzbedürftige Personen eingerichtet wird und wir möchten diese Forderung unterstützen“, erklärt Simon Klotzner und meint weiter: „Aus diesem Grund haben wir bei einem Treffen mit der Volksanwältin Gabriele Morandell über dieses Thema diskutiert und ihr unsere Anliegen überreicht:
· Enttabuisierung der Thematik als Bildungs- und Sensibilisierungsauftrag (Stärkung der Partizipation von Kindern und Jugendlichen).
· Aufarbeitung der Geschichte zu dieser Thematik in Südtirol: kritische Auseinandersetzung mit Machtstrukturen und Aufdeckung von Bedingungen, die Missbrauch in Südtirol ermöglichen.
· Durchführung von Studien auf ganzheitlicher Ebene (institutionsunabhängig) mit dem Ziel einer flächendeckenden Verankerung der Thematik in der Südtiroler Gesellschaft.
· Schutzkonzepte für besonders schutzbedürftige Personen (beispielsweise Kinder, Jugendliche, Menschen mit Beeinträchtigung, Geflüchtete, …).
· Eine vom Land getragene und mit qualifiziertem, institutionsunabhängigem Personal ausgestattete Anlaufstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt und sexuellem Missbrauch von Minderjährigen und schutzbedürftigen und betroffene Personen.
Diese Anlaufstelle müsse für alle einfach zugänglich und öffentlich sein und sollte nicht bei einer anderen Stelle angehängt bzw. einer Dachorganisation untergeordnet werden, so die SKJ. Diese Stelle müsse autonom, klar sichtbar und unabhängig existieren.
Dabei sei es wichtig, dass
– Hilfe schnell erreichbar ist (beispielsweise „Grüne Nummer“).
– die Kommunikation anonym, transparent und sehr klar ist.
– es Fachberatungen bei Präventions- und Schutzkonzepten gibt.
– die Möglichkeit von Vermittlung von Fachreferenten und Referentinnen gegeben ist.
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