Kraft zum Überleben
An die hundert Chronistinnen und Chronisten sind der Einladung des Südtiroler Landesarchivs zum 23. Tag der Chronistinnen und Chronisten ins Landhaus 1 in Bozen zum Thema „Chronik im Team“ gefolgt.
Auch zahlreiche Chronikschreibende aus Nord- und Osttirol nahmen an der heutigen Veranstaltung teil. Nach drei Jahren coronbedingter Pause sei das Interesse besonders groß, sagte einführend Margot Pizzini, die am Südtiroler Landesarchivfür das Chronikwesen zuständig ist. Dies zeige, wie wichtig der persönliche Austausch sei.
Erinnerungskultur gibt Sicherheit und Identität
Mit Blick auf die Arbeit der Chronisten sagte die für Denkmalpflege zuständige Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer sagte: „Auch wenn in der Zeit der Pandemie fast keine Veranstaltungen stattgefunden haben, gibt es Vieles hervorzuheben, wie zum Beispiel: Was hat die Pandemie mit einzelnen Gesellschaften gemacht, gab es Spaltungen oder wer hat ohne betroffen zu sein besonders darunter gelitten: Kinder, Jugendliche, alte Menschen … das Festhalten dieser Situation ist für die kommenden Generationen sehr wertvoll: Einerseits um Fehler zu vermeiden aber auch Hoffnung zu vermitteln, dass unvorhersehbare Situationen von heute auf morgen auch zu bewältigen sind.“
Die Arbeit der Chronistinnen und Chronisten könne nicht mit konventionellen Zahlungsmitteln beglichen werden, betonte Kuenzer, „diese Arbeit ist für uns und für die kommenden Generationen unbezahlbar, denn die Erinnerungskultur gibt Sicherheit und Identität“.
Chronikarbeit als kulturelle Grundlage der Autonomie
Als wesentlich und als „kulturelle Grundlage für unsere Autonomie“ bezeichnete Landeskonservatorin Karin Dalla Torre die Chronikarbeit. Die Nachbarschaftshilfe habe in vergangenen Zeiten die Kraft zum Überleben gegeben, heute sei die Teamarbeit in vielen Bereichen unabdingbar. Es gelte, diese Teamarbeit auch im Chronikwesen zu verwurzeln.
Von einem „wichtigen Auftrag für die Gesellschaft, der im Team und zeitgemäß zu bewältigen“ sei, sprach Landeschronistin Rita Thaler Wieser.
Sie blickte auf die Tätigkeit des vergangenen Jahres zurück. Unter anderem erinnerte sie an die Ausstellung „Baustelle Südtirol“, mit der Südtirols Chronisten und das Landesarchiv die Siedlungsgeschichte in Südtirol dokumentiert haben.
Für Landesrätin Kuenzer handelt es sich bei der Dokumentation um einen „wichtigen Baustein zur aktuellen Diskussion des Gemeindeentwicklungsprogramms“. Für 2023 kündigte Südtirols Landeschronistin Fortbildungsangebote an. Sie verwies darauf, dass das Ehrenamt allein nicht ausreiche.
Vier Chronistinnen und vier Chronisten geehrt
Die Perspektiven der Weiterentwicklung im Chronikwesen dank Teamarbeit beleuchtete in seinem Referat Bernhard Mertelseder vom Tiroler Bildungsforum in Innsbruck. Im Anschluss berichten vier Südtiroler Chronikteams von ihrer Arbeit und stellen sich vor.
Im Rahmen des Chroniktages wurden acht verdiente Chronistinnen und Chronisten für ihre langjährige Chronikarbeit geehrt. Es sind dies: Hildegard Flor aus Neumarkt, Christine Gamper aus Algund, Maria Hilber Mutschlechner aus Stegen bei Bruneck, Emil Kerschbaumer aus Milland bei Brixen, Othmar Pider aus St. Valentin an der Haide, Monika Prohaska aus Laas, Alfred Weiss aus Unsere Liebe Frau im Walde und Ludwig Wilhalm aus Reschen.
Parallel zur Tagung wurde im Landhaus die Chroniken-Ausstellung gezeigt. Es ist dies eine dokumentarische Schau mit Chroniken aus Südtirol. Mit einem Besuch des Museums Eccel Kreuzer unter den Bozner Lauben endete am Nachmittag der 23. Tag der Chronistinnen und Chronisten.
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