Im Zeichen von Albin Egger-Lienz
Die Bozner Kunstauktionen können heuer auf eine zwanzigjährige erfolgreiche Tätigkeit zurückblicken. Ein Faktor dafür ist die für das Auktionswesen charakteristische Transparenz, indem sämtliche angebotene Werke im Auktionskatalog beschrieben, abgebildet und mit einem Rufpreis versehen aufgelistet sind. Die Zuschlagspreise sind zudem im Internet einsehbar.
Die 42. Bozner Kunstauktion an zwei Tagen in Schloss Maretsch präsentiert wieder ein breitgefächertes und hochkarätiges Angebot mit ca. 650 Losen.
Die Auktion am Freitag, 2. Dezember, mit Beginn um 17 Uhr zeigt „Italienische & internationale Moderne & Design“. Hervorzuheben sind hier vor allem repräsentative Werke des Futurismus und der Aeropittura, u. a. von Robero Iras Baldessari, Tullio Crali, Giulio D’Anna und Ivanhoe Gambini. Besonders attraktiv sind ebenso abstrakte Arbeiten von Carla Accardi und Afro Basaldella sowie Editionen von Pierre Restany und Hermann Nitsch.
Der zweite Teil der Auktion am Samstag, 3. Dezember, mit Beginn um 15 Uhr umfasst eine umfangreiche Auswahl an Werken vom 16. bis zum 21. Jahrhundert mit dem Schwerpunkt Südtirol/Tirol/Wien. Zu nennen sind u. a. Südtiroler Landschaftsbilder, Gemälde von Carl Henrici, Georg Wachter, Karl Vinzenz Moser und Josef Moroder Lusenberg, Werke der Volkskunst, Glas- und Zinnobjekte sowie Bozner Biedermeiermöbel. Innerhalb der Kunst der Moderne sind zahlreiche Hauptvertreter mit exemplarischen Werken vertreten: Carl Moser, Artur Nikodem, Albin Egger-Lienz (eine großartige Zeichnung), Hans Piffrader, Ernst Nepo, Wilhelm Nicolaus Prachensky, Christian Hess, Anton Hofer, Franz und Heinrich Bacher, Maria Delago, Josef Kien, Hans Ebensperger, Karl Plattner, Willy Valier, Robert Scherer, Paul Flora, Wilfried Kirschl, Robert Pan etc.
Herzstück der gesamten Auktion ist die „Sammlung von Schlechtleitner“. Anton von Schlechtleitner (1882 – 1960) stammt aus einer Familie, die in Bozen bis in das 13. Jahrhundert nachweisbar ist und 1699 in den Adelsstand erhoben wurde. Von 1906 bis in die späten 1950er Jahre führte er sehr erfolgreich ein Handelsunternehmen am Bozner Obstmarkt mit angeschlossener Kaffeerösterei. Im Ersten Weltkrieg war Schlechtleitner als Sanitäter des 2. Tiroler Kaiserjägerregiments an der russischen und italienischen Front (Col di Lana) im Einsatz. Seine Interessen waren breit gefächert, er begeisterte sich für das Bergsteigen und ausgedehnte Radtouren und tat sich auch als „feinsinniger Kunstfreund und -sammler“ (Nachruf) hervor. Wie bei seinem Bozner Kaufmannskollegen Emil Duca galt dabei seine besondere Aufmerksamkeit Albin Egger-Lienz (die Sammlung Duca befindet sich heute im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck).
Die „Sammlung Anton von Schlechtleitner“ wird im Rahmen der vorliegenden Auktion nun erstmals öffentlich vorgestellt. Sie umfasst im Wesentlichen Werke der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und des frühen 20. Jahrhunderts mit den Schwerpunkten Tirol und Wien. Absolute Highlights sind drei Gemälde von Albin Egger-Lienz (1868 – 1926), dem bedeutendsten Tiroler Maler des 20. Jahrhunderts und einem der Hauptvertreter der frühen Moderne in Österreich: das einzige Porträt, das der Künstler von seiner Mutter malte (1895), eine großformatige, repräsentative Fassung der „Hl. Nacht“ (1917) und ein besonders qualitätvoller und exemplarischer „Kopf eines Sarner Bauern“ (1920). Alle drei Bilder finden sich im Egger-Lienz-Werkverzeichnis von Wilfried Kirschl, ohne dass dieser sie jedoch im Original hätte sehen können. Zu den weiteren Hauptwerken zählen das beispielhafte Ölbild „Heimkehrende Islandfischer“ des renommierten Bozner Holzschneiders und Malers Carl Moser (1873 – 1939) sowie das unterhaltsame Gemälde „Pferdefuhrwerk“ von Albert Stolz (1875 – 1947), dem jüngsten der drei Malerbrüder. Weitere Schwerpunkte der Sammlung bilden Aquarelle von bekannten Wiener Vedutenmalern (Friedrich Frank, Ernst Graner, Karl Flieher, Max Suppantschitsch etc.) sowie Bilder aus dem Ersten Weltkrieg (Johannes Hepperger, Rudolf Parsch, Karl Maria Schuster, Alfred Zangerl etc.).
Sämtliche Werke finden sich im Online-Katalog unter www.bozner-kunstauktionen.com. Die Originale können in Branzoll, Reichstraße 20, Dienstag, 29.11., bis Donnerstag, 1.12., 10.00 – 19.00 Uhr, und Freitag, 2.12., 9.00 – 12.00 Uhr vorbesichtigt werden. Infos unter 0039 0471 301893 und [email protected]
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