Leise rieselt der Zucker
In den Südtiroler Weltläden wird fair gehandelter Zucker verkauft. Vollrohrzucker bietet Kleinbauernfamilien eine Alternative und sichert ihnen ein Leben in Würde.
Vorweihnachtszeit ist Zucker-Zeit, Zeit des Backens und der Kekse.
Die meisten Menschen verwenden Zucker, ohne zu wissen, woher er kommt, wer ihn produziert, was auf dem Weltmarkt abläuft und wer daran verdient. Rohrzucker ist ein wichtiges Handelsprodukt.
Weltweit wurden 2020/2021 fast 180 Millionen Tonnen Zucker produziert, ein Fünftel aus Zuckerrüben und vier Fünftel aus Zuckerrohr. Zuckerrohr wird hauptsächlich in Brasilien, Indien und China angebaut.
Die meisten Zuckerrohr-Bauernfamilien leben in Armut.
In den Südtiroler Weltläden wird fair gehandelter Zucker verkauft, der ein ganzheitliches Konzept verfolgt. Vollrohrzucker bietet Kleinbauernfamilien eine Alternative und sichert ihnen ein Leben in Würde.
Die Kampagne „Die faire Prise Süße. Un pizzico di equa dolcezza“ besteht aus einem großen Lebkuchen-Backtag für junge Menschen und Familien, aus Lebkuchen-Verkaufstüten in den Südtiroler Weltläden, aus speziellen Lebkuchenrezepten, einem Zuckermärchen, aus 30.000 Kampagnen-Zuckersäckchen.
Am Donnerstag wurde die Kampagne bei einer Pressekonferenz in Bozen vorgestellt.
Getragen wird die Kampagne von den Südtiroler Weltläden und dem KFS Katholischer Familienverband Südtirol, unterstützt von der Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste (AGJD) und von netz | Offene Jugendarbeit EO. Das Amt für Außenbeziehungen und Ehrenamt und die Familienagentur unterstützen die Kampagne finanziell.
Am Samstag, 19. November findet in vielen Südtiroler Ortschaften ein großer Lebkuchen-Backtag mit Jugendlichen und Familien statt, dem bis zum 18. Dezember weitere Lebkuchen-Aktionen folgen.
Die Autorin und Schauspielerin Brigitte Knapp hat zur Kampagne das Märchen „Leise rieselt der Zucker“ geschrieben, das während des Keksebackens vorgelesen werden kann. In verschiedenen Südtiroler fair+friendly-Bars werden ab Mitte November 30.000 Kampagnen-Zuckersäckchen verteilt.
In den 13 Südtiroler Weltläden stehen Verkaufstüten mit fairen Zutaten für ein Lebkuchenrezept von Konditor Benjamin Sellemond aus Feldthurns bereit.
Auf der Webseite fairsugar.it finden sich weitere Infos und Termine zu den Lebkuchen-Backtagen. Auf Social Media wird laufend berichtet und werden Zahlen und Fakten aufbereitet.
Brigitte Gritsch von den Südtiroler Weltläden erklärt:
„Der Weltmarktpreis für Zuckerrohr unterliegt extremen Schwankungen, da er von Machtkonzentration örtlicher Zuckerbarone und international agierender Zuckerkonzerne gekennzeichnet ist.“
Die Existenzgrundlagevieler kleinbäuerlicher Familien im Globalen Süden hängt vom Zuckeranbau ab. Sie sind dem Welthandel gnadenlos ausgeliefert. Fairer Wettbewerb findet nicht statt. Im fairen Handel hingegen wird die kleinstrukturierte Landwirtschaft durch soziale, ökonomische und ökologische Projekte unterstützt: Zum Beispiel werden Stipendien finanziert, Krankenhäuser und Zuckermühlen gebaut. Auf ökonomischer, ökologischer und sozialer Ebene werden strenge, nachhaltige Standards verlangt.
Die Genossenschaften sind demokratisch organisiert. In der gesamten Lieferkette gibt es unabhängige Kontrollen.
In den Südtiroler Weltläden wird unter anderem fair gehandelter Zucker der Fair Trade Genossenschaft Copropap aus Ecuador verkauft. Die Cooperativa Productores de Panela El Paraiso (Copropap) wurde 1991 auf Initiative mehrerer Bauernfamilien gegründet, die seit Generationen auf kleinen, steil abfallenden Böden auf einer Meereshöhe zwischen 900 und 1.400 Metern Zuckerrohr anbauen.
Heute gehören der Genossenschaft 49 Mitglieder an, kleinbäuerliche Betriebe, die Panela – einen biologischen Vollkornzucker mit charakteristischem Honigaroma – herstellen.
Aber damit nicht genug: Eddy Cortès, der junge Vorsitzende von Copropap, kämpft Seite an Seite mit dem Biologen Inty Arcos, dem Forstingenieur Milton Arciniegas, dem Vorsitzenden des Gemeinderats von Pacto Richard Paredes und der ecuadorianischen Anwältin, Menschenrechts- und Umweltaktivistin Yuli Tenorio gegen Bergbauunternehmen, die staatliche Konzessionen erhalten haben, obwohl sie die Umweltauflagen nicht erfüllen.
Das Gebiet ist umgeben von Regenwald. Da gibt es Flüsse, Wasserfälle und archäologische Stätten mit präinkaischen Überresten des Yumbo-Volkes, astrologische Zentren, Felszeichnungen und alte Pfade. Die begonnenen Bergbauprojekte gefährden das Gebiet. Tödliche Angriffe auf Umweltschützer*innen haben in den vergangenen Jahren zugenommen, erklärte bei der heutigen Pressekonferenz die ecuadorianische Anwältin Yuli Tenorio.
Besorgniserregend ist unter anderem die unverhältnismäßige Wassernutzung, die das Wassersystem irreparabel schädigt und das Leben von 21.000 Menschen der Region massiv beinträchtigt. Da wird jährlich 14 Mal mehr Wasser benutzt, als in der gesamten Region in einem Jahr verbraucht wird, erklärte die Umweltaktivistin.
Getragen wird die Kampagne von den Südtiroler Weltläden und dem KFS Katholischer Familienverband Südtirol und unterstützt von der Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste (AGJD) und von netz | Offene Jugendarbeit EO.
Das Amt für Außenbeziehungen und Ehrenamt und die Familienagentur unterstützen die Kampagne finanziell.
KFS, AGJD und netz unterstützen die Zuckeraktion, um auf internationale Zusammenhänge unseres täglichen Einkaufs hinzuweisen, um ihren Zielgruppen die Geschichten hinter den Lebensmitteln zu erzählen und auf Konsumentscheidungen Einfluss zu nehmen.
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Kommentare (1)
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dn
Weiter so! Danke