„Wir möchten Gutes tun“
Streit um die Errichtung eines Fernheizwerkes in Kiens: Heute entscheidet der Gemeinderat über eine Beteiligung an der Initiative. Der strittige Punkt ist: Genossenschaft oder private Gesellschaft?
von Silke Hinterwaldner
Im Landtag war man sich vor einigen Tagen recht schnell einig: Die Produktion von Fernwärme, vor allem aus einheimischen Hackschnitzeln, soll gefördert werden.
Vielschichtiger ist die Diskussion in der Gemeinde Kiens: Dort hat Stefan Knollseisen gemeinsam mit Hotelier Erich Falkensteiner eine Gesellschaft gegründet, mit dem Ziel, die Gasheizungen durch Fernwärme zu ersetzen. Diese Idee gefällt den Menschen in Kiens zwar, aber sie haben einen Einwand: Sie würden sich eine Genossenschaft anstatt einer privaten GmbH wünschen.
Das alles weiß Stefan Knollseisen.
Er hat seine Idee vor einigen Wochen bei einer Bürgerversammlung vorgestellt, gekommen waren rund 250 Leute. Die Diskussion verlief hitzig, teilweise gingen die Wogen hoch. Jetzt aber müssen Entscheidungen gefällt werden. Heute Abend treffen sich die Mitglieder des Gemeinderates, um einen Beschluss zu fassen. Die Frage dazu lautet: „Sollte sich die Gemeinde Kiens bei einem auf private Initiative errichteten und privat geführten Fernheizwerk beteiligen?“ Dabei ist auch klar: Knollseisen ist selbst SVP-Gemeinderat, er ist in dieser Angelegenheit aber freilich befangen und darf nicht mitstimmen. Ähnlich ergeht es dem Bürgermeister: Weil Andreas Falkensteiner der Bruder von Mitgesellschafter Erich ist, muss auch er bei der Abstimmung den Saal verlassen.
René Ploner darf bleiben. Er ist Referent unter anderem für das Dorf Kiens und sich ziemlich sicher, dass die Mehrheit der Räte gegen die Beteiligung an einem privaten Fernwärmewerk stimmen wird. Er bringt die Angelegenheit auf den Punkt: „Die Rückmeldungen bei der Bürgerversammlung waren eindeutig. Die Idee wird grundsätzlich für gut befunden. Die Menschen wünschen sich aber keine GmbH, sondern eine Genossenschaft. Denn eine Genossenschaft arbeitet nicht gewinnorientiert. Und das ist den Bürgerinnen sowie Bürgern wichtig. Es gilt noch mehrere Details zu prüfen, aber grundsätzlich sollte an der Idee weitergearbeitet werden: Gas und Öl sind langfristig sicherlich nicht die Zukunft. Hier muss man nach Alternativen suchen.“
Auch in den Augen von Stefan Knollseisen ist das letzte Wort in dieser Angelegenheit längst nicht gesprochen. Er freut sich darüber, dass sich sehr viele Leute in Kiens für die Idee interessieren. Aber er ist auch enttäuscht darüber, dass die Diskussion sehr kontrovers und emotional geführt wird. Stefan Knollseisen sagt: „Wir möchten dem Dorf etwas Gutes tun und würden selbstverständlich einen gedeckelten Preis anbieten.“
Zur Erinnerung: Seit fast einem Jahr arbeitet Stefan Knollseisen am Projekt Fernwärme, aus der Überzeugung heraus, dass sich auch Kiens in der Wärmeproduktion weitgehen unabhängig von fossilen Brennstoffen machen sollte. Derzeit heizen sehr viele Haushalte und Betriebe mit Gas. Knollseisen ist Gemeinderat und Angestellter bei Erich Falkensteiner.
Gemeinsam mit seinem Arbeitgeber hat er die Fernheizwerk Kiens GmbH gegründet, 70 Prozent hält er selbst, 30 Prozent Erich Falkensteiner. Knollseisen sagt aber auch, dass er grundsätzlich einen Gutteil seiner Anteile weiterverkaufen würde. Geplant ist, dass zunächst die Gewerbezone mit Fernwärme versorgt wird, später soll das Dorf Kiens dazukommen.
Stefan Knollseisen rechnet mit einer Investition von 13 bis 15 Millionen Euro. Er ist grundsätzlich zwar nicht abgeneigt, die Wärme genossenschaftliche zu finanzieren, sagt aber auch: „Das Investitionsvolumen ist wahrscheinlich zu groß für eine Genossenschaft. Aus meiner Sicht ist die Gründung einer Genossenschaft insofern nicht zielführend, auch wenn ich ganz und gar nicht abgeneigt bin von dieser Idee.“
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Kommentare (13)
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@alice.it
„Gas und Öl sind langfristig aber nicht die Zukunft“, Heizmittel in privater Hand sind noch viel weniger Südtirol´s Zukunft. Hat Putin etwa unsere Wälder vermint? Wie ist es ansonsten zu erklären, dass sich der Preis für Pellets in wenigen Monaten mehr als VERDOPPELT hat.
robby
Alle wollen eben an der Energiekrise verdienen. Kriegsgewinnler sozusagen. Sich als Dorfgemeinschft in die Fänge solcher Leute zu begeben wäre purer Leichtsinn.
leser
So ein Projekt ist doch grundsätzlich gut
Nicht gut ist dass es wahrscheinlich Großteils mit Subventionen finanziert ist welche den Ideengeber direkt in die eigene Brieftasche spült
dn
Wie schaut da eine ehrliche Kostenkalkulation aus? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein FHW ab einer bestimmten Entfernung rentabel ist
steve
Genau, da werden die Leute mit billigen Einstiegspreisen gelockt, um dann bei der ersten Gelegenheit die Preise anzupassen.
dn
Im Übrigen, wer Gutes tun will, der kann zur Caritas gehen.
foerschtna
Genau. Oder zum Vinzenzverein. Das sage ich unseren Politikern auch immer, sobald sie behaupten nur in die Politik gegangen zu sein um Gutes für die Gesellschaft zu tun.
robby
Ein Falkensteiner und Gutes tun?
Wohl nur sich selbst.
leser
Ach ihr tölpel
Seid doch sonst alle so hichgebildet alleswissen und wissenschaftlich hinterfragen
Und wenn ein paar Schlaumeier, welche nie ein Schule gesehen haben euch ein paar scheinchen hingeben, euch eine Dorf/Fußballmannschaft kaufen und sich selber als pragmatische Macher vom Land hinstellen die ihr selber gerne wärt
Ha dann fühlt ihr euch getroffen und rauft euch darum als erster auf die Knie zu fallen
Jeder halbwegs vernünftige Techniker und Planer weiss, dass so ein Blödsinn nicht wirtschaftlich ist
Aber das ist ja nicht das Thema
Der Steuerzahler soll wieder einmal mehr Geld paratlegen und Die PARTEI wählen
So wie s die kastelruther gezeigt haben
Des ignorante loppn
leser
Und zum Schluss wird euch do Bürgermeister ein noch nie dagewesenes feschtl auch noch geben mit freibier
yakari
Ein Gemeinderat, der Mehrheitsgesellschafter einer privaten Kapitalgesellschaft ist, aber natürlich nur das Beste für sein Dorf will.
Liebe Kiener, habt ihr schon vergessen, wohin das in Sand in Taufers geführt hat?