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„Keine echte Lösung“

Foto: Lpa/Claudia Corrent

Der neue berufsbegleitende Ausbildungslehrgang für PflegehelferInnen ist laut dem Landesverband für Sozialberufe nicht mehr als ein Vorbereitungskurs.

von Markus Rufin

Mit viel Euphorie haben das Land, der Verband der Seniorenwohnheime und die Stiftung St. Elisabeth den neuen berufsbegleitenden Lehrgang „Pflegehelferin/Pflegehelfer“ vorgestellt. Ziel des Lehrganges ist es, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Insbesondere die Landesräte Waltraud Deeg, Giuliano Vettorato und Philipp Achammer zeigten sich überzeugt davon, dass das gelingt.

Ganz anders sieht das der Landesverband der Sozialberufe. In einer Aussendung legen Geschäftsführerin Martha von Wohlgemuth und die Vorsitzende Valentina Burger dar, dass es nicht wirklich viel am neuen Ausbildungsprogramm neu ist.

Die Bezeichnung als „berufsbegleitender Ausbildungslehrgang für PflegehelferInnen“ sei irreführend. Es handle sich in Wirklichkeit um einen Vorbereitungskurs, der dazu dient, als PrivatistIn zur Abschlussprüfung an den Landesfachschulen für Sozialberufe antreten zu können.

Neu daran sei lediglich, dass diese Vorbereitungskurse während der Arbeitszeit gemacht werden können und somit bezahlt werden. Eine berufsbegleitende Ausbildung im eigentlichen Sinne gebe es dagegen bereits seit 30 Jahren an der Landesfachschule „Hannah Arendt“.

Das ist nicht der einzige Kritikpunkt des Landesverbandes. Von Wohlgemuth und Burger weisen nämlich auch darauf hin, dass der „neue Lehrgang“ im Alleingang vom Verband der Seniorenwohnheime und der privaten Stiftung St. Elisabeth konzipiert wurde. Die Bildungsdirektionen sowie die Fach- und Berufsschulen für Sozialberufe wurden erst nach erfolgtem Druck miteinbezogen, berichtet der Landesverband der Sozialberufe.

„Dieser ,neue Ausbildungslehrgang für Pflegehelferinnen‘ liegt also vorwiegend im Interesse des Arbeitgeberverbandes und der privaten Stiftung“, betonen von Wohlgemuth und Burger.

Das Land habe mit dem im Sommer unterzeichneten Teilvertrag des Bereichsabkommens für die Bediensteten der Gemeinden, Bezirksgemeinschaften und Ö.B.P.B außerdem dafür gesorgt, dass das Berufsbild des Pflegehelfers in Ausbildung nicht mit den geltenden Bestimmungen übereinstimmt. Dieses Berufsbild werde nämlich nicht vom Land, sondern durch die Abkommen zwischen Staat und Regionen definiert.

Ein weiterer Kritikpunkt: Sowohl der „Ausbildungslehrgang“, der eigentlich nur ein Vorbereitungskurs ist, als auch die Vollzeitausbildung dauern ein Jahr. „Irgendetwas stimmt hier nicht“, sagt von Wohlgemuth. „Es kann nicht sein, dass man bei einem berufsbegleitenden Kurs gleich viel lernt, wie bei einer Vollzeitausbildung, wenn beide gleich lange dauern.“ Diese Doppelgleisigkeit in der Ausbildung führe unweigerlich zu Diskussionen in Bezug auf Entlohnung und Kompetenzen.

Alles in allem kritisiert der Landesverband, dass die „neue Ausbildung“ den Fachkräftemangel nicht wirklich bekämpfe. Wolle man dem tatsächlich entgegenwirken, dürfe man sich nicht nur alleine auf die Ausbildung konzentrieren: „Wir wissen über das Fehlen von Fachkräften Bescheid, und sind überzeugt, dass es eine große Investition in die Sozialberufe dringend braucht.“

Man müsse jungen Menschen gute Angebote machen, um sie für Sozialberufe zu begeistern. Dafür seien gute Arbeits- und Rahmenbedingungen, eine faire und angemessene Entlohnung, Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten, attraktivere Weiterbildungsmöglichkeiten, Entlastungsangebote und nicht zuletzt, eine EU konforme Ausbildung notwendig.

Letzteres ermögliche es den jungen Menschen, auch in anderen Ländern Erfahrungen zu sammeln und diese dann in Südtirol einzubringen.

Zudem sei es wichtig, sich um jene Menschen zu bemühen, die bereits den Beruf erlernt haben, sagen von Wohlgemuth und Burger: „Denn sie waren es, die das System in den herausfordernden Jahren der Pandemie aufrechterhalten haben. Sie brauchen jetzt dringend Entlastungsangebote und eine faire Entlohnung für ihren Einsatz.“

Wichtig sei dabei, sich die Frage zu stellen, warum so viele MitarbeiterInnen in den letzten Jahren den Sozialberufen den Rücken gekehrt haben.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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