Auszeichnung für Annemarie Laner
Die Stiftung „Walther-von-der-Vogelweide-Preis“ würdigt die Künstlerin Annemarie Laner mit dem Hauptpreis 2022. Ausgezeichnet wird somit eine herausragende Kunstschaffende für ihr Lebenswerk.
In sehr frühen Kindertagen kam die Kunst zu Annemarie Laner. Die Künstlerin stammt aus Sand in Taufers und fand bereist in Kindertagen „meine Heimat“ in der Kunst. Von 1990 bis 1995 besuchte Annemarie Laner die Hochschule für Angewandte Kunst in Wien und beendete mit Auszeichnung ihre Ausbildung. Sie wurde mit dem Hochschulpreis des Landes Tirol geehrt. Seit Beginn der neunziger Jahre nahm die Künstlerin an zahlreichen Ausstellungen teil, ihre erste Einzelschau hatte sie in Wien im Jahr 1993. Viele ihrer Kunst am Bau-Projekte wurden mit dem 1. Preis ausgezeichnet, u. a. ihre Wege zum Museum, die Fassadengestaltung des Athesia Buch- und Medienhauses sowie die Dreifachturnhalle in Bruneck, der Kulturweg in Gais, der Kanonikus-Michael-Gamper-Platz in Prissian. Seit dem Jahr 2000 erschienen zahlreiche Künstlerbücher/Unikate zur klassischen und zeitgenössischen Literatur. Besonderes Anliegen war und ist der Künstlerin der kulturelle Austausch und so nahm sie seit dem Jahr 1997 immer wieder an „Artist in Residence“ Programmen teil; u. a. 2019 in Solothurn in der Schweiz, wo sie sich mehrere Monate intensiv mit den Kurzgeschichten des bekannten Schweizer Autors Peter Bichsel beschäftigte. Entstanden ist daraus ein umfangreiches Werk, in welchem Laner ihre zeichnerischen Bilder mit Schriftbildern und Texten von Bichsel, die sie auf besondere Weise angesprochen haben, verbindet.
Die Künstlerin ist in ihrer Arbeit eine Grenzgängerin zwischen Kunst und Literatur, beherrscht eine Vielzahl von künstlerischen Techniken wie Druckgraphik, Zeichnung, Malerei und entwirft für Orte Raumsituationen und Installationen, welche die ihr wichtigen Themen wie Freiheit, Warten, Wahrheit, Erinnerung narrativ umkreisen. Sie arbeitet abstrakt, oft sind ihre Bildräume von annähernd figurativen Elementen durchsetzt, wobei ihr Werk, das auch Inspiration in der Natur findet, als Entäußerung innerer Befindlichkeiten zu betrachten ist. Das kleine Format, das sie besonders bevorzugt, aber auch die großen Bilder sind ihre Welt, die aus Strichen, Linien, Kritzeleien besteht, durchsetzt mit Wörtern und Sätzen. Sie präsentieren sich wie ein geheimer Fließtext, der eine Vielzahl von Assoziationen auslöst. Es sind die Gedanken der Künstlerin, ihre Antworten auf Träume, auf Texte aus der Literatur, Bilder der Natur, die sie wie aus einem tiefen Reservoir an die Oberfläche holt, fragil und vital, energisch und sensibel in gleichem Maße, visuelle Elemente, Zeichen, meist in schwarz und weiß. Annemarie Laner ist eine Einzelgängerin, auch eine Einzelkämpferin, kunstideologiefrei. Ihre Werke können als Kunst-Chiffren bezeichnet werden, und mit ihrem außerordentlichen Talent für Kunsttechniken und die handwerkliche Tradition kreisen diese um die unendlichen Ausdrucksmöglichkeiten des Ichs. Wünsche, Fragen, Sehnsüchte, auch Widersprüche und Brüche sind ihre Zeichen, die Beziehungen des Ichs zur Welt, die sie mit ihren Chiffren immer wieder variiert und mit welchen sie uns in unbekannte Zonen führt. Diese Künstlerin präsentiert sich mit ihren Arbeiten zur Literatur, zu Geschichten und Mythen, zum Menschen und zur Gegenwart in ihrer Vielschichtigkeit wie ein Speicher, wie eine „Seismographin“, hellwach und immer gegenwärtig.
Der Preis wird am 18. November um 18.00 Uhr im Waltherhaus Bozen verliehen. Laudatio: Eva Gratl.
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