„Müssen uns anpassen“
Fünf der sechs ersten Rennen im Ski-Weltcup mussten abgesagt werden. Auch die Südtiroler Athleten kritisieren die FIS für den Rennkalender.
Dominik Paris: Die Situation ist nicht anders als sonst. Logisch fehlen nun zwei Rennen, die komplett aus dem Kalender gestrichen wurden, für uns ist es letztlich ein normaler Start, weil wir wie immer in Lake Louise starten werden. Ich denke, dass das vorhersehbar. Es ist nicht gescheit, so früh mit Rennen zu beginnen. In den letzten Jahren haben wir auch zu späteren Zeitpunkten, beispielsweise Ende November gezittert, ob wir die Rennen machen können. Auch der Auftakt in Sölden ist immer am Limit. Es handelt sich um eine kurze Piste, weshalb es noch machbar ist. Eine Abfahrt so früh zu organisieren, ist aber nicht mehr zeitgemäß. Die Gletscher sind in den letzten 20 bis 30 Jahren enorm weit zurückgegangen. Es wird immer schwieriger, Gletscherskigebiete im Sommer befahrbar zu machen. Es wird in Sachen Weltcup-Start eine Revolution brauchen. Man wird die Saison künftig zu Weihnachten eröffnen müssen und dafür erst zu Ostern aufhören. Man müsste alles nach hinten schieben, früher oder später muss diese Entscheidung fallen. Wir Athleten kümmern uns weniger um den Rennkalender als um die Sicherheit auf die Piste, dennoch habe ich persönlich kritisiert, dass es mittlerweile zu viele Rennen gibt. Es wird nur noch auf die Masse geschaut. Ich denke, viele Athleten stimmen da überein, vielleicht müssen wir uns also auch zum Rennkalender öfter die Stimme erheben.
Simon Maurberger: Ich glaube nicht, dass die abgesagten Rennen – bis auf dem Riesentorlauf in Sölden – nachgeholt werden. Dagegen kann man nicht viel machen. Die ersten paar Monate waren immer so eine Übergangsphase. Der Auftakt in Sölden findet schon extrem früh statt, aber weil es dort gelingt, über den Winter recht viel Schnee abzudecken, klappt das meistens gut. Im November war der Rennkalender dagegen immer recht dünn, weil die Bedingungen nicht optimal waren und es viel Nebel gab. Es ist also nicht verwunderlich, dass die meisten Rennen abgesagt wurden, die Athleten werden sich nicht sonderlich darüber ärgern. Der Auftakt in Sölden ist mittlerweile zu einer Fixetappe geworden, wenn man an die Zukunft denkt, glaube ich nicht, dass man mit dem Weltcup im Oktober beginnen kann. Man sollte den Auftakt um drei bis vier Wochen nach hinten verschieben. Ab Ende November kann man dann kontinuierlich durchziehen.
Alex Vinatzer: Ich bin in Sölden noch nicht gestartet, werde aber in Lech dabei sein, falls das Rennen stattfindet. Wie es ausschaut, kann es nach den Schneefällen nun doch stattfinden, am Montag fällt die definitive Entscheidung. Auch wenn in Sölden fast immer Rennen stattfinden können, glaube ich, dass man die Rennen dort problemlos um ein paar Wochen nach hinten verschieben könnte, auch weil es der Kalender hergibt. Speed-Rennen in Europa im Oktober oder im November stattfinden zu lassen, ist in der jetzigen Situation nicht sinnvoll. Auch den Parallelslalom bräuchte es nicht. Man sollte zehn Riesentorläufe, zehn Slaloms, zehn Abfahrten und zehn Super-G organisieren, so würde sich alles gut ausgehen und man könnte die Saison später starten lassen. Jedes Jahr zu zittern, ob sich die Rennen ausgehen oder nicht und mit Helikopter viel Schnee zu holen, ist nicht sinnvoll. Man sollte sich der Natur anpassen. Man könnte ja einfach die Saison bis April laufen lassen, meistens liegt dann ohnehin noch Schnee. Auch für die Athleten wäre das besser, denn die Gletschertrainings werden immer schwerer. Form bekommt man aber erst, wenn man auf Kunstschnee fährt. Daher verletzen sich vor Saisonstart auch so viele.
Nadia Delago: Für uns wäre es ja neu gewesen, dass wir mit dem Rennen in Cervinia bereits im November starten. Nun starten wir aber wie üblich im Dezember. Ich finde es schade, denn ich wäre gerne gefahren, man kann aber nichts dagegen machen, wenn der Schnee fehlt. Für uns ändert sich dadurch aber eigentlich nichts. Ich denke, dass man durchaus auch früher starten könnte. Die Bedingungen sind jedes Jahr anders. Vor ein oder zwei Jahren wäre es sicher gegangen, weil es zu dieser Zeit auch kälter war. Heuer war es leider ein warmer Herbst, das heißt aber nicht, dass es im nächsten Jahr gleich ist. Natürlich ist es schade, dass nur mehr zehn anstatt zwölf Abfahrten stattfinden, aber man kann dagegen nichts tun. Wir haben ein enges Programm und viele, die alle Disziplinen fahren, da ist es nicht möglich, alle Rennen nachzuholen. Es bleibt einfach wenig Zeit.
Umfrage: Markus Rufin
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Kommentare (1)
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tirolersepp
Mehr Mitsprache der Rennläufer/innen ist gefragt. !!!