Digitale Teilhabe
Auf der Tagung der KVW Senioren am Samstag wurden zwei Themen beleuchtet: Religionen und Frieden und die Digitalisierung, die insbesondere ältere Menschen vor große Herausforderungen stellt.
Mehr als 100 Seniorenclubs im ganzen Land werden vom KVW betreut. Nach schwierigen Jahren während der Pandemie, in denen ursprüngliche Kernaufgaben wie regelmäßige Treffen nicht mehr möglich waren, geht es nun wieder langsam aufwärts. Das Bedürfnis sich zu sehen und auszutauschen ist nach den einsamen Monaten wieder groß. Maria Kusstatscher, Vorsitzende der Senioren im KVW, konnte deshalb auch viele Seniorenclub Mitarbeiter:innen aus dem ganzen Land bei der diesjährigen Tagung in Bozen begrüßen.
Landeshauptmann Arnold Kompatscher überbrachte seine Grüße online und erinnerte daran wie wichtig der soziale und innere Frieden in einer Wohlstandgesellschaft wie der unseren ist. Auch die Digitalisierung bereitet den Menschen Sorgen: niemand sollte Scham empfinden nachzufragen und nachzuhaken. Bisher sind beispielsweise 95 Schalter bei den Gemeinden eingerichtet worden, wo Bürger:innen Fragen zum Thema SPID klären können. Soziallandesrätin Waltraud Deeg appellierte die Anwesenden wachsam zu bleiben und sich um autonome Zuständigkeiten zu bemühen. „Nichts ist selbstverständlich, auch nicht das Pflegegeld, welches in Europa einzigartig ist und für das es sich einzusetzen lohnt“.
Don Paolo Renner ist Professor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen und neben vielen anderen Funktionen seit 2009 Direktor des ökumenischen und interreligiösen Instituts für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. In seinen humorvollen und anschaulichen Ausführungen folgte er einem durchaus schwierigem Thema: „Religionen und Frieden: eine Hoffnung für unsere Zeit“. In seinem Referat erklärte er warum Menschen ins diesen angespannten Zeiten, mit einem Krieg vor der Haustür, nach einer Friedensbotschaft dürsten und wie die Botschaften Gottes den Menschen Halt und Hoffnung geben können. Die Menschen brauchen wieder eine wertschätzende Dialogkultur und müssen aufhören sich über Gegensätze zu definieren. Menschen stehen sich näher als man denkt, unabhängig von der Kultur und Religion in der sie aufgewachsen sind. Nächstenliebe wird von allen Religionen propagiert: wichtig ist dabei genau hinzusehen und zu schauen was getan wird, nicht nur zu reden. „Wir haben mittlerweile allein in Südtirol über 80 Sprachgruppen. Reden wir miteinander. Die Menschen sind viel besser als ihr Ruf!“, so Renner in seiner Rede auf der Tagung.
Nach einem Rückblick auf die vielseitigen Aktivitäten der KVW Senioren im vergangenen Jahr wie beispielsweise regelmäßige Treffen, Wanderungen und Fahrten in Gemeinschaft, Vorträgen zu aktuellen Themen, folgte das Referat von Volksanwältin Gabriele Morandell. Diese ging auf die Tätigkeiten der Volksanwaltschaft ein und zwar mit einem besonderen Augenmerk auf die Anliegen der Senioren. Bürger:innen können sich an die Volksanwaltschaft wenden, wenn sie Probleme mit der öffentlichen Verwaltung haben. 43% der Personen, die sich mit einem Anliegen an diese Institution wenden, sind älter als 60 Jahre. Vielfältig sind die Probleme: Aktenzugangsrechte, Fragen an das Fürsorgeinstitut INPS oder das Wohnbauinstitut, Einstufung und Auszahlungsseiten der Pflegegelde. Auch die Digitalisierung und die Umstellung vieler Ämter nach der Pandemie stelle Ältere, aber auch Jüngere, vor Herausforderungen. Manche Schalter haben ihre Dienste komplett eingestellt. Hier gilt es sich für einen persönlichen Zugang stark zu machen. Digitalisierung ist zu gestalten und die Vorteile sind mitzunehmen. Das Hauptaugenmerk liegt aber bei der Bürgernähe für alle öffentlichen Dienstleistungen.
Damit Senioren für die Techniknutzung in Zeiten von Fachkräftemangel und geringeren finanziellen Ressourcen gewonnen werden können, müssen sie gezielt angesprochen werden. Erste Ansprechpartner für ältere Menschen bleiben nach wie vor die Familienmitglieder, Menschen mit wenigen sozialen Kontakten brauchen deshalb andere Unterstützungsmöglichen. Die KVW Senior Online Begleiter:innen nehmen sich beispielsweise freiwillig Zeit für die Anliegen der Menschen in Bezug auf die neuen Medien. Egal ob mit dem Handy, Tablet oder Laptop, erhalten Menschen Hilfe und Unterstützung im Umgang mit den Gerätschaften, die das Leben seit einigen Jahren erleichtern.
Die positiven Technikerfahrung während der COVID 19 Pandemie können und müssen für weitere Unterstützung – und Bildungsmaßnahmen zur Digitalisierung älterer Mitmenschen genutzt werden, damit sie „digital“ mithalten können. Im Jahr 2019 waren es immerhin 85 % der Haushalte die über einen Breitbandanschluss verfügen. Die Umstellung der Digitalisierung der öffentlichen Dienste geht vielen, vor allem älteren Bürgern, zu schnell. Es braucht Zeit und Angebote damit die Bürger die Dienste auch nützen können und es auch eine Erleichterung ist und keine zusätzliche Belastung. „Wir KVW Senioren setzen uns dafür ein, dass niemand zurückbleibt. Frei nach Ulrike Guèrot: Menschen haben ein Recht auf analoges Leben mit gesellschaftlicher Teilhabe“, so die Vorsitzende Maria Kusstatscher bei ihren Schlussworten.
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