„Völlig sinnlos“
Die römische Regierung will illegale Rave-Partys künftig hart bestrafen. Vertreter der Südtiroler Techno-Szene sprechen von einer ungerechtfertigten Kriminalisierung.
von Markus Rufin
Die neue italienische Rechts-Regierung ist noch nicht einmal eine Woche im Amt, doch bereits jetzt erkennt man, in welche Richtung sie gehen wird. Es spricht Bände, dass eine der ersten konkreten Maßnahmen der Regierung die Bestrafung von illegalen Rave-Partys ist. Künftig drohen Veranstaltern solcher Partys bis zu sechs Jahren Haft.
Auch in Südtirol gibt es eine Rave-Szene. Einige Veranstaltungen wie das Electric-Mountain-Festival in Graun in Kurtatsch sind sogar richtige Publikumsmagneten, aber es gibt auch die illegalen Rave-Partys, die nach den Vorstellungen der neuen italienischen Regierung alleine durch das Gesetz verschwinden sollen.
Doch dass das gelingen kann, wird stark angezweifelt. Auch Simon Feichter, zuständig für junge Kultur und Musik bei netz I Offene Jugendarbeit, sieht wenig Sinn im Gesetz: „Man spricht von illegalen Feten, die ja ohnehin unter Strafe stehen. Wenn man illegale Raves wirklich verhindern möchte, wäre es besser, Veranstaltungen niederschwelliger anzubieten. Man müsste die Organisation von Partys erleichtern, denn dann wären auch die illegalen Partys kein Problem.“
Feichter sieht im Gesetz ein Zeichen dafür, dass die neue Regierung einen falschen Weg in Sachen Jugendkultur einschlägt: „Es wird nicht darauf geschaut, wie man solche Veranstaltungen sicher und legal macht, indem man es beispielsweise ermöglicht, dass Partys auch ohne viel Geld und viele Lizenzen stattfinden können. Stattdessen bestraft man einfach nur.“
Philipp Kieser, einer der bekanntesten Vertreter der Südtiroler Techno-Szene, spricht sogar von einer Kriminalisierung der Szene: „Ich organisiere nun seit 15 Jahren Veranstaltungen und kann sagen, dass die Underground-Szene – also die illegalen Partys – gehören dazu, weil man dort Experimente wagt. Das heißt aber nicht, dass auf diesen Veranstaltungen pures Chaos herrscht. Im Gegenteil: Es gibt auf solchen Partys viel Selbstverantwortung und Selbstorganisation. Gewisse Kreise sehen das aber nicht gerne. Das so zu kriminalisieren ist wahnsinnig.“
Auch in Südtirol werde die Szene seit Jahren kriminalisiert, das habe er selbst bereits erlebt. So verweist er unter anderem auf den Abriss der Drusus-Kaserne in Schlanders. Umso gefährlicher sei nun aber das Gesetz der Regierung Meloni: „Diese Szene braucht Kulturräume, die im Legalen nicht immer möglich sind. Man experimentiert mit solidarischen oder organisatorischen Modellen.“
Die Szene habe viel zur Entwicklung der Gesellschaft beigetragen. Zwar zweifelt auch Kieser daran, dass das Gesetz dazu führen wird, dass Raves künftig nicht mehr stattfinden, aber gefährlich sei die Intention dahinter: „Man schränkt damit Räume ein, in denen sich jeder frei bewegen könnte. Natürlich fehlt vielleicht eine Lizenz, aber letztlich geht es vor allem um Freiräume. Wenn wir diese Freiräume torpedieren, haben wir künftig einen Einheitsbrei.“
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Kommentare (17)
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wichtigmacher
Die, die jetzt von harten Strafen reden sind genau dieselben, die auch unangemeldete „Partys“ machen, bzw. dulden, „Partys“ der anderen Art – siehe ende Oktober am Siegesdenkmal, oder in Predappio, und das alles ungestraft, „Partys“, für welche man im zivilisierten Ausland nördlich des Brenner sofort in den Knast wandert
andreas
Ein Armutszeugnis für eine Regierung, wenn ein Rechtsanwalt meint, dass sie ein Geschenk für ihr Geschäft ist, das sie zu blöd sind, rechtskonforme Gesetze zu erlassen.
Der/die Giorgia wollte mit diesem Gesetz ihre/seine Handlungsfähigkeit und ihre/seine Härte demonstrieren, herausgekommen ist ein schnell zusammengeschusterter Unsinn, welchen jeder mittelmäßige Anwalt in 2 Minuten zerlegt.
netzexperte
In Italien wird zuerst immer am Strafmaß geschraubt, nie an einer Lösung bzw. Verbesserung. Das ist in allen Bereichen so und wird sich (leider) wohl nie ändern.
Aber vielleicht gilt dann auch der Skonto von 30%, wenn man innerhalb 5 Tagen bezahlt.
brutus
…ich werde den Verdacht nicht los, das bei gemeldeten Veranstaltungen jemand die Verantwortung übernehmen muss, und da haben sie nicht die Eier dazu!
andreas1234567
Hallo @brutus,
es ist leider mittlerweile so jeder der irgendwas für Gesellschaft/Gemeinschaft organisiert steht mit einem Bein im Knast.
Wer sicher sein will bleibt in seinem Hobbykeller und säuft sich jeden Tag vor dem TV zu.
Viele Dorffeste und Traditionsveranstaltungen werden eingestellt weil niemand mehr als Verantwortlicher für alles nur Erdenkliche geradestehen möchte. Das ist einem komplett aus dem Ruder gelaufenen System von geldgierigen Anwälten zu verdanken die jedem sturzbetrunkenem Depp der sich auf solchen Veranstaltungen ramponiert zu ansehnlichen Geldbeträgen verhilft.
Und das ist auch der Grund warum Almler jeder Touristensippe wütend hinterhersteigt die „mal das Kälbchen streicheln wollen“.
Eine Unsitte unserer Zeit, man muss bei Veranstaltungen jeden Idioten und Depp hereinlassen und trägt dann mit allem was man hat die Verantwortung für deren Wohlergehen.
Du organisierst ein Fest, ein Sturzbetrunkener fällt auf den Schädel. Du zahlst, hast ihn ja abgefüllt
Ein verhaltensauffälliges Kind schmeisst eine Spiritusflasche in den Grill, du zahlst, das Idiotenblag hätte nicht an die Flasche kommen dürfen.
Eine HighHeels-Idiotenkuh klatscht hin,du zahlst, ein nicht abgedecktes Stromkabel ist eine Stolperfalle.
„Männergruppen“ wollen auch mitfeiern. Abweisen ist Diskriminierung, bist du dran..
Falls jemand fragt warum Dorffeste und Ehrenämter vor die Hunde gehen, das war mal ein kurzes Schlaglicht.
Südtirol,A und D geben sich da übrigens nichts..
Auf Wiedersehen in Südtirol
andreas1234567
Hallo nach Südtirol,
stehe nun wirklich nicht im Verdacht diesen Musikanten nahezustehen.
Aber das sieht mir doch wie ein Einstieg in eine neue Verbotskultur aus, davon gab es in den letzten 2 Jahren genug..
Ich bitte zu bedenken viele Dorffeste und Vereinsveranstaltungen sind klammheimlich eingestellt worden, die Kosten und Risiken durch immer absurdere Vorschriften sind nicht mehr tragbar.
Man muss anerkennen diese „illegale Lärmerei“ ist logistisch/organisatorisch sehr gut aufgezogen, das ist nicht das Werk von zugekifften Vollidioten.Die haben es geschafft Musikantentreffen mit einigen tausend Personen zu organisieren als ein Treffen mit einer Handvoll Personen schon rigoros auseinandergeknüppelt wurde.
Das hatte Schneid, das erkenne ich gern an.
Ich sehe die Gefahr demnächst sind Herz-Jesu-Feuer und Schützenumzüge auch „illegale Rates“, das sollte jeder bedenken der sich gerade freut das „endlich jemand etwas gegen diese langhaarigen Anarchisten“ unternimmt.
Auf Wiedersehen in Südtirol
tirolersepp
Ansuchen, genehmigen dann feiern wo liegt da das Problem ?
olle3xgscheid
Darum gehts hier nicht.
Das ist Szene , kein Dorfffest oder Pillepalle.
Da wird nicht jede/r gewollt und ist auch gut so. Andere Musik , anderer Style, anderes Lebensgefphl , Einstellung usw…