„Unbändige Lava“
Michaela Biancofiore hält eine feurige Rede über Giorgia Meloni, den Underdog, der es bis ganz nach oben geschafft habe. Plötzlich muss Senatspräsident Ignazio La Russa einschreiten. Das Wortprotokoll.
von Matthias Kofler
Die Erinnerung an die jüngste Senatssitzung zaubert Michaela Biancofiore ein Lächeln ins Gesicht: „Ich weiß, dass das eine meiner Schwächen ist“, sagt die Neo-Senatorin, „doch ich hätte noch so viel zu sagen gehabt.“ Während der Vertrauensabstimmung zur Regierung Meloni spielen sich im Palazzo Madama muntere Szenen ab. Protagonisten sind ebenjene Michaela Biancofiore und der Senatspräsident Ignazio La Russa. Es ist später Nachmittag, als La Russa der Boznerin das Wort erteilt.
La Russa: Senatorin Biancofiore hat sich zu Wort gemeldet. Sie haben das Wort.
Biancofiore: Herr Präsident, liebe Senatoren, lieber Signor Presidente Meloni, ich gebe es zu: Seit dem Tag, an dem Präsident Mattarella Sie mit dieser Aufgabe betraut hat, bin ich aufgewühlt. Und ich entschuldige mich, wenn es auch heute der Fall ist, denn in unserem Leben gibt es besondere Überschneidungen, sowohl privater als auch politischer Art, von unserer Abreise bis zu unserer Ankunft in dieser Aula. Ich empfinde daher große Freude und aufrichtige Rührung, Sie heute an der Spitze meines Landes zu sehen.
Die Senatorin von Coraggio Italia blickt auf die Zeit zurück, in der Meloni „von der untersten Sprosse der Leiter“ bis ganz nach oben gestiegen sei. Sie spricht von einer „glühenden und unbändigen Lava“, die „Krater der Erinnerungen geformt“ habe. Die FdI-Leaderin stehe heute dort oben – und das als Frau, die reich sei an Intelligenz und Ernsthaftigkeit, an eigenem Mut, Eigensinn und Gradlinigkeit. Sie habe diesen Weg ganz allein gemeistert.
Biancofiore: Sie bezeichnen sich als Underdog, was wörtlich übersetzt „unter einem Hund“ bedeutet. Geboren als Verliererin ist die beste und gleichzeitig eine vernichtende Übersetzung. Es stimmt, Präsident Meloni, Sie wurden wie ich als Verliererin geboren. Aber sind Sie sich darüber im Klaren, wie wichtig Ihr Beispiel für Tausende von italienischen Frauen und Männern ist, für junge Menschen, die sich für hoffnungslos halten? Sie verkörpern heute den italienischen Traum, Sie sind die Selfmade-Frau, die mit dem negativen Mythos aufräumt, dass man in Italien nur dann weiterkommen kann, wenn man von jemandem „empfohlen“ wird (Beifall). Sie zeigen, dass man mit Arbeit, Studium und Aufopferung hohe und unverhoffte Ziele erreichen kann, die für alle erreichbar sind, wie es unsere Verfassung vorsieht. Sie sind der Inbegriff des Verdienstes, Präsident. Sie sind die schönste Lektion in Sachen sozialer Emanzipation, und das macht Sie im Land so beliebt, denn Sie bleiben immer Giorgia, das kleine Mädchen, das Garbatella verlassen hat, das den Schmerz kennt, es aber geschafft hat aufzustehen und deshalb die Probleme der Italiener versteht.
Man sieht Biancofiore an, dass sie tiefst von dem überzeugt ist, was sie gerade im Plenarsaal vorträgt. Doch dann wird sie abrupt unterbrochen.
La Russa: Senatorin Biancofiore, Ihre Rede ist sehr schön, aber Ihre Zeit ist abgelaufen.
Biancofiore: Herr Präsident, eigentlich hat mir mein Vorgänger eine Minute abgegeben. Wenn Sie gestatten, würde ich diese Minute gerne übernehmen.
La Russa: Sie haben sich bereits anderthalb Minuten genommen. Bitte schließen Sie auf jeden Fall Ihre Rede ab!
Biancofiore spricht weiter, philosophiert über das Wirschaftswachstum und die Nähe Italiens zur deutschsprachigen Welt.
Biancofiore: Wenn Helmut Kohl kein Politiker gewesen wäre, hätte er die beiden deutschen Länder nicht vereinigt, denn ein Techniker…
La Russa: Ich glaube nicht, dass Sie dabei sind, ihre Rede abzuschließen, Frau Senatorin. Versuchen Sie, zum letzten Teil des Textes überzugehen! Versuchen Sie es!
Biancofiore: Präsident Meloni, es ist mir eine Ehre, in dieser Legislaturperiode bei Ihnen zu sein, denn heute bedeutet das mehr denn je, Italien zu dienen und es auch ein wenig zu schützen (Beifall). Wir sind alle auf Ihrer Seite und die geeinte Koalition wird Ihr Anker sein. Vergessen Sie nie, dass nach dem Sturm immer die Sonne herauskommt (Beifall).
La Russa: Danke, wirklich Danke, Senatorin Biancofiore, macht ihr alle einen schönen Applaus! Wie Sie sehen, schneide ich niemandem das Mikrofon ab. Aber halten Sie sich bitte etwas mehr an die Zeiten!
Rückblickend sagt die Boznerin, La Russa habe mit ihr „gespielt“. „Wir kennen uns nämlich schon ein Leben lang.“
Ähnliche Artikel
Kommentare (18)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.
steve
Nein welch netter Kuschelfaschismus!
Die hässliche Fratze kommt schon noch!
Gestern haben sie sich 4,5% neue Schulden für 2023 genehmigt! Diese „Pacchia“ bezahlen dann wir und unsere Kinder!
pingoballino1955
Biancofiore täte gut daran mit ihrem Hündchen spazieren zu gehen,da kann sie mindestens auf ihrer „Schleimspur“ ausrutschen und weniger Stuss verbreiten!
leser
Diese Aktion von biancafiore kann nur unser anderle deuten und erklären
Das ist mit viel zu hohem politischen Hintergrund zu erklären
olle3xgscheid
Wichtige Nachricht der Artikel, sehr wichtig…….
tirolersepp
Politisches Geplänkel !
dn
Und für solches Zeugs blecht der Steuerzahler???