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Ruhe vor dem Sturm?

Foto: LPA/ 123RF.com

Die Wiedereingliederung des ungeimpften Sanitätspersonals spaltet die italienische Politik. Nur in Südtirol hält sich die Aufregung (noch) in Grenzen.

von Matthias Kofler

Die neue italienische Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat eine Kehrtwende beim Umgang mit dem Coronavirus gemacht: Seit dem 1. November dürfen nicht geimpfte Ärzte, die sich der seit 2021 geltenden Impfpflicht für Gesundheitspersonal widersetzt haben und vom Dienst suspendiert wurden, wieder arbeiten. „Heute ist die Krankheit ganz anders als früher, und deshalb sorgen wir dafür, dass es allmählich wieder zu einer größeren Freiheit kommt“, sagt Gesundheitsminister Orazio Schilacci. Gleichzeitig soll die 100-Euro-Strafe, die für nicht geimpfte Italiener im Alter ab 50 Jahren verhängt wurde, abgeschafft werden. Viele Impfgegner, bei denen der Strafzettel in den vergangenen Monaten ins Haus geflattert war, haben die Zahlung der Strafe verweigert. Meloni begründet den Schritt damit, dass viele der während der Pandemie getroffenen Entscheidungen keine wissenschaftliche Grundlage hätten. „Wissenschaft ist keine Religion“, so die Rechtspolitikerin.

Doch nicht nur die Opposition, sondern auch der Koalitionspartner Forza Italia sehen den Kurswechsel in der Pandemiebekämpfung kritisch. Maurizio Gasparri, Vizepräsident des Senats, schreibt auf Twitter: „Die No-Vax-Ärzte verblüffen mich. Das ist so, als ob ein Soldat für die Abrüstung eintreten oder ein Pilot wegen Flugangst nicht ins Flugzeug steigen würde.“ Die Regionen Apulien und Kampanien kündigen bereits Widerstand gegen die nationalen Pläne an: Um die Patienten in den kalten Wintermonaten vor einer Corona-Infektion zu schützen, bleibt die Impfpflicht für das Sanitätspersonal dort weiter bestehen.

In Südtirol zeichnet sich ein solches Szenario – sprich: ein Festhalten an den rigorosen Corona-Maßnahmen – derzeit nicht ab. Sanitäts-Generaldirektor Florian Zerzer hat bereits durchblicken lassen, die rund 200 ungeimpften Sanitätsmitarbeiter möglichst rasch wieder in den Betrieb eingliedern zu wollen. Auf politischer Ebene bleibt der Aufschrei aus. Einzig Carlo Vettori, Landtagsabgeordneter und FI-Kommissar in Südtirol, will jetzt nichts überstürzen und verweist auf die nationalen Bestimmungen: Demnach obliegt die Entscheidung darüber, wie mit dem ungeimpften Personal zu verfahren ist, dem jeweiligen Sanitätsbetrieb. Vettori fordert daher eine Aussprache innerhalb der Landtagsmehrheit. „Da es sich um eine politische Entscheidung handelt, möchte ich mir zuvor anhören, was Generaldirektor Zerzer und der zuständige Landesrat (LH Arno Kompatscher, A.d.R.) zu sagen haben“, sagt der Abgeordnete. Vettori plädiert angesichts des Ärztemangels für einen „pragmatischen Ansatz“. In Südtirol gebe es allerdings eine starke No-Vax-Szene – auch das sei zu berücksichtigen.

Josef Unterholzner

Laut Maria Elisabeth Rieder (Team K) ist es hingegen „höchste Zeit“, dass das gesamte Personal wieder in den Dienst zurückkehren kann. Angesichts des Personalnotstandes sei dieser Schritt überfällig. „Ich hoffe, dass sich die Führung im Sanitätsbetrieb um das Betriebsklima und um das Personal endlich mehr kümmert“, sagt Rieder. Die Herausforderung bestehe darin, die Teams wieder zusammenzuführen, damit die Menschen wieder mit Begeisterung den Berufen im Gesundheitswesen nachgingen. „Leider ist die Kommunikation und der Umgang der Führung des Sanitätsbetriebes sehr unglücklich; es wird immer mit Drohungen gearbeitet, statt allen Mitarbeiter:innen die Wertschätzung zu geben, die sie sich verdienen würden“, meint die Abgeordnete.

Auch Josef Unterholzner lobt den „sehr guten Schritt der neuen Ministerpräsidentin und des Gesundheitsministers“. „Meiner Meinung nach hätte es die Impfpflicht nie gebraucht – und auch der Green Pass, der noch in den Altersheimen vorgeschrieben ist, muss komplett weg“, meint der Enzian-Politiker, der die Pandemie polemisch als eine „Plandemie“ bezeichnet. Es sei „erwiesen“, dass mit jeder Impfung das Immunsystem geschwächt werde. Deshalb erkrankten auch mehr Geimpfte als Ungeimpfte – nur werde darüber in den Medien nicht berichtet, behauptet Unterholzner. Der Enzian-Abgeordnete geht davon aus, dass viele der ungeimpften Sanitätsmitarbeiter nicht mehr in den Betrieb zurückkehrten. Und das zu recht: „Diese Menschen wurden diskriminiert, ausgegrenzt und schlimmer behandelt als Vieh“, so Unterholzner.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (16)

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  • gulli

    Mir ist ganz egal wer mich behandelt, geimpft oder ungeimpft, hetero oder homo, schwarz oder weiß…
    Mir ist nur wichtig, dass er/sie von seinem/ihren Handwerk etwas versteht und man für eine Behandlung nich Monate warten muss!

  • fliege

    Höchste Zeit dass alle wieder arbeiten DÜRFEN!

  • heracleummantegazziani

    Unterholzner ist tatsächlich die größte Nullnummer von hier bis Texas. Von statistischem Paradoxon keine Ahnung und immer fest Bockmist verbreiten.

  • gredner

    „…Deshalb erkrankten auch mehr Geimpfte als Ungeimpfte “ Diese Falschaussage darf hier nicht unkommentiert wiedergegeben werden. Genau das Gegenteil ist der Fall, wie unzähllige Statistiken und Forschungsergebnisse weltweit inzwischen zur Genüge bewiesen haben. Was denkt sich die TZ dabei weiterhin solche Unwahrheiten zu verbreiten?!?

    • meintag

      Es scheint dass der Autor Matthias Kofler ein Impfgegner ist und sich nun aus seinem Versteck traut.

      • sigo70

        Bei einer neutralen Berichterstattung sind persönliche Meinungen eines Autors fehl am Platz. Deshalb ist der Vorwurf absurd.

        • andreas1234567

          Hallo @sigo70,

          so schaut es aus, das ist Journalismus, berichten wer was gesagt hat.Wertfrei und neutral berichten, den Leser informieren.
          Über die Meinung eines Josef Unterholzner mag ich dann gern selbst entscheiden.

          Der Teilnehmer @meintag scheint tatsächlich die Erwartungshaltung zu haben missliebige Stimmen entweder gleich zu ignorieren oder sie nur mit einem vernichtendem Begleitkontext versehen lesen zu müssen.

          Diesem Selbstverständnis von einigen Zeitgenossen bezüglich öffentlicher Meinung heisst „Zensur,Gleichschaltung,Meinungsdiktatur“.

          Dem ist entgegenzutreten..Es ist einfach widerlich, das konzertierte Geplärr und Niederbrüllen von Fakten welchen Minderbemittelten,Arbeitsscheuen und Taugenichtsen nicht in das arbeitsfremde Leben
          passen, Corona war seit Frühjahr 2020 Dauerweihnachten für diese Berufsfaulenzer und Dauerempörten, das muss jetzt wieder einkassiert werden, Rückbau vom Pennerparadies, und da darf man nicht die Penner fragen.

          Auf Wiedersehen in Südtirol

          • meintag

            Andreas123xy
            Ich denke zwecks Gleichschaltung der Medien hat Deutschland noch Einiges aus der Merkelzeit aufzuarbeiten.
            Ich persönlich habe meine Meinung zu Journalisten welche in ihren Texten hinfällig für eine Position sind. Herr Kofler hat sicher keinen der geimpften Angestellten der Sabes gefragt.

  • andreas1234567

    Hallo nach Südtirol,

    hier wird nichts anderes als eine Lügenmauer niedergerissen, das Märchen vom Schutz vor Ansteckung und Weitergabe.Was da ein hochmoralischer Popanz aufgezogen wurde, die Spritze war pure Nächstenliebe und schon damals gab es böse Zungen wenn einem Fremde gegen den eigenen Willen was in den Körper spritzen ist es nicht Liebe sondern Vergewaltigung.

    Weggejagtes Personal sollte sich jetzt teuer verkaufen, sich ihre Rückkehr mit einer saftigen Entschädigung vergolden lassen.
    Ich denke eine fünfstellige Entschädigung sollte hier durchaus im Raum stehen für die erlittenen Verluste.

    Man kann es nicht oft genug zusammenfassen: Die Impfung als Schutz vor Ansteckung&Weitergabe war seit gewiss Frühjahr 2022 nur noch ein Märchen,millionenfach widerlegt, aber es wurde weiter fleissig und blindwütig suspendiert und längst überfällige Wiedereinstellungen verweigert.

    Das war Unrecht und Unrecht, vom Staat/Land angeordnet muss von Staat/Land auch entschädigt werden, das ist eine Selbstverständlichkeit.

    Auf Wiedersehen in Südtirol

    • rumer

      Bravo Andreas, gut geschrieben!

    • meintag

      Wie erwähnt halten Sie sich an Deutschland. Sowohl die die alte als auch die neue Regierung hat genug Fehler in der Pandemie gemacht.
      Hierzu für Südtirol mit monetären Wiedergutmachung von Seiten der Sabes an die ungeimpften Angestellten zu machen scheint schon einiger Massen überzogen. Eher steht den verbliebenen Angestellten eine Ausgleichszahlung zu. Diese haben Überstunden geleistet welche je nach Verfügbarkeit in den nächsten Jahren? als Freistunden entgolten werden.

  • dn

    Dieses Thema wird nur noch von den Medien, völlig zu Unrecht, aufgewärmt. Werte Medien, hört mit diesem Unfug auf!!!

  • tirolersepp

    Schlauer Schachzug vom mellioenchen !

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