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„Nicht oberflächlich sein“

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Der Bischof hat die Allerheiligenmesse am Nachmittag in Bozen gefeiert und dabei auch die traditionelle Gräbersegnung vorgenommen.

Am Allerheiligennachmittag richtete Bischof Ivo Muser bei der traditionellen Wortgottesfeier und der Gräbersegnung am Bozner Stadtfriedhof eindringliche Worte an die Gläubigen: „Mensch, vergiss und verdränge nicht, dass auch du sterben wirst! Denken wir in unseren Gebeten nicht nur an unsere Lieben, sondern auch an all jene, die einen grausamen Tod erlitten haben. Herr, gib uns die Gnade, nicht oberflächlich, selbstbezogen und kalt zu sein!“

Die Feste Allerheiligen und Allerseelen sind besondere Gelegenheiten, um an die Verstorbenen zu denken und für sie zu beten. Das persönliche und gemeinsame Gebet hilft, im Glauben an die Auferstehung Trost und Halt zu finden.

Bei der Friedhofsfeier im Stadtfriedhof in Bozen-Oberau sagte Bischof Muser: „Diese Stunde des Totengedenkens ist eine besondere Einladung: Mensch, vergiss und verdränge nicht, dass auch du sterben wirst! Wir alle gehen der Stunde entgegen, die dieses irdische Leben abschließt. Für gläubige Menschen ist diese „letzte Stunde“ nicht Auflösung ins Nichts. Auch gläubige Menschen stehen nicht erhaben über den Dingen; aber gläubige Menschen sind bewahrt vor dem Fall ins Bodenlose und vor der Resignation des ‘alles umsonst’ und ‘alles vergeblich’.“

Der Bischof forderte in seiner Predigt dazu auf, nicht nur an die verstorbenen Angehörigen zu denken, sondern „auch an all jene, die einen grausamen Tod erlitten haben: all jene, die getötet wurden; jene, die sich das Leben genommen haben; all die Opfer von Hass, Terrorismus, Fanatismus und Kriegen; und vergessen wir nicht die Tausenden von Flüchtlingen, die bei der Überfahrt durch die Wüste oder das Meer ihr Leben verloren haben. Noch nie waren so viele Menschen auf der ganzen Welt auf der Flucht! Herr, gib uns die Gnade, nicht oberflächlich, selbstbezogen und kalt zu sein!“

Bischof Muser forderte die Gläubigen am Friedhof auch dazu auf, für das ukrainische Volk zu beten: „Seit dem 24. Februar erreichen uns Tag für Tag Bilder und Nachrichten aus der Ukraine. Sie mahnen uns eindringlich, dass wir den Frieden wollen, lernen und nie aufs Spiel setzen. Frieden bedarf der Pflege und der Wachsamkeit, damit er nie für angeblich höhere Interessen geopfert wird. Vergessen wir nie: Der Krieg beginnt nicht auf den Schlachtfeldern, sondern immer in den Gedanken, Gefühlen und Worten der Menschen. Unsere Gedanken sind nie neutral und unsere Sprache verrät immer, was wir denken. Es gibt keine Siege durch Krieg, Nationalismus, Verachtung für andere Völker, Sprachen und Kulturen. Wenn ein Krieg endet, gibt es immer nur Verlierer! Wir bitten heute um den Wunsch nach Einheit in der Vielfalt – hier in Südtirol, aber auch im gemeinsamen Europa, wo sich verschiedene Kulturen begegnen und gegenseitig bereichern.“

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