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Roaternst – Lachet in Frieden

Die vier Clowns der Kühne Ü Bühne: Einigermaßen schwarzer Humor aus dem Überetsch.

Mit dem Clownstück „Roaternst – Lachet in Frieden“ hat die Kühne Ü Bühne im vergangenen Jahr einen Theaterhit gelandet. Jetzt geht sie in Zusammenarbeit mit dem Verein Comedicus auf Tournee. Ein Gespräch mit dem Präsidenten des Vereins Erich Meraner.

 Tageszeitung: Herr Meraner, mit dem Clownstück „Roaternst – Lachet in Frieden“ hat die Kühne Ü Bühne im vergangenen Jahr einen veritablen Erfolg gelandet.  Ist der Titel „Roaternst“ von „Toaternst“ abgeleitet?

Erich Meraner: „Roaternst“ wurde von Autor und Regisseur Christian Mair bewusst als Gegenpol zu „Toaternst“ gewählt. Todernst sollte das Leben nie sein. Das „Roat“ der Nase verbindet im Titel sofort Tragik und Komik und die Zuschauer können sich darauf einlassen kann, dass es an diesem Abend um den Tod geht.

Das Stück serviert „einigermaßen schwarzen Humor aus dem Überetsch“. Ist das Überetsch mit schwarzem Humor gesegnet?

Erich Meraner: Die rote Nase hilft, dass man Themen ansprechen kann, die man lieber nicht ansprechen möchte.

Ich kenne die Kühne Ü Bühne schon lange, war ich doch genau vor 20 Jahren ihr Regisseur. Die Leute, die ich kennenglernt habe, können viel über sich selbst lachen, das ist ein Geschenk. Ob das schwarzer Humor ist, kann ich nicht beurteilen. In diesem Stück soll der Humor zum Nachdenken verleiten.

Im Mittelpunkt der Geschichte zum Thema Tod stehen vier Clowns und ein Sarg. Lachen die Clowns sich ins Jenseits oder was bekommen die Zuschauer zu sehen?

Es ist die Mischung, die dieses Stück so sehenswert macht: es sind lustige, absurde Szenen, die eben nur Clowns erleben, gemischt mit sehr persönlichen Monologen, von Menschen, die viel mit dem Tod zu tun haben oder hatten, beruflich oder privat bedingt. Das Ganze wird dann gespickt von drei genialen Musikern, die eigens adaptierte Lieder mit den Clowns zum Besten geben.

Clowns sind, das weiß jedes Kind, tieftraurig. Eignen sie sich deshalb, dem Tod seine Traurigkeit zu lassen und gleichzeitig, ihn nicht ganz so ernst zu nehmen?

Ja, das würde ich so sehen. Die rote Nase hilft sehr, dass man Themen ansprechen kann, die man sonst nicht ansprechen möchte.

Christian Mairs Stück basiert auf Interviews mit Krankenpflegern, Ärzten, Patienten und Familienangehörigen. Welche Geschichten erzählen sie und ist denen zum Lachen zumute?

Es sind sehr persönliche, berührende Geschichten, die sicherlich nicht zum Lachen bringen. Sie hinterlassen aber einen Hoffnungsschimmer mit Erinnerungen an schöne Momente, die man mit Menschen erleben durfte und an diesem Abend mit uns geteilt werden.

Als Präsident des Vereins Comedicus wissen Sie, dass Humor ein guter Helfer sein kann, wenn es ums Sterben geht. Stimmt das wirklich, oder ist das ein Klischee?

Das stimmt sicher. Wir sind manchmal auch bei Sterbebegleitungen dabei und haben da sehr positive Rückmeldungen von den Altenheimen, sei es, dass die Angehörigen oft erst richtig weinen können oder Sterbende ganz ruhig atmen. Es ist schwer, diese Momente zu beschreiben, man muss sie erleben. Auch deshalb ist mir diese Tournee eine Herzensangelegenheit.

Die Inszenierung geht jetzt in Zusammenarbeit mit dem Verein Comedicus auf Tournee. Allerdings nicht in Spitälern und Altersheimen. Warum?

Das wäre logistisch und auch künstlerisch nicht denkbar gewesen. Es ist ja ein Theaterstück mit Bühnenbild, Musik, Scheinwerfer usw. Wir haben dafür auch bewusst kleine Theaterkeller gewählt, damit die intime Atmosphäre zwischen Darsteller:innen und Zuschauern so wie letztes Jahr bleibt.

Während der Pandemie mussten die Clowns von Comedicus ihre Arbeit in den Spitälern aussetzen. Online aber waren sie im Dienst. Hat das funktioniert?

Ja, wir hatten fast 300 Online-Besuche: viele Kinder zu Hause, aber auch Senioren in den Altenheimen in ganz Südtirol konnten im interaktiven Spiel sehr gut vom grauen Alltag abgelenkt werden. Auch heute noch kann man uns online „buchen“. Natürlich sind diese Besuche selten, aber sie finden immer noch statt, zum Beispiel im Krankenhaus Bozen, das wir ja immer noch nicht besuchen können.

Interview: Heinrich Schwazer

 

Roaternst – Lachet in Frieden

Nach dem letztjährigen Erfolg des Clownstücks „Roaternst – Lachet in Frieden“ geht die Kühne Ü Bühne in Zusammenarbeit mit dem Verein Comedicus auf Tournee. Unter der Regie von Chris Mair spielen Antonietta De Santis, Eva Marini, Almut Sparer und Verena Weiss. Musikalische Untermalung von den Kübtunes: Nick Barbolini, Gerhard Sölva und Alex Walli.

Aufführungen:  Eppan, Lanserhaus, am 28. 29. und 30. Oktober; Klausen, Kapuzinerkeller, am 4. 5. und 6. November und Schlanders, am 8. November. Beginn jeweils 20:30 Uhr. Kartenvorverkauf beim Tourismusverein Eppan unter der Telefonnummer 0471 662206

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