Das Freilandlabor
Smarte Landwirtschaft: Im Versuchszentrum Laimburg wurde das erste Freilandlabor für Obst- und Weinbau in Südtirol eröffnet.
Ein digitales Freilandlabor für Obst- und Weinbau, auch bekannt unter dem Kürzel LIDO (Laimburg Integrated Digital Orchard), wurde im Rahmen einer Pressekonferenz und eines Open Day am Versuchszentrum Laimburg eingeweiht.
Ziel des smarten, innovativen und nachhaltigen Freilandlabors ist es, Innovation im Bereich der Digitalisierung und Robotik in der Landwirtschaft voranzutreiben. Ab heute steht das LIDO Unternehmen und Forschungseinrichtungen zur Verfügung, um bestehende und neue Technologien unter praxisnahen Bedingungen einsetzen, prüfen und der Öffentlichkeit demonstrieren zu können. LIDO wurde vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE 2014–2020, „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung“) finanziert.
In vielen Bereichen der Industrie finden Digitalisierung und Robotik bereits seit Jahrzehnten Verwendung. In der Landwirtschaft, insbesondere bei Raumkulturen wie Apfel und Wein, erwarten sich Fachleute in diesem Sektor große Innovationen und viel Potential. Denn Digitalisierung und Robotik können eine nachhaltige, wissensbasierte Produktion und eine schonende Nutzung der Ressourcen unterstützen, um die Landwirtschaft für die Herausforderungen der Zukunft zu rüsten. A
us diesem Grund hat sich das Versuchszentrum Laimburg in einem seiner fünf Forschungsschwerpunkte bis 2030 dem Thema „Digitale Innovation und smarte Technologien“ verschrieben.
Zahlreiche Projekte und Tätigkeiten rund um Digitalisierung, Big Data, nicht-destruktiver Qualitätsbestimmung, Automatisierung und moderne Züchtungstechnologien tragen zur Umsetzung dieses Schwerpunktes bei. Vor diesem Hintergrund hat das Versuchszentrum zwei Freilandlabors für den Obst- und Weinbau errichtet, die heute, 26.10.2022, im Rahmen einer Pressekonferenz und eines Open Day für Stakeholder eröffnet wurden.
„Ziel der Freilandlabors LIDO ist die Erforschung und Förderung von Innovation und Digitalisierung, um für aktuelle und zukünftige Notwendigkeiten gerüstet zu sein. Mit LIDO können Unternehmen und Forschungseinrichtungen bestehende und neue Technologien auf ihre Praxistauglichkeit testen und der Öffentlichkeit präsentieren. Damit stehen wir für eine smarte und qualitätsorientierte Lebensmittelproduktion ein, die effizienter, wirtschaftlicher und ökologisch nachhaltiger ist“, erklärte Michael Oberhuber, Direktor des Versuchszentrum Laimburg.
Auch Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler hat an der Eröffnung des Freilandlabors LIDO teilgenommen und ging in seiner Begrüßung auf die zunehmende Bedeutung der Digitalisierung und Big Data ein: „Mit diesen innovativen Freilandlabors ermöglicht das Versuchszentrum Laimburg den lokalen landwirtschaftlichen Betrieben, den digitalen Wandel aktiv mitzugestalten. Digitalisierung und Robotertechnik können die bäuerlichen Betriebe bei ihrer wertvollen Arbeit unterstützen und ihren Fortbestand sichern“, ist der Landesrat überzeugt.
„Wir haben hier am Versuchszentrum Laimburg ein Freilandlabor geschaffen, in dem wir in Zukunft neue Technologien validieren, demonstrieren und entwickeln. Wir wollen damit nicht unsere Landwirtinnen und Landwirte ersetzen, sondern ihnen durch neue Maschinen, Sensoren und Technologien eine Hilfestellung mit auf den Weg geben,” berichtete Walter Guerra, Leiter des Instituts für Obst- und Weinbau und LIDO-Projektleiter.
Was ist LIDO?
Automatisierte Bewässerungs- und Düngungssysteme, innovative Methoden des Pflanzenmanagements, die Integration von Sensortechnologien, stationäre Applikation von Pflanzenschutzmitteln sowie fortschrittliche Prognosemodelle und Entscheidungssysteme sind integrale Bestandteile von LIDO. Am Versuchszentrum Laimburg gibt es zwei dieser High-Tech Labors: Die digitalisierte Apfelanlage hat eine Größe von 0,65 Hektar und liegt im Talboden. Um eine möglichst lange Datenerhebung zu ermöglichen, steht hier die spätreifende Sorte Rosy Glow Pink Lady® in Reih und Glied.
Die Apfelbäume wurden im Guyot-Mehrachssystemen erzogen, das als roboterfreundlich gilt. Auch eine Ausgleichsfläche, die Lebensraum für verschiedene Arten von Flora und Fauna bietet, findet hier ihren Platz.
Das Freilandlabor für den Weinbau befindet sich in einem 0,4 Hektar großen Weinberg mit Terrassen und einer Neigung von 70 Prozent. Hier gedeiht die Sorte Chardonnay im Guyot-Erziehungssystem. Direkt vor Ort befinden sich 24 m2 Bürofläche, um die diversen Vorgänge zu überwachen und remote zu steuern.
Die gewonnen Daten fließen in ein Cloud-basiertes Managementsystem ein.
Stationäre Applikationsanlagen für einen nachhaltigen Pflanzenschutz
Beide LIDO-Freilandlabors verfügen über stationäre Applikationsanlagen von Pflanzenschutzmitteln, um eine zeitgerechte Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln und eine gezielte, umweltschonende Bekämpfung von Pathogenen und Schaderregern zu ermöglichen. Neu entwickelte, pulsierende Sprinkler mit geringer Durchflussmenge sollen die Abdrift sowie das Abfließen der Spritzbrühe reduzieren. Pflanzenschutzmittel sollten dank dieser Technologie gezielter und zeitgerechter ausgebracht werden können.
Bedarfsorientierte Wassernutzung dank Technologie
Zur Versorgung der Anlagen mit der wertvollen Ressource Wasser werden in LIDO verschiedene technische Ansätze für eine effiziente Bewässerung entwickelt, die sich am tatsächlichen Wasserbedarf der Pflanzen orientieren. Dazu gehören die Erfassung der Wasserverfügbarkeit im Boden mittels geeigneter Sonden und die Fernübertragung der entsprechenden Messwerte. Mithilfe von Tensiometern und Feuchtigkeitssensoren im Boden ist es möglich, den Wassergehalt des Bodens und den Wasserbedarf der Pflanzen zu ermitteln.
Über Magnetventile kann die Bewässerung bei Bedarf automatisch aktiviert werden. Einerseits kann dadurch die Ressource Wasser optimal und nachhaltig genutzt werden. Andererseits ist eine optimale Wassergabe auch für die Ertragsregulierung und die Fruchtqualität essenziell.
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