Das Dino-Dilemma
Das Ende einer Ära und eines zähen Rechtsstreits? In den kommenden zwei Jahren will Michael Wachtler sein Museum Dolomythos in Innichen zusperren.
von Silke Hinterwaldner
Michael Wachtler ist kein Duckmäuser. Ganz im Gegenteil. Er ist ein Mann, der gern seine Meinung sagt, obwohl er damit aneckt.
Damit aber nicht genug. Wachtler ist Erfinder und Besitzer des Museums Dolomythos im Herzen von Innichen. Dort stellt der Hobbyforscher all das aus, was er in den vergangenen Jahrzehnten finden und zusammentragen konnte. Fast alles: Denn einige seiner Fundstücke aus den Dolomiten sind beschlagnahmt worden, sie gelten als Kulturgut und lagern seitdem unter anderem im Keller des Naturmuseums in Bozen.
Das alles macht ihm zu schaffen. Nach jahrelangem Kampf, auch vor Gericht, sagt er jetzt: „Das Dolomythos-Museum in Innichen wird nach einer geordneten Übergabe innerhalb der nächsten zwei Jahre schließen.“ Warum aber jetzt so plötzlich?
Der Reihe nach:
Nach mehreren Gerichtsprozessen gegen die landeseigenen Museumseinrichtungen hat Michael Wachtler für Anwälte und Gerichte rund 150.000 Euro bezahlt. Die Verfahren sind noch nicht gänzlich abgeschlossen: Das Land fordert von ihm zusätzlich 350.000 Euro sozusagen als Entschädigung für den angerichteten Schaden. Dabei hat Michael Wachtler bei seinen Streifzügen durch die Dolomiten Dinge gefunden, die wahrscheinlich sonst niemand entdeckt hätte.
Die Frage aber bleibt: Darf er diese kulturhistorisch wertvollen Fossilien und Fundstücke dann in seinem privaten Museum ausstellen oder muss er alles abgeben, was er findet? Mehr noch: Darf er als neugieriger Privatmensch überhaupt danach suchen?
Spätestens nach diesen Gerichtsverfahren ist klar, dass wertvolle Stücke ein Allgemeingut darstellen. Sie gehören in öffentliche Obhut. Das hat auch der Richter in einem letzten Verfahren im Juli dieses Jahres festgestellt. Er hat dem Wachtlerosaurus ladinicus außerordentlichen wissenschaftlichen Wert beigemessen und verfügt, dass dieses Fundstück in das Museum Muse nach Trient gebracht werden muss.
Aber Finder Michael Wachtler wurde freigesprochen. Der Richter befand: „Wachtler Michael ist von der ihm vorgehaltenen Tat freizusprechen, weil die Tat keine strafbare Handlung darstellt.“
Aber eines der wichtigsten Ausstellungsstücke fehlt dem Museum Dolomythos nun. „Zumindest“, sagt Wachtler, „könnte man mir als Gegenleistung eine Kopie der Stücke zukommen lassen.“ Aber die Botschaft aus den öffentlichen Ämtern ist klar: Michael Wachtler bekommt nicht nur keine Kopie der Fundstücke, er soll auch mit der Forscherei aufhören.
Südtirol sollte genauso wie die Nachbarländer die Forschung besser regeln, sagt Wachtler. Er weiß freilich auch, dass er zwar mittlerweile 50 Bücher geschrieben und zahllose wissenschaftliche Aufsätze verfasst hat, aber dafür keinen echten Auftrag hat. Für ihn ist die Forschungsarbeit in den Dolomiten vor allem Berufung. „Aber es kann doch nicht sein“, sagt Michael Wachtler, „dass wir immer wieder mit Polizeieinsätzen beglückt werden, nur weil wir wertvolle Forschungsarbeit leisten, die nicht allen gefällt.“
Er will jetzt nicht mehr ständig vor Gericht streiten, sondern grundsätzliche Fragen klären: Die Landesmuseen könnte man wesentlich verbessern. Aber vor allem haben auch private Museumsinitiativen in der Peripherie ihre Berechtigung. „Man sollte aber endlich ganz klar sagen, ob man private Museen überhaupt noch möchte“, sagt Wachtler. Diese Frage soll in den kommenden zwei Jahren beantwortet werden, „ansonsten kann ich auch anderswo forschen“.
Das Dolomythos wird rege besucht, er ist zufrieden mit den Besucherzahlen, Wachtlerosaurus hin oder her. An einem einzigen Augusttag hatte das Museum heuer 800 zahlende Besucher eingelassen. „Wir kommen ohne Landesbeiträge aus“, sagt Wachtler, „und haben auch die Covid-Krise ohne Beihilfen durchgestanden.“ Umso weniger hat er Verständnis dafür, dass das Land ihm ständig Steine in den Weg legt.
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Kommentare (6)
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Das „Land Südtirol“ ist immer gut beim „Verhindern“.
Selbst kriegen sie nichts auf die Reihe. (Busse, Bahn, Sanität, Landesraumordnung …“
wichtigmacher
Da passt es wohl diversen, mit enormen Steuergeldern finanzierten „Forschungsinstituten“ mit wohlklingenden Namen und hunderten Pseudoforschern nicht in den Kram, wenn ein Einzelner mit Engagement, Einsatz und Wissen etwas auf die Beine stellt, von dem diese „Forscher“ im Landesdienst wohl nur träumen können……
robby
Kann es etwa daran liegen dass er nicht das SVP Parteikartl hat?
dn
Mich wundert es auch, wieso man dem Wachtler so auf die Nüsse tritt.
nobodyistperfect
Unsere Politiker haben aus der Ötzi Peinlichkeit immer noch nichts gelernt. Dafür werden ja Messners und die anderen Museen mit Millionen gefüttert.