„Schaut katastrophal aus“
In Salurn kämpft man seit mehreren Jahren gegen die Goldgelbe Vergilbung, dennoch breitet sie sich weiter aus. SBB-Ortsobmann Alex Tonini erklärt, warum die Bekämpfung der Rebkrankheit so schwierig ist – und was deren Ausbreitung für die Weinbauen bedeutet.
Die Zahl der befallenen Rebstöcke steigt jährlich exponentiell, im Unterland gibt es Anlagen, in denen beinahe jede fünfte Rebe Symptome der Goldgelben Vergilbung zeigt. Im Auftrag des Konsortiums Südtirol Wein wurde im August und September ein Monitoring durchgeführt, um Daten zur aktuellen Situation zu erhalten. Und die Ergebnisse dieser Erhebung bereiten den Verantwortlichen große Sorgen.
Besonders stark von der Goldgelben Vergilbung betroffen sind die Weinberge in und um Salurn. In Salurn wurden in beinahe allen kontrollierten Anlagen symptomatische Rebstöcke gefunden, in einem Weinberg waren sogar 19 Prozent der Reben auffällig – ab 20 Prozent muss die gesamte Anlage gerodet werden. „Es schaut in Salurn wirklich katastrophal aus“, sagt Alex Tonini, Ortsobmann des Südtiroler Bauernbundes in Salurn. „Wir machen alles, was wir können, wir roden befallene Reben, setzen alle vorgeschrieben Mittel gegen die Amerikanische Rebzikade ein, aber trotzdem breitet sich diese Rebkrankheit in gewissen Zonen rasant aus.“
Dass man dieser Krankheit so schwer beikomme, habe unter anderem damit zu tun, dass man infizierte Pflanzen nicht immer gleich erkennen könne, man aber nur jene Pflanzen roden könne, die Symptome zeigen. „Ich kann nicht wissen, ob die Pflanze daneben schon infiziert ist, weil sie bis zu fünf Jahre keine Symptome zeigen kann“, erklärt der Ortsobmann des Bauernbundes.
Salurn wurde schon vor drei Jahren – was die Goldgelbe Vergilbung anbelangt – als eine der ersten Gemeinden im Land zur rote Zone erklärt. Trotz zahlreicher Maßnahmen habe man die rasante Ausbreitung der Rebkrankheit bislang aber nicht eindämmen können. „Es gibt Zonen, wo die Verbreitung milder ausfällt, aber es gibt auch Zonen, wo Weinbau wirklich keinen Spaß mehr macht“, schüttelt Alex Tonini den Kopf. Er selbst habe eine gesamte Anlage roden müssen, und in einer relativ jungen Anlage nebenan immer wieder Reben entfernen müssen. „Die Anlagen sehen mittlerweile oft so aus, als hätten sie Zahnlücken, weil 20-30 Reben hintereinander fehlen“, sagt der SBB-Ortsobmann. Und neue Reben einzupflanzen, sei leider oft auch keine dauerhafte Lösung: „Wir finden auch bei diesen nachträglich gepflanzten Reben schon befallene, die dann wieder entfernt werden müssen“, erklärt Alex Tonini.
Für die Landwirte bringt diese Vergilbungskrankheit auch einen großen finanziellen Schaden. Zum einen wegen des Ernteausfalls der entsteht, wenn größere Flächen gerodet werden müssen, aber auch die Kosten einer Neuanlage schlagen zu Buche. „Man hat bei einer im 1. Jahr überhaupt keine Ernte, im 2. Jahr darf man die Hälfte ernten und im dritten Jahr hat man dann, wenn alles gut geht, wieder eine normale Ernte“, so Alex Tonini. Dazu kommen die Kosten für eine Neuanlage. „Wenn man 5.000-6.000 Pflanzen pro Hektar rechnet, die je zwischen 1,70 und 2,00 Euro kosten, dann kommt man allein auf rund 12.000 Euro an Pflanzmaterial, dazu kommen das Stützgerüst, die Arbeit usw.“ rechnet der SBB-Ortsobmann vor.
Förderungen gibt es keine, wenn man Reben aufgrund der Goldgelben Vergilbung roden muss. „Das Landesgesetz besagt nur, dass wenn ein Betrieb einen Ausfall von 35 Prozent hat, dann kann es zu einer Förderung kommen“, erklärt der SBB-Ortsobmann von Salurn. Diese 35 Prozent würden aber auf den Gesamtbetrieb berechnet und nicht nur auf die betroffenen Flächen. „Und wenn ein Bauer z.B. zwei Hektar Obstbau hat und einen Hektar Weinbau, im Weinbau wegen dieser Krankheit aber einen Totalschaden hat, dann erhält er trotzdem nichts, weil er nicht die 35 Prozent vom Gesamtbetrieb erreicht“, kritisiert Alex Tonini.
Aber warum ist gerade Salurn so stark betroffen? Zum einen erklärt sich Alex Tonini das mit der Sortenauswahl. Chardonnay sei z.B. sehr anfällig für diese Krankheit und eine der am weitesten verbreiteten Sorten in und um Salurn. Dazu komme die Nähe zum Süden. „Man weiß, dass die ersten Fälle dieser Krankheit in Italien in der Toskana gemeldet wurden und sich von dort aus verbreitet haben“, so Tonini.
Sollte man dieses Problem nicht bald in den Griff bekommen, dürfte es früher oder später auch für die Kellereien schwieriger werden, vermutet Tonini, da Erntemengen fehlen könnten. „Wenn diese Krankheit weiter so ausartet, wird sicher auch die Gesamtproduktion beeinträchtigt werden“, sagt der SBB-Ortsobmann, „und sollte man es nicht schaffen, die Verbreitung mit allen Mitteln einzudämmen, werden langfristig sicher auch Verluste für die Kellereien entstehen.“
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