Hohe Wellen
Rettungsversuche für die Cascade: Das Hallenbad in Sand in Taufers wird Ende des Jahres schließen, sofern kein zusätzliches Geld kommt. Im Landtag wird darüber diskutiert.
von Silke Hinterwaldner
„Kein Liegestuhl mehr frei, kein Wasserbett leer, Aufgüsse am Nachmittag doppelt Birke und Tanne, rund 150 Besucher, Kinder, Frauen, Männer, Jugendliche, Einheimische und Gäste. Und eine solche Struktur, eine der schönsten weit über Südtirol hinaus, soll geschlossen werden? Vor allem die Entscheidungsträger sollten sich die nächsten Wochen und Monaten in die Cascade begeben, damit sie mindestens wissen, was sie zusperren, denn es sind wenige davon dort zu sehen. Es geht hier auch um Menschen, nicht nur um Zahlen. So wie alles wird auch diese Energiekrise wieder vorbeigehen. Ich hoffe nicht, dass wir danach unseren Kindern erzählen müssen, dass die Cascade dieser zum Opfer gefallen ist und sie deshalb nicht mehr schwimmen lernen können.“
Diese Zeilen schreibt ein Mann aus Sand in Taufers, der in der jüngsten Vergangenheit die Diskussionen um die drohende Schließung des Hallenbades verfolgt hat.
Das heißt: Mit Ende des Jahres wird die Cascade schließen – wenn nicht doch noch aufgrund einer wundersamen Fügung irgendwoher Geld kommt, das den Betrieb auf mehrere Jahre garantiert.
Das Hallenbad hat bereits beim Bau vor zwölf Jahren ein riesiges Loch in die Gemeindekasse gerissen, die Energiekrise tut noch das ihre dazu: 1,1 Millionen Euro Verlust muss die Gemeinde stemmen. Geld, das sie eigentlich gar nicht hat.
Entsprechend gegen die Wellen weniger in der Cascade selbst als vielmehr außerhalb des Bades hoch. Das weiß auch Maria Elisabeth Rieder, Abgeordnete des Team K und selbst Cascade-Besucherin. „Bei mir gehen zahlreiche empörte Meldungen ein“, sagt sie, „die Menschen wünschen sich, dass die Cascade offenbleibt.“ Schwimmkurse für Schulkinder, Wellnessangebote für kleine Hotels und Pensionen, Bewegung für alle: Die Cascade ist in diesem Sinne auch ein sozialer Dienstleister. Aber die Struktur scheint nicht mehr finanzierbar.
Maria Elisabeth Rieder hat einen Antrag eingebracht, der in der Haushaltsdebatte im Landtag behandelt werden soll. Für die Artikeldebatte hat sie einen Landesgesetzentwurf vorgelegt, in dem es heißt:
„Öffentliche, vorwiegend durch Gemeinden und Bezirksgemeinschaften finanzierte Strukturen und Hallenbäder erfüllen unumstritten einen sozialen Zweck. Die immens gestiegenen Energiekosten können allein von den Gemeinden und Bezirksgemeinschaften nicht getragen werden.“
Es schiene daher angemessen, diese Strukturen finanziell zu unterstützen.
Bisher hatte die Landesregierung eher verhalten reagiert als es um Finanzspritzen für Hallenbäder ging. Aber die Energiekrise spitzt sich zu und nicht nur die Cascade, alle Bäder tun sich jetzt sehr schwer.
Im Tauferer Ahrntal kommt die leidvolle Geschichte rund um die Entstehung des Bades zu tun: Die Cascade wird zwar gern besucht, vor allem von Ahrntalern, aber die finanzielle Last muss Sand in Taufers alleine tragen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt:
Der Landeshauptmann hatte im Sommer angekündigt, dass man bereits in Vorbereitung für die Unterstützungsmaßnahmen der Bäder sei. Nun gilt es abzuwägen, wie viel im Haushalt dafür abgezwackt werden kann.
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Kommentare (10)
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andreas
Wenn die Schließung für die Tourismustreibenden so relevant ist, hindert sie ja niemand daran, den Laden zu finanzieren, sie profitieren ja davon, wenn sie damit Werbung machen können und selbst kein Wellnes haben.
Wenn die Kosten zwischen denen und ein paar Gemeinden im Einzugsgebiet aufgeteilt werden, sollte es doch machbar sein.
Wobei, eigentlich sollte es in die Gästekarte integriert werden, laut Alfreider, Schuler und Pinzger soll das ja ein gutes Geschäft für die Allgemeinheit sein.
cosifantutte
Die Schliessung markiert nur das Ende einer Ära, die der billigen fossilen Energie. Es wird nicht die letzte Einrichtung sein, der dieses Schicksal blüht. Der Massentourismus wird folgen.
tiroler
Man kann den Schritt nicht größer machen als es die Füße erlauben.
Dass soll allen klar sein. Das Projekt war von Anfang an eine Katastrofe unter den damaligen Bürgermeister Innerbichler. Es gibt ja in unmittelbarer Nähe in Reischach eine Struktur. Besser man lastet diese aus. Das Cascade ist sofort zu schliessen. Es wurden schon zu viele Millionen verbrannt. Dazu noch die horrenden Energiekosten. Mit dem eingesparten Geld soll die Gemeinde bedürftigen Bürgern helfen
treter
Ich würde den ehemaligen Bürgermeister Innerbichler und den damaligen Gemeindeausschuss zur Kasse bitten!!!
fakt60ist
keinpolitiker hat es super erklärt. In anbetracht der Tatsache, was uns Bürgern in Zukunft noch alles blühen wird, kann man nur hoffen, dass die Landesregierung an die Bürger denkt, die bis jetzt für diesel Millionenloch umsonst bezahlt haben. Hallenbäder, sind immer nur defizit Betriebe, dass sollte den Bürgern mal erklärt werden. Die Zeiten sind vorbei, wo wir uns solche Millionengräber leisten können. Besser wäre da noch, man errichtet aus der Bp.der Cascade einen Erdäpfelacker. Wenn dieses Millionengrab aber wiederum nur wegen des Tourismuswesens ein paar Monate lang gerettet wird , dann sollen es bitte diejenigen finanzieren ,die den größten Nutzen daraus ziehen. Die Landesbeiträge sind ja ohnehin schon zur genüge dort hin geflossen. Wir kleinen Bürger haben die Brieftaschen ohnehin schon leer, Ihr meine lieben Genossen die nur mehr an sich denkenden.
netzexperte
@fakt60ist und schon wieder einer, der nicht vesteht, dass der Tourismus so ziemlich alles (mit-)finanziert.
Stellt doch bei den Reiner Wasserfällen eine Turbine auf, legt das Kabel bis zur Cascade und das (Energie-)Problem ist gelöst. Rom muss ja nichts davon mitkriegen 🙂
foerschtna
Nachdem es ja vorwiegend die Sandner Bürger sind, die mit ihren hohen IMU-Sätzen und dem lokalen Irpefzuschlag die Cascade mitfinanzieren, könnte man ja diese in einer Volksabstimmung fragen, ob sie für oder gegen die Schließung sind. Denn alle Macht geht vom Volke aus, wie es in der italienischen Verfassung ja so schön heißt.
hallihallo
nur weil die rieder cascade-besucherin ist, muß man es nicht unbedingt retten.
die investition war von anfang an eine katastrofe. reichschach ist ja wirklich nicht weit.