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Triangle of Sadness

Männliche Models verdienen weniger. Hier mit dem Gesicht für teure Mode

Ruben Östlunds letzter Film zählt zu denen, die mich nicht gleich wieder loslassen. Und das hat seine Gründe.

von Renate Mumelter

Ob der Stein am Ende des Films das zertrümmert, was er zertrümmern sollte, bleibt offen. Der Stein hätte die Aufgabe, ein besseres Leben zu bringen. Offen bleibt nur die Frage, wie dieses bessere Leben geht.

Schön

Alles beginnt mit einem Casting für hübsche männliche Models. Ernst und herablassend dreinschauen sollen sie, wenn es um teure Labels geht. Das Lächeln ist für Billigmode reserviert und das Triangle of Sadness muss auf jeden Fall geglättet werden. Dieses traurige Dreieck liegt zwischen den Augenbrauen und kommt vom Nachdenken, Traurigsein, Zweifeln. Die plastische Chirurgie entfernt es mit Botox.

Beim Ansehen des Östlund-Films wird diese Falte tiefer, denn der Film ist traurig, er ist hoffnungslos, er ist aber auch realistisch und er ist lustig. Offen bleibt, ob das Lachen an den Stellen, wo es hervorbricht, angebracht ist. Und genau das macht den Film aus.

Geld

Vordergründig geht es um Geld. Es geht um die Welt der Reichen und Schönen, die Modewelt, Menschen auf einer Superluxuskreuzfahrt, aber auch um das Personal dort und um die Natur. Die lässt sich nämlich nach wie vor nicht kaufen. Es geht also ums Überleben.

Als auf hoher See ein Unwetter ausbricht, kotzen die Reichen ihr Käp’tnsdinner durch die Gegend. Resistent sind nur das Personal sowie der Kapitän Thomas und der Russe Dimitri, der mit dem Handel von Scheiße (Dünger) steinreich wurde. Die Widerstandsfähigkeit der beiden spiegelt sich in einem Saufgelage, bei dem sich der russische Kapitalist und der sozialistische Kapitän Zitate an den Kopf werfen. Das Marx-Zitat „Der letzte Kapitalist, den wir aufhängen, wird derjenige sein, der uns das Seil verkauft hat“ ist eins von den vielen. Und später taucht „How the World Works“ von Noam Chomsky auf dem Schreibtisch des Kapitäns auf. Warum er zum Säufer geworden ist, bleibt offen.

Schiffbruch

Der Sturm legt sich, das Personal putzt Kotze und Scheiße weg, alles bestens. Aber es tauchen Piraten auf. Sie werfen eine Handgranate, und die rollt dem „Feinmechaniker“ vor die Füße. Der Hatte beim Dinner stolz von der Quelle seines Reichtums erzählt – Handgranaten. „Ist das nicht eine von den unseren“, fragt seine Frau und: Wumms.

Es folgen Schiffbruch, das Stranden auf einer einsamen Insel und dschungelcampmäßig der Kampf ums Überleben. Darin bewährt sich nur die Schiffsklofrau. Sie richtet ein Matriarchat ein und versucht, ihr persönliches Überleben zu sichern bis eine weitere sehr überraschende Wendung eintritt.

Verunsicherungsanstalt Kino

In Cannes gewann „Triangle of Sadness“ die Goldene Palme, trotzdem gab es Rezensionen, denen der Film zu destruktiv ist, weil er keine Vorschläge bringt. Gerade so als ob das Kino eine Erziehungsanstalt wäre.

Mir ist das Kino als Verunsicherungsanstalt lieber, und das funktioniert bei Östlund hervorragend. Kaum hatte ich mich genussvoll grinsend über die Blödmänner (und -frauen) auf der Leinwand in den Kinosessel gelehnt, setzten die Zweifel ein. Zweifel darüber, ob ich genüsslich Grinsende wirklich zu den Guten zähle.

Noch eins: Östlund kann Film. Rhythmus, Musik, Schauspiel und Bilder stimmen. Einem nachhaltigen Kinobesuch steht also nichts im Wege. Ich empfehle die OmU-Fassung am Montag.

Filmtipps:

„Three Nights a Week“ erzählt von Baptiste und der Welt der Drag Queens (20.30h) und „Beating Sun“ inszeniert die Versuche von Max, der mehr Grün ins Stadtinferno von Marseille bringen will (18H). Beide nur MO.

„Anima. Die Kleider meines Vaters“ läuft in der Reihe Female Views und erzählt von Uli, die einen Koffer des Vaters mit Frauenkleidern erbt.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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