Fall für den Staatsanwalt
Die Staatsanwaltschaft hat die Namen des Landtagsabgeordneten Manfred Vallazza und des Wengener Bürgermeisters Angel Miribung ins Ermittlungsregister eingetragen. Landesrätin Waltraud Deeg bestreitet indes, im Fall Vallazza Druck ausgeübt zu haben.
von Artur Oberhofer
Dass der Fall nicht nur politisch, sondern jetzt auch juristisch brisant ist, belegt der Umstand, dass Waltraud Deeg zum Gesprächstermin mit der TAGESZEITUNG mit „Begleitschutz“ erscheint.
Paula Bacher fungiert als „Aufpasserin“.
Waltraud Deeg kommt dann gleich zur Sache. Im Fall Manfred Vallazza, so die Landesrätin, habe es „nie eine Sonderbehandlung“ gegeben (siehe dazu auch den Kasten).
Im Fall Manfred Vallazza gab es in den letzten Tagen einen Paukenschlag.
Die Namen des SVP-Landtagsabgeordneten und Bauernvertreters Manfred Vallazza und des Wengener Bürgermeisters Angel Miribung sind in das Ermittlungsregister eingetragen worden.
Jetzt überprüft also auch die Staatsanwaltschaft, ob es im Fall Vallazza eine Wettbewerbsverzerrung und/oder einen Amtsmissbrauch gegeben hat.
Auslöser der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind die Enthüllungen des Nachrichtenportals Salto.bz und der TAGESZEITUNG sowie das Aufsehen erregende Urteil des Bozner Verwaltungsgerichts (mit dem Aktenzeichen 214/22).
Die Verwaltungsrichterin Margit Falk Ebner war zu dem Schluss gelangt, dass bei der Immobilienoperation in Wengen nicht das öffentliche, sondern das private Interesse des ursprünglichen Grundbesitzers Manfred Vallazza im Vordergrund gestanden habe.
Der öffentlichen Hand sei dadurch ein Schaden von rund 100.000 Euro entstanden.
Mit dem Urteil erkannte das Verwaltungsgericht die Verfügung des Amtes für Wohnbauförderung als völlig rechtens an, das die Rückzahlung an die Gemeinde Wengen von 50 Prozent der Enteignungsentschädigung an das Land abgelehnt hatte.
Inzwischen hat die Gemeinde Wengen das Geld – es sind laut hinterlegter Klageschrift insgesamt 83.151,25 Euro – von den zwei Häuslebauernzurückverlangt.
Wie Salto.bz in dieser Woche berichtete, haben inzwischen der Cousin von Manfred Vallazza, Daniel, und Monica Vallazza, die Schwester des SVP-Landtagsabgeordneten gegen das Urteil des Bozner Verwaltungsgerichtes Rekurs eingelegt.
Der in der Klageschrift zitierte angebliche finanzielle Schaden von rund 83.000 Euro ist der Legitimationsgrund dafür, dass sich Daniel und Monica Vallazza nun in das ursprünglich von der Gemeinde Wengen gegen das Land Südtirol angestrengte Verfahren vor dem obersten Verwaltungsgericht einlassen können.
Die Gemeinde selbst, so hat Wengens Bürgermeister Angel Miribung mehrmals erklärt, wolle gegen das Falk-Ebner-Urteil nicht rekurrieren.
Die Schwester und der Cousin des SVP-Politikers Manfred Vallazza haben für den Gang vor den Staatsrat mit dem römischen Verwaltungsrecht-Experten Andrea Manzi ein Schwergewicht engagiert. Manzi wird vom Brunecker Anwalt und ehemaligen SVP-Chef im Pustertal, Dieter Schramm, flankiert, in dessen Kanzlei auch ein gewisser Franz Complojer arbeitet.
Franz Complojer ist eine der Schlüsselfiguren im Fall Manfred Vallazza.
Complojer war nämlich 15 Jahre lang Bürgermeister in der Gemeinde Wengen und gilt als der Erfinder und Architekt des Tricks mit den Mikro-Wohnbauzonen.
In Franz Complojers Amtszeit wurden allein in Wengen mindestens 20 solcher Mikrozonen ausgewiesen, darunter auch die zwei Zonen auf den Grundstücken Manfred Vallazzas im Weiler Cians.
Die Kanzlei Schramm war bereits im Jahr 2015 mit drei Rekursen am Verwaltungsgericht abgeblitzt. Damals ging es um die Erweiterungszonen „Rozò“ und „Pice Ju“ in St. Martin in Thurn und um die Wohnbauzone „Teala“ in Wengen.
In diesen Fällen, die – mit dem Unterschied, dass es in den drei Fällen nur um ein Wohnhaus ging – gleich gelagert sind wie der Fall Vallazza, kam das Bozner Verwaltungsgericht zum Schluss, dass nicht öffentliche, sondern private Interessen bestanden hätten.
Das Gericht folgte der These des damaligen Direktors im Amt für WohnbauförderungMartin Zelger, der die Ansuchen der Gemeinden um den 50-Prozent-Anteil zur Baulandbeschaffung abgelehnt hatte.
Drei Jahre später wurden diese Urteile auch vom Staatsrat bestätigt und erlangten somit Rechtskraft. Vor diesem juridischen Hintergrund räumen Rechtsexperten dem Rekurs der Vallazza-Schwester und des Vallazza-Cousins vor dem Staatsrat wenig Chancen auf Erfolg ein.
Auf politischer Ebene steht der Fall Vallazza auf Standby.
Die SVP-Leitung hat am Montag die Suspendierung Manfred Vallazzas von allen Parteiämtern um 45 Tage verlängert.
Die ursprüngliche Strategie der SVP hatte darin bestanden, den Fall Vallazza zu einem Kavaliersdelikt herabzustufen. Und zwar sollte Wohnbau-Landesrätin Waltraud Deeg eine Liste von Südtiroler Gemeinden vorlegen, in denen der Mikrozonen-Trick auch angewendet wurde.
So ganz nach dem Motto: Der gute Vallazza aus Wengen habe nur das getan, was alle getan haben.
Diese Liste liegt bis heute nicht vor.
Ein hoher Parteifunktionär sagt im Hintergrundgespräch: „Jetzt dem Vallazza eine Generalabsolution zu erteilen, wäre gefährlich, weil wir ja nicht wissen, wie der Fall vor Gericht ausgeht.“
Das Parteivolk hat indes – wie Paula Bacher gestern erfahren musste – die Nase voll von der Landespolitik. „Heute beim Kaffeetrinken“, erzählt die Eisacktaler Landtagsabgeordnete, „hat mich eine Frau angesprochen und gesagt, sie wähle sicher nicht mehr die SVP, die Politiker seien alle die gleichen; auf meine Frage, was sie konkret auszusetzen habe, sagte sie: Der Fall Vallazza …“
LESEN SIE MORGEN AUF TAGESZEITUNG ONLINE:
- Was LRin Waltraud Deeg zum Fall Vallazza und auf die Frage, ob sie politischen Druck ausgeübt habe, sagt.
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Kommentare (19)
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pingoballino1955
Das wird noch interessant,wie man der Staatsanwaltschaft,WAS verkleckern will? und wie sich Frau Deeg SVP mässig aus der Affäre ziehen will,und mit welchen Argumenten??
robby
Bei diesen ganzen juristischen Problemen die unsere SVP Politiker am Hals haben ist es natürlich verständlich dass die sich um die ganzen Probleme der Bürger nicht auch noch kümmern können. Außer der Landeshauptmann. Aber der schwebt lieber auf der großen weltpolitischen Ebene in den USA und in Brüssel
gulli
War da nicht mal jemand, der gesagt hat, sollte offiziell ermittelt werden, dann tritt er zurück?
robby
@gulli, was kümmert einen SVP Politiker sein Geschwätz von gestern?
romy1988
Nie eine Sonderbehandlung gegeben? Liebe Frau Deeg, das glauben Sie doch wohl selbst nicht. Schlechtes Gewissen?
criticus
Die SVPler bekommen keine Sonderbehandlung?
Frau Deeg, wie war es dann mit Ihren „Bauernhof“??
exodus
Hoffentlich verschwindet dieses hämische Lächeln bald vom politischen Bildschirm!!……
tiroler73
Hr. Vallazza ist eine reine Katastrophe und die Partei hilft beim aussitzen. Gottseidank lässt sich die Staatsanwaltschaft nicht so verarschen wie die Leute die eine solche Partei wählen.
fliege
@tiroler
Hoffentlich…….
schwarzesschaf
Herr Leiter Reber und handeln sie nun wie bei Frau Ladurner, ach ja es ist ja ein armer Bauernfreund.
bettina75
RÜCKTRITT!!!
Frage:“ Ist ein Dieb unschuldig, weil auch andere stehlen ?“
rumer
@bettina
Vallazza ist kein Dieb, wenn etwas illegal war, dann die Aktion der Gemeinde.
schwarzesschaf
Hat er aber nicht gesagt, wenn es offizielle ermittlungen gibt tritt er zurück
exodus
@rumer An Ihren Äußerungen erkennt man, dass Sie von den Unterstützungen, die unseren Bauern zugute kommen, gut leben können und darauf auch noch bestehen, mit Recht oder Unrecht.
rumer
@exodus
du liegst komplett daneben, ich lebe nicht von der Landwirtschaft und schon gar nicht von den Beiträgen.Und vor allem bin ich nicht pro SVP, sondern kompett gegen diese EsseVuPi.
Aber ich mag es nicht, wenn ungerechtfertigterweise über einen Menschen hergezogen wird. Oberhofer hat sich hier mit seinem linksgrün-kommunistischen Denken komplett verrannt. Dass die SVP leidet……da hält sich mein Mitleid in Grenzen.
george
‚rumer‘ lebt wohl im geistigen Nirwana, wenn er meint Oberhofer im linksgrün-kommunistischen Milieu einreihen zu müssen.
Warum schießen Sie so häufig daneben? Was ist los in deinem Kopf?
dn
Wenn hier wirklich „nur“ verbogenes Recht vorliegt, dann ist gegen dieses Rechtssystem zu ermitteln. Die Opposition verdächtig ruhig!
rumer
@dn
die Opposition hat den Fall analysiert und verstanden, dass Vallazza nichts unrechtes getan hat. Es ist ein Deeeeeehhhhnen von Gesetzen, veranstaltet von gar einigen Bürgermeistern Ladiniens. Nicht mehr und nicht weniger.
schwarzesschaf
@rumer sicher der Bauernkollege Leiter Reber der beim heuen hilft wird bestimmt nicht krähen und seine partei bestimmt nicht wenn er es verbietet