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„Das Aus für unsere Minderheit“

Roland Seppi

Der Südtiroler Schützenbund stellt „mit Bedauern“ fest, dass Südtirols Autonomie derzeit nicht nur einem harschen nationalistischen Wind aus Rom ausgesetzt ist, sondern autonomiepolitische Aufweichungen in Südtirol immer häufiger hausgemacht sind.

Der Südtiroler Schützenbund schlägt Alarm:

„Nationalistische Kräfte, immer öfter aber auch interethnische und linke Bewegungen, arbeiten mit Nachdruck daran, zentrale Pfeiler unserer Autonomie zu untergraben. Eine Landespolitik, die hier nachgibt, gefährdet unsere Zukunft als österreichische Minderheit deutscher und ladinischer Sprache und Kultur im fremden Nationalstaat Italien. Eines muss an dieser Stelle festgehalten werden: Es ist absolut untragbar, wenn Vertreter des Staatsvolkes, egal ob links oder rechts, unter fadenscheinigen Argumenten den Minderheitenschutz in Südtirol in Frage stellen wollen“, so heißt es in einer Aussendung des Schützenbundes.

Der SSB spart nicht mit Kritik an der lokalen Politik.

Ob beim Fremdsprachenunterricht oder beim Proporz: Anstatt die Personalprobleme in der Sanität, bei Ärzten oder bei Busfahrern praktisch und effektiv mit Hausverstand zu lösen, würden ein ums andere Mal Prinzipien des Minderheitenschutzes leichtsinnig in Frage gestellt. „Am liebsten würde der Proporz ganz abgeschafft. Dass das für unsere Minderheit das Aus bedeutet, wird von diesen Kräften bewusst unterschlagen“, so der Südtiroler Schützenbund.

Stellen der Sanitätseinheit werden reihenweise unter Missachtung des Proporzes und selbst unter Missachtung des Gebrauchs auf Muttersprache ausgeschrieben.Hier vollziehe sich eine schleichende Italianisierung. Konzepte, um Südtiroler Ärzte im Ausland wieder ins Land zu locken, habe diese Landesregierung hingegen nicht.

Das Lohngefälle sowie die Arbeitsbedingungen seien in Südtirol im Sanitätsbereich nicht konkurrenzfähig. Entgegen der ständigen Versuche, das muttersprachliche Prinzip, den muttersprachlichen Unterricht, den Proporz und die Ansässigkeitsklausel zu untergraben, sei es längst an der Zeit, unsere Autonomie und unseren Minderheitenschutz zu stärken. Fakt ist, dass jene Kräfte, die sich „gemischtsprachig“ nennen, keine funktionierenden Konzepte auf Lager haben, damit italienische Beamte in Südtirol endlich zweisprachig sind, so der Schützenbund.

Der Immersionsunterricht sei ein ideologischer Flop. Die geplante Aufweichung der Autonomie sei als schleichende Italianisierung zu werten.

„Gegenüber Staatsbeamten bei Polizei, Finanz, Steuerbehörde, Post oder Militär ist nach wie vor kein Gebrauch der deutschen Sprache möglich. Hier werden autonomiepolitische Prinzipien tagtäglich mit Füßen getreten. Weder die interethnischen Kräfte, noch die Landesregierung haben offenbar vor, hier tätig zu werden, sondern sind nur daran bedacht, die Autonomie zu untergraben. Medizinische Befunde werden entgegen der gesetzlichen Regelungen durch die Sanitätseinheit nur in Italienisch herausgegeben, was einen klaren Verstoß gegen autonomiepolitische Minderheitenrechte darstellt. Dem Schützenbund liegt ein Schreiben vor, worin selbst die Amtsdirektorin für Landessprachen und Bürgerrechte dieses Vergehen legitimiert. Unsere Rechte als Minderheit werden aus fadenscheinigen Argumenten und aus Bequemlichkeit aufgegeben, während letztlich immer die Staatssprache gewinnt. Aufseiten der Landesregierung und der Landesverwaltung besteht abseits von leeren Sonntagsreden offenbar kein Bewusstsein für autonomiepolitische Minderheitenrechte mehr“, so der Südtiroler Schützenbund.

Foto: SSB

„Aufweichungen des Proporzes sowie die Missachtung des muttersprachlichen Prinzips müssen in Südtirol auf die politische Tagesordnung! Wenn die Landesregierung dazu nicht in der Lage ist, brauchen wir eine Autonomie-Schutz-Kommission, welche sich umfassend und detailliert mit der Untergrabung unseres Schutzstatus befasst“, stellt Landeskommandant Roland Seppi abschließend fest.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (12)

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  • 2xnachgedacht

    habe und hatte mit dem schützenbund nie was am hut u wird auch so bleiben,-die aussagen des herrn seppi entsprechen trotzdem oder leider…der realität.

    • heracleummantegazziani

      Nein, sie entsprechen weder der Realität, noch dem Zeitgeist, noch den Erfordernissen der Gesellschaft. Minderheitenschutz ist nach wie vor ein wichtiges Argument, allerdings ist es nicht ertretbar, dass der Minderheitenschutz zu Ungleichbehandllung führt, oder noch schlimmer Dienste lahm legt. Es war einmal ein Aufholbedarf da, bzw. ein Ausgleich nötig, aber diese Zeiten sind vorbei.
      Minderheitenschutz muss eine Frage ausgleichender Gerechtigkeit sein, nicht eine Frage von Privilegien, wie es der SSB gerne hätte. Und auch nur deshalb, weil damit die Spannungen zwischen den Sprachgruppen erhalten bleiben, was das eigentliche Ziel des SSB ist.

  • regenwurm

    Die Schützen sind und bleiben Witzfiguren.

  • andreas1234567

    Hallo nach Südtirol,

    es ist eine erstaunliche Wandlung welche die Schützen in der öffentlichen Wahrnehmung in den letzten Monaten erfahren.
    Diese Medienplattform nehme ich ausdrücklich aus, hier haben immer auch Eva Klotz, ein Hobbymusikant in leitender Schützenposition oder offene Briefe der Schützen ihr prominentes Plätzchen gefunden..

    Lautstarke kunterbunte Truppen haben noch Ende Mai grosse Schützenveranstaltungen mit Geschrei und gespielter Empörung bearbeitet bis Schirmherrschaften zurückgezogen wurden und kaum sich jemand getraut hat auch nur privat so eine Veranstaltung zu besuchen.
    Im Zusammenspiel mit einem grösserem lokalem Medienhaus die es mit Niederschweigen und Ausgrenzen versucht haben.

    Wenn der neue Wind aus Rom etwas Gutes bewirkt dann die Erinnerung an das eherne demokratische Gesetz des anderen Meinung gern bis auf das Äusserste zu bekämpfen aber gleichzeitig sein Leben einzusetzen damit der andere seine unliebsame Meinung veröffentlichen darf.

    Die Schützen haben in dunkelsten Zeiten von Hysterie und Panik in einem offenem Brief um Ausgleich geworben und das Knüppelschwingen und Stiefelgeklapper einer enthemmten fremden Staatsmacht angeprangert.
    Was sich sonst niemand getraut hat..

    Im übrigen, die Jungschützen sind Mitglied im Südtiroler Jugendring, das passt den „Ausgrenzern“ vielleicht nicht ist aber so..

    https://schuetzen.com/2022/04/27/aufnahme-in-den-jugendring/

    Mehr Schützen und weniger Spinner war, ist und bleibt eine gute Idee in Südtirol

    Auf Wiedersehen dort..

  • artimar

    Zurrecht wird hier auf das Problem der Unverantwortlichkeit hingewiesen. Diese betrifft die einzig offiziell anerkannte Vertretung der Minderheitenbevölkerung in Italien insgesamt viel stärker als links-grüne Salonfaschisten in Bozen.
    Die meisten Südtiroler-innen hingegen dürften, ganz interethnisch übrigens, inzwischen verstanden haben, dass vom friedlichen Zusammenleben auf der Grundlage des sogenannten Gruber-De-Gasperi-Abkommens im Rahmen des Pariser Friedensvertrages und des europäischen Projektes, auch ein Gutteil ihrer wesentlichen Lebensvorteile gewonnen werden und nicht so sehr durch ihren röm. Nationalstandort.

  • dn

    Genau das ist die Aufgabe des SSB, nicht unbedingt mit Stopselgewehren rumballern.

    • heracleummantegazziani

      Nein der SSB ist unpolitisch, deshalb sollte er sich aus der Politik fernhalten. Es ist nämlich immer eine Debakel wenn sich jemand von denen politisch äußert.
      Erhalt des Brauchtums, das ist es worauf sich der SSB beschränken sollte.

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