Um ein Haar
Laut einer Studie der Uni Innsbruck besteht ein starker Zusammenhang zwischen der Schwere einer Depression und dem Gehalt des Stresshormons Kortisol in den Haaren.
von Artur Oberhofer
Die Studie hat in der Fachwelt für Aufsehen gesorgt. Weil sie die biologische Perspektive auf psychische Erkrankungen erweitert. Und: Weil durch die Entdeckung der Innsbrucker Forscher eine Depression künftig biologisch nachweisbar sein könnte.
Um was geht es konkret?
Über 5 % der Menschen leiden unter einer Depression.
In einer neuen Studie haben Wissenschaftler*innen um Alexander Karabatsiakis vom Institut für Psychologie der Universität Innsbruck nun einen starken Zusammenhang zwischen der Schwere einer Depression und dem Gehalt des Stresshormons Kortisol in Haaren beobachtet.
Die Messung des Haarkortisolspiegels könnte einen wichtigen Ansatz für personalisierte Medizin und auch in der Suizidprävention darstellen, die bei schweren Depressionen sehr wichtig ist.
Das Stresshormon Kortisol ist im menschlichen Körper an lebenswichtigen Vorgängen beteiligt. Bei psychischer Belastung, aber auch bei psychiatrischen Erkrankungen, wird es verstärkt ausgeschüttet und dabei unter anderem in den Haaren gespeichert.
Studien haben bereits gezeigt, dass Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, einen erhöhten Kortisolspiegel im Haar aufweisen können.
Die Forschungsgruppe um Alexander Karabatsiakis vom Institut für Psychologie der Universität Innsbruck verglich diese Daten nun auch mit Haarproben von Personen, die durch Suizid gestorben sind.
Hierbei wurden stark erhöhte Kortisolspiegel im Vergleich zu Personen mit und ohne Depressionen nachgewiesen.
Diese erste Beobachtung könnte neue Impulse im Bereich der Depressionsforschung, aber auch der Suizidprävention setzen, da Suizidalität besonders bei Menschen mit Depressionen eine sehr ernstzunehmende Komplikation darstellen kann.
Die Ergebnisse der Studie wurden im EPMA Journal veröffentlicht.
Gesundheitliches Monitoring über eine Haarprobe ist ein nicht-invasiver und kaum belastender Vorgang, der auch in Ordinationen oder in anderen Betreuungsmodellen durchgeführt werden könnte. „Wenn zum Beispiel Hausärzt*innen messen könnten, dass sich ein hormonelles Stresspotential im Körper abzeichnet, könnte man eventuell auch bei psychisch stark belasteten Personen ein potentielles Suizidrisiko erkennen und den medizinischen Fokus auf die Person entsprechend intensivieren, auch wenn Patient*Innen selbst keine Beschwerden berichten. Im Sinne der Prävention wäre damit schon sehr viel gewonnen, denn jeder Mensch zählt“, sagt Karabatsiakis.
Zur Durchführung der Studie wurden, nach Genehmigung durch die zuständige Ethikkommission, auch Haarproben aus der Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover genutzt. Aus ethischen Gründen war über die Haarproben von Personen mit Suizidhintergrund nichts weiter bekannt als Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index und dass eine Fremdeinwirkung als Todesursache ausgeschlossen werden konnte.
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