Straffreiheit für Krypto-Queen
Das Bozner OneCoin-Betrugsverfahren rückt der Verjährung näher: Das Verfahren gegen die Ruja Ignatova, die mittlerweile in die Top 10 der Meistgesuchten des FBI aufgestiegen ist, soll wegen Unauffindbarkeit unterbrochen werden.
von Thomas Vikoler
Das letzte Lebenszeichen, das die Krypto-Queen, wie sie manche nennen, hinterließ, ist ein Flug von Sofia nach Athen im Jahre 2017. Seitdem fehlt von Ruja Ignatova, 42, jede Spur.
Der Name der gebürtigen Bulgarin wurde im Juli vom FBI auf die Liste der zehn weltweit Meistgesuchten gesetzt, auch bei Europol liegt sie in dieser Rangliste weit vorn.
Dass die Gründerin der Krypto-Währung OneCoin am Mittwoch zur Vorverhandlung am Bozner Landesgericht nicht erschien, war also klar.
Sie wird in einem Strafverfahren der hiesigen Staatsanwaltschaft von einem Amtsverteidiger vertreten, alle Zustellungen gingen fehl.
Auf der Vorverhandlung am Mittwoch, der eine Rückverweisung der Anklage an die Staatsanwaltschaft aus formalen Gründen vorausgegangen war, sollte das Verfahren gegen die Hauptangeklagte Ruja Ignatova eigentlich abgetrennt und – wegen Unauffindbarkeit – unterbrochen werden.
Doch dazu kam es nicht. Nach einem Einwand von Marco Mayr, dem Anwalt der drei hiesigen Hauptverdächtigen, der Gebrüder Aron, Christian und Stefan Steinkeller aus Brixen, musste Richter Emilio Schönsberg die Vorverhandlung unterbrechen.
Der Verteidiger wies darauf hin, dass Schönsberg in der Untersuchungsphase Abhörungen zu OneCoin genehmigt hat. Eine klare Unvereinbarkeit über die Zulassung der Anklage zu entscheiden.
Nun muss die neue Gerichtspräsidentin Francesca Bortolotti den Fall wohl neu zuweisen. Er geht aller Voraussicht nach an ihre Vorgängerin Elsa Vesco.
Damit ergibt sich für die Angeklagten – neben Ignatova und den Gebrüdern Steinkeller ein halbes Dutzend Südtiroler, die OneCoin-Treffen organisierten – ein Zeitgewinn von rund einem halben Jahr.
Die ihnen vorgehaltenen Straftaten (einfacher Betrug und unerlaubte Berufsausübung) rücken unwillkürlich der Verjährung entgegen. Der Vorwurf des Aufbaus eines Pyramiden-Systems ist bereits verjährt, einfacher Betrug verjährt nach sechs Jahren.
Die letzten beanstandeten strafbaren Handlungen wurden im Jahre 2017 verübt.
Die Ermittler haben rekonstruiert, dass für Investitionen in OneCoin von hiesigen Banken elf Millionen Euro ins Ausland geflossen sind, 3.700 Südtiroler Investoren überwiesen insgesamt fünf Millionen Euro.
Einige der Geschädigten wollten sich gestern als Nebenkläger in das Verfahren einlassen, was wegen der Richter-Unvereinbarkeit nicht möglich war. Der Anwalt Martin Ohrwalder, der einen der Geschädigten vertritt, geht davon aus, dass es äußerst schwer sein wird, für seinen Mandanten finanziell etwas herauszuholen.
Und Verteidiger Marco Mayr betont, dass sich die Gebrüder Steinkeller aus dem Geschäft mit der Kryptowährung zurückgezogen hätten und im Ausland auf anderen Sektoren des Finanzwesens tätig seien.
Auch sie können wie die abwesende Krypto-Queen damit rechnen, straffrei aus dem Bozner OneCoin-Verfahren auszusteigen.
Dafür können sich bald einen Film zum Thema ansehen: Unter dem Titel Fake wird die Geschichte um OneCoin verfilmt – mit Kate Winslet in der Rolle der Ruja Ignatova.
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Kommentare (3)
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andreas
Der Frau würde ich einen Orden geben.
Das muss man erst mal hinbekommen, so viele nützliche Idioten zu finden, welche ihr Schwarzgeld unterbringen wollen und sie so zu linken.
Sie ist entweder tot oder hat ein hervorragendes Versteck, da sie auch von Gestalten aus der Unterwelt gesucht wird, ich tippe auf tot.
foerschtna
Bin ganz Deiner Meinung, Andreas. Wer so blöd ist, auf so etwas reinzufallen ist eindeutig selber Schuld. Das größte Pyramidenspiel ist allerdings unser derzeitiges Geldsystem, und dort spielen wir alle freiwillig oder unfreiwillig mit.
placeboeffekt
„Dafür können sich bald einen Film zum Thema ansehen: Unter dem Titel Fake wird die Geschichte um OneCoin verfilmt – mit Kate Winslet in der Rolle der Ruja Ignatova.“
Na da bin ich mal gespannt. Wenn Hollywood etwas „based on a true story“ verfilmt, kommt meist melodramatisch verfälschtes Kitschkino heraus.