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Kontaminierter Salat

Foto: 123rf

Eine internationale Untersuchung zeigt: Gras auf Spielplätzen in Südtirol ist nach wie vor mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln kontaminiert.

„Die Ergebnisse legen nahe, dass die Maßnahmen zur Verringerung der Abdrift von Pflanzenschutzmitteln zwar zu begrüßen sind, aber nicht ausreichen“, so der Vorsitzende des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz, Josef Oberhofer.

Rückstandsanalysen von 306 Grasproben, die von 2014 bis 2020 auf 88 öffentlichen Flächen in Südtirol, vor allem Spielplätzen, gezogen worden waren, haben Experten der Health and Environment Alliance (HEAL), des Pesticide Action Network (PAN) Europe, von PAN-Germany und der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU) ausgewertet.

Die Studie wurde vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz mitfinanziert, „Einfluss auf Ergebnisse und Schlussfolgerungen hatten wir aber selbstverständlich keinen“, erklärt Oberhofer.

Die wichtigsten Studienergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass im Untersuchungszeitraum zwar ein leichter Rückgang der Rückstände festgestellt werden kann, 2020 aber immer noch an fast drei Viertel der beprobten Standorte Rückstände von mindestens einem Pflanzenschutzmittel nachgewiesen wurden. Am häufigsten zeigten sich Rückstände von Mitteln gegen Pilzkrankheiten, vor allem Fluazinam wurde in 74 Prozent der kontaminierten Proben nachgewiesen.

Dieses Mittel steht im Verdacht, das ungeborene Kind zu schädigen, und wurde in Tierversuchen mit Krebs in Verbindung gebracht.

Seit 2014 sogar gestiegen ist der Anteil von Rückständen, die die menschliche Fortpflanzung schädigen. Und auch der Prozentsatz der Rückstände mit schädlichen Auswirkungen auf bestimmte Organe ist gestiegen, während der Anteil der Stoffe, die bei Menschen Krebs verursachen können, im Vergleich zu 2014 konstant geblieben ist.

„Maßnahmen greifen zu kurz“

Für Josef Oberhofer, Vorsitzender des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz, zeichnen die Ergebnisse der internationalen Studie ein zwar differenziertes, trotzdem aber besorgniserregendes Bild. „Es ist natürlich positiv, dass die Maßnahmen zur Verminderung der Abdrift von Pflanzenschutzmitteln und die Verbotszonen in unmittelbarer Nähe öffentlicher Plätze Folgen zeitigen“, so Oberhofer. „Nur reichen sie nicht aus.“ Nach wie vor weise ein Großteil der Grasproben Rückstände auf, die für die Gesundheit der Nutzerinnen und Nutzer der Plätze, vor allem der Kinder also, gefährlich sein könnten.

Zudem sei die Gesundheitsgefahr nicht auf die öffentlichen Plätze beschränkt. „Wenn die Rückstände auf Spielplätzen nachgewiesen werden, ist anzunehmen, dass sie in den Gärten und Gemüsebeeten der Anwohnerinnen und Anwohner gleich hoch sind“, erklärt die Geschäftsführerin des Dachverbandes Madeleine Rohrer. Und das heißt: Die Werte für Gemüse und Salat aus dem eigenen Garten wären höher als die geltenden Grenzwerte. „Der eigene Salat dürfte also nicht verkauft werden, weil er als gesundheitsgefährdend eingestuft würde“, so Rohrer.

Josef Oberhofer

Monitoring und besserer Schutz

Angesichts der Ergebnisse der Studie wiederholt der Dachverband für Natur- und Umweltschutz seine bereits mehrfach vorgebrachten Forderungen in Zusammenhang mit dem Schutz vor Pflanzenschutzmitteln. „Zuallererst braucht es ein strukturiertes Monitoring und transparente Daten“, so die Geschäftsführerin der größten Umweltorganisation im Land.

So hätten die Autoren der internationalen Studie beim Land die neuesten Daten zum Jahr 2021 (2022 wurden keine Rückstandsanalysen durchgeführt) angefragt. „Das war schon im letzten Jahr, bekommen haben sie bis dato nichts“, so Rohrer. „Eine solche Geheimniskrämerei schafft nicht gerade Vertrauen.“

Die zweite Forderung ist, die Maßnahmen zum Schutz vor Pflanzenschutzmitteln zu überprüfen und nachzubessern. „Den Bedarf dafür führt uns die Studie klar vor Augen“, so die Geschäftsführerin des Dachverbandes. „Und die Schlussfolgerungen, die die Experten in der Studie ziehen, zeigen zudem klar, wo der Hebel anzusetzen wäre.“

 

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